Fairpachten Für mehr Artenschutz auf den Flächen

Auf hiesigen Äckern und Wiesen wird es immer stiller, die Insekten sterben, die Vögel ziehen sich zurück. Eine umweltschonende Landwirtschaft könnte einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten.

 
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Vor allem Monokulturen lassen es auf den Äckern stiller werden. Foto: Jens Wolling

Große Teile der landwirtschaftlichen Flächen werden nicht von ihren Eigentümern bewirtschaftet. Rund 60 Prozent der Agrarflächen in Deutschland werden verpachtet. Viele Landeigentümer wünschen sich, dass ihr Grund und Boden naturschonend bewirtschaftet wird. Viele wissen aber nicht, welche Möglichkeiten bestehen, um dieses Ziel zu erreichen. Ob Blühstreifen am Ackerrand oder ein Feldlerchenfenster im Getreide: Landeigentümer können Naturschutzmaßnahmen in ihren Pachtverträgen vereinbaren. Welche Naturschutzmaßnahmen für Ackerflächen, Wiesen oder Weiden jeweils sinnvoll sind, hängt von vielen Faktoren ab. Hier sei eine fachliche Beratung hilfreich, schreibt Jens Wolling.

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Individuelle Beratung

An dieser Stelle komme Fairpachten ins Spiel, ein Nabu-Projekt, für das Wolling sich selbst seit mehreren Jahren ehrenamtlich engagiere. Fairpachten biete allen, die landwirtschaftliche Flächen verpachten und sich mehr Natur wünschen, eine individuelle Beratung an. „Im persönlichen Gespräch werden geeignete Naturschutzmaßnahmen identifiziert und erläutert, was deren Umsetzung in der Praxis bedeutet. Im Rahmen der Beratung werden ein Musterpachtvertrag und Steckbriefe von Naturschutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Beratung und Beratungsunterlagen sind kostenlos“, erläutert Wolling. Dieses Beratungsangebot existiere auch im Ilm-Kreis. „Wer sich beraten lassen möchte, kann sich gerne an mich wenden“, sagt der TU Professor und Nabu-Mitglied Wolling. „Einen ersten Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten kann ich geben. Für eine eingehende Beratung vermittle ich dann einen Termin mit den professionellen Beratern.“

Aber es sind nicht nur Privatleute, die landwirtschaftliche Flächen verpachten, auch die Kommunen und die Kirchen sind wichtige Landeigentümer, die einen großen Teil ihrer Flächen nicht selbst nutzen. „Ich bin optimistisch, dass die Stadt Ilmenau in Zukunft bei der Ausgestaltung der Pachtverträge dem Naturschutzgedanken noch mehr Aufmerksamkeit schenken wird und die Ideen von Fairpachten aufgreift“, erläutert Wolling. „Erste Gespräche dazu haben schon stattgefunden. Ich denke im nächsten Jahr wird dies konkretisiert werden.“ Auch mit der evangelischen Kirchgemeinde in Ilmenau habe es schon einen Austausch gegeben. „Die Idee von Fairpachten ist auf große Zustimmung gestoßen“, berichtet Jens Wolling weiter. Im kommenden Jahr soll eine gemeinsame Veranstaltung stattfinden, in der die Idee des Projekts gemeinsam vorgestellt wird.

Am 19. Dezember haben sich 200 Staaten bei der UNO-Artenschutzkonferenz im kanadischen Montreal darauf geeinigt, dass mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz gestellt werden sollen. Das ist ein wichtiger Erfolg für den Naturschutz. Aber die politischen Vereinbarungen werden nur dann wirksam werden, wenn vor Ort konkrete Maßnahmen ergriffen werden, die zum Schutz der Biodiversität beitragen, betont das Nabu-Mitglied. Hierzulande muss sich laut Wolling insbesondere auf den landwirtschaftlichen Nutzenflächen einiges ändern, denn auf Deutschlands Äckern und Wiesen wird es immer stiller. Das Insektensterben und der Rückgang der Vogelwelt haben dramatische Ausmaße angenommen. Eine umweltschonende Landwirtschaft könnte einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten.

Verpächter und Landeigentümer, die sich für ein Beratungsangebot interessieren, können sich an Jens Wolling wenden unter: jens.wolling@tu-ilmenau.de

Weitere Informationen zum Projekt finden sich unter www.fairpachten.org.