Extremismus Überfall auf Rechtsextreme mit Axt und Pfefferspray

Spurensuche nach einem Überfall in Erfurt. Foto: dpa/Martin Schutt

Zwei junge Männer sind in Erfurt unter anderem mit einer Axt und Pfefferspray angegriffen worden. Die Polizei hält die Tat für politisch motiviert: Die Opfer des Übergriffs sollen aus der rechtsextremen Szene stammen.

 
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In einem beschaulichen Stadtteil von Erfurt, nur ein paar hundert Meter nördlich des Domplatzes, sieht es am Donnerstagvormittag ein bisschen so aus, wie es viele Fernsehfans aus Krimis kennen: Weiß-rotes Absperrband der Polizei flattert im Wind, uniformierte Beamte sichern die Zugänge zu einer bestimmten Straße, Kriminaltechniker in weißer Schutzkleidung hantieren mit allerlei Gerätschaften, um Spuren zu sichern. Der Grund: Kurz zuvor sind hier zwei Männer im Alter von 24 und 34 Jahren angegriffen und schwer verletzt worden.

Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Angegriffenen um Rechtsextreme, weshalb die Polizei am Donnerstagnachmittag ein politisches Motiv hinter dem Überfall vermutet. Mehrere maskierte Personen sollen die beiden Männer überfallen haben, heißt es von der Polizei. Die Angreifer hätten gleich mehrere sehr gefährliche Waffen mit sich geführt und diese auch eingesetzt: unter anderem Pfefferspray, sogenannte Totschläger – das sind flexible Schlagstöcke – und sogar eine Axt. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen soll es Videoaufnahmen von dem Überfall geben. Sowohl einer der Angreifer als auch mindestens ein Zeuge sollen die Attacke gefilmt haben.

Sollte es sich bei diesem Angriff tatsächlich um einen politisch motivierten Überfall handeln, wäre das nicht die erste Attacke dieser Art in der thüringischen Landeshauptstadt. Im April 2022 hatte es einen offenkundig politisch motivierten Überfall auf ein Bekleidungsgeschäft in der Erfurter Innenstadt gegeben, in dem Kleidung der Marke „Thor Steinar“ verkauft wird. Die Marke wird bevorzugt in rechtsextremen Kreisen getragen. Damals hatten mehrere Täter auf die Verkäuferin, die in dem Laden arbeitete, eingeschlagen und Farbe auf die ausgehängte Bekleidung sowie die Wände gesprüht.

Im Mai 2021 waren nach damaligen Polizeiangaben mehrere Täter in die Wohnung eines Erfurter Rechtsextremen eingedrungen und hatten dort ihn und seine Freundin attackiert. Sie fesselten den Mann, übergossen ihn mit Chlor und brachen ihm das Bein. Dabei hatten sich die Angreifer zunächst als Polizisten ausgegeben.

Die Thüringer CDU sieht sich auch durch den Überfall vom Donnerstag in ihrer Haltung bestätigt, nach der sich auch die linksextreme Szene zunehmend radikalisiert. Dieser Vorgang sei offenkundig, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Raymond Walk, nach dem Angriff. Seine Fraktion werde die Tat im Innenausschuss des Landtages thematisieren.

Zugleich erklärte Walk, aus seiner Sicht drohten sich Gewalttaten von links und Gewalttaten von rechts gegenseitig zu verstärken. „Dieser erneute Gewaltausbruch im Bereich des politischen Extremismus zeigt, wie hoch das Eskalationspotenzial derzeit ist“, sagte Walk. „Die Gefahr ist groß, dass sich die Gewaltspirale weiterdreht und Gegenreaktionen folgen werden.“

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