Enkeltrick Trickbetrüger per Telefon wieder sehr aktiv

Betrug per Telefon: Immer wieder werden Senioren von Betrügern um ihr Erspartes erleichtert. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ihre Maschen sollten inzwischen eigentlich bekannt sein – trotzdem haben Telefon-Trickbetrüger immer wieder Erfolg.

 
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Suhl/Erfurt - Trickbetrüger scheinen im Moment offenbar die Region Südthüringen „abzuarbeiten“: Die Polizei in Suhl berichtet von einer regelrechten Flut von Anrufen, mit denen seit Dienstag insbesondere ältere Menschen in der ganzen Region bombardiert würden. Viele von ihnen wendeten sich an die Polizei und berichteten von den Betrugsversuchen – trotzdem gebe es auch einzelne Fälle, in denen die Angerufenen zum Opfer werden und ihr Erspartes einbüßten.

Am Dienstag traf es den Angaben zufolge eine Frau in Suhl. Bei ihr hatten sich die Betrüger als Polizeibeamte ausgegeben und ihr mitgeteilt, dass ihr Haus in das Visier einer Einbrecherbande geraten sei. Sie solle nun sämtliches Bargeld zählen und einem Polizeibeamten übergeben, der bei ihr zu Hause vorbeikommt. Die Frau sei den Anweisungen gefolgt und habe letztlich fast 14 000 Euro übergeben, berichtet die echte Polizei. Nun werden mögliche Zeugen gesucht. Auch andere Betroffene, bei denen die Anrufer ihr Glück versucht hatten, sollten sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 03681 369-225 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle melden.

Wie es bei der Polizei weiter hieß, werden bei der aktuellen Anruf-Welle die unterschiedlichsten Variationen auch des sogenannten Enkeltricks versucht: Vom angeblichen schlimmen Verkehrsunfall eines nahen Angehörigen, für den eine Kaution gezahlt werden muss, über ein Familienmitglied, welches angeblich mit einem scheren Coronaverlauf auf der Intensivstation des Krankenhauses liegt und für dessen Behandlung eine gewisse Summe benötigt würde oder ein angeblicher Wohnungskauf, für den ei angeblicher Verwandter eine größere Anzahlung leisten muss. Ebenso „in Mode“ sind angebliche größere Geldgewinne, für die der angerufene Gewinner erst noch Payback- oder andere Guthaben-Karten kaufen und deren Nummern telefonisch durchgeben soll.

Allerdings werden seit Anfang der Woche auch aus anderen Teilen Thüringens vermehrte Betrugsversuche gemeldet. Dabei würde auch versucht, an Daten für das Onlinebanking zu gelangen, informierte etwa die Polizei in Gera.

In Erfurt konnte die Polizei Betrüger festnehmen, die seit Tagen Senioren per Telefon mit der Masche von falschen Polizeibeamten hereinzulegen versucht hatten. Allein am Montag und Dienstag seien in der Landeshauptstadt über 100 solcher Anrufe gezählt worden. Dabei war eine 81-jährige Frau dazu gebracht worden, dass sie einen hohen Betrag von ihrem Konto abhob und in einer Mülltonne deponierte – in der Annahme, dass nun die Polizei ihr Vermögen, ihre gesamten Ersparnisse, verwahrt. Zum Glück hatten die echten Beamten zuvor Wind von dem Betrug bekommen und waren zur Stelle, als die Betrüger die Beute abholen wollten. Drei Männer aus Hessen im Alter von 24 und 25 Jahren seien damit auf frischer Tat gestellt worden.

Die selbe Masche – einschließlich der Deponierung in der Mülltonne – sollte offenbar auch in Großfurra (Kyffhäuserkreis) laufen. Hier war eine 80-Jährige dazu gebracht worden, neben dem Bargeld auch Wertsachen zu hinterlegen. Nach einem anonymen Hinweis nahm die Polizei hier zwei Männer im Alter von 32 und 42 Jahren fest. Unklar blieb den Angaben zufolge, ob die beiden Männer nur als Abholer fungierten oder bereits mit der Frau am Telefon gesprochen hatten. Meist sitzen in solchen Fällen die Täter in Telefonzentralen im Ausland und steuern von dort aus auch ihre Abholer hier vor Ort.

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