Verdächtiger nur leicht verletzt
Der Verdächtige selbst sei dabei entgegen früherer Angaben nicht schwer, sondern nur leicht verletzt worden. Ein Psychiater sei eingeschaltet, bislang stufe man den 57-Jährigen aber als schuldfähig ein.
Er sei keiner Arbeit nachgegangen und habe in der Wohnung mit seiner rund 90 Jahre alten Mutter gelebt. Weil der Briefkasten nicht mehr geleert wurde und überquoll, hatte die Vermieterin die Polizei gebeten, nach dem Rechten zu sehen.
Wenige Tage zuvor habe ein Polizist mit einem Haftbefehl an der selben Wohnung geklingelt, berichteten die Ermittler: Bei dem 57-Jährigen handele es sich um einen Gewalttäter, der bereits wegen drei Körperverletzungen aufgefallen sei und gegen den deswegen zwei Strafbefehle verhängt worden waren. Weil er eine Geldstrafe nicht bezahlt hatte, sollte er eine Ersatz-Freiheitsstrafe antreten.
Die Behörden räumten ein, dass die Einsatzkräfte, die wegen einer „hilflosen Person“ zu der Wohnung gerufen worden waren, möglicherweise nicht von der Gewalttätigkeit des Bewohners wussten.
Fünf Einsatzkräfte im künstlichen Koma
Fünf Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst befanden sich am Freitag nach Angaben der Feuerwehr Ratingen im künstlichen Koma. Sie waren in Spezialkliniken für Brandverletzte nach Köln, Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Bochum gebracht worden. „Die Kollegen erlitten Verbrennungen von bis zu 40 Prozent der Körperoberfläche“, teilte die Feuerwehr mit.
Nach Angaben der Polizei von Donnerstagabend waren zudem eine 25-jährige Polizistin und ein 29-jähriger Polizist lebensgefährlich verletzt worden. 21 Spezialkräfte der Polizei waren vorsorglich wegen Verdacht auf Rauchvergiftung behandelt worden, entpuppten sich aber letztlich als nicht verletzt.
PTB-Waffen, Messer und Dolche im Keller
Der Beschuldigte habe zu den Vorwürfen geschwiegen und auf einen Anwalt verzichtet. Ihm sei dennoch ein Pflichtverteidiger an die Seite gestellt worden. Bei einer Durchsuchung fand die Polizei im Keller PTB-Waffen, Messer und Dolche.
Nach der Explosion soll der Verdächtige die komplette Wohnung in Brand gesetzt haben. Er war schließlich von Spezialkräften überwältigt und festgenommen worden, als diese die Wohnung stürmten.
In der Wohnung waren die Einsatzkräfte auf die Leiche einer Frau gestoßen. Dabei soll es sich um die etwa 90-jährige Mutter des Verdächtigen handeln. Zweifelsfrei identifiziert war sie am Freitag aber noch nicht. Die Frau sei schon länger tot gewesen. Die Einsatzkräfte hätten einen deutlichen Verwesungsgeruch wahrgenommen.
Dienstwaffe in Wohnung gefunden
Weil während der Explosion eine Dienstwaffe der Polizei verloren gegangen war, hatten die Einsatzkräfte nicht ausschließen können, dass der Gewalttäter in den Besitz dieser Waffe gekommen war. Auch deswegen seien während des Großeinsatzes Scharfschützen in Stellung gegangen. Die Waffe sei tatsächlich später in der Wohnung entdeckt worden. Hinweise, dass der Beschuldigte sie benutzt habe, gebe es aber nicht.
„Die furchtbare Tat gegen die Einsatzkräfte in Ratingen macht mich fassungslos und wütend“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Freitag. Es handele sich um eine kaum vorstellbare Tat mit unfassbarer Brutalität und einen hinterhältigen Angriff. Der Anstieg der Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte mache ihr große Sorgen.