Erfurt Land führt Bahn-Nostalgieprogramm weiter

Der "Rodelblitz" soll weiter dampfen. Die historische 41er-Lok bei einem Stopp im Ex-Bahnhof Oberhof. Foto: ari

Dampflokfahrten werden auch künftig vom Freistaat subventioniert - als Werbung fürs Bahnfahren und den Thüringen-Tourismus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Erfurt - Der "Rodelblitz" kann bis 2027 mit staatlicher Unterstützung durch Thüringen dampfen. Das Infrastrukturministerium will das so genannte Bahn-Nostalgieprogramm weiterführen und hat die bisher unter der Regie der Bahn-Tochter DB Regio organisierten Fahrten ab 2022 für sechs Jahre neu ausgeschrieben. Jährlich rund 500 000 Euro lässt sich das Land das Angebot kosten, erklärte eine Ministeriumssprecherin auf Nachfrage. Vorgesehen sind Fahrten auf 16 Routen an 25 Tagen pro Jahr mit 6600 Zugkilometern, größtenteils mit Dampfloks, aber auch mit historischen Dieselfahrzeugen.

Die seit rund 20 Jahren angebotenen-Nostalgiefahrten hätten sich "zu einem festen Bestandteil des touristisch orientierten Eisenbahnverkehrs in Thüringen entwickelt" und seien über die Grenzen des Freistaats hinaus bekannt, sagte die Sprecherin. Man bezuschusse die Fahrten aus zwei Gründen: Zum einen setzt man darauf, dass die Dampfloks auch Werbung für den regulären Bahnverkehr machen und dort zu Fahrgastzuwachs führen. Zum anderen unterstützten die Fahrten mit deutschlandweiter Kundschaft die Thüringer Tourismuslandschaft, was sich in Übernachtungen und Besuchen weiterer Reiseziele niederschlage.

Die Thüringer Nostalgiefahrten werden in Form von Tages- und Rundreisen unter Namen wie "Rodelblitz", "Elstertal-Express, "Rotkäppchen-Express" oder "Wartburg-Express" vermarktet, oft auch als Gesamtpaket, etwa in Kombination mit einem Ticket für die Saalfelder Feengrotten. "Diese Angebote sind sehr gut nachgefragt und regelmäßig ausverkauft", so die Sprecherin. Rund 9000 Fahrgäste habe es im vergangen Jahr gegeben, das entspricht rechnerisch einer Subvention von rund 55 Euro pro Fahrkarte.

Das heutige Dampflokprogramm geht auf die Initiative von Bahn-Enthusiasten bei DB Regio, bei der einstigen landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft und aus dem Umfeld des Vereins "IGE Werrabahn Eisenach" zurück. Im Zusammenspiel aus staatlichen Geldern, Aktivitäten der DB und ehrenamtlichen Helfern konnte ein Traditionszug mit historischen Reichsbahn-Waggons im Bestand der DB erhalten werden. Gezogen werden die meisten Züge von einer Dampflok der legendären Baureihe 41, die auf Landeskosten aufgearbeitet wurde und vom Werrabahn-Verein gewartet und betrieben wird. Lokführer, Heizer, Werkstatt- und Bordpersonal fahren im Rahmen der gemeinnützigen Vereinsarbeit und mit Unterstützung des Bahn-Sozialwerkes unentgeltlich. Zuletzt wurden Dampflok und Wagenpark vor zwei Jahren generalüberholt.

Mit der neuen Ausschreibung ab 2022 muss sich nun der bisherige Vertragspartner, die DB Regio, neu bewerben. Dass andere Interessenten mitbieten, ist theoretisch möglich, aber wenig wahrscheinlich, da ein neuer Anbieter auf eine Kooperation mit den ehrenamtlichen Dampflokfreunden angewiesen wäre. er

Autor

Bilder