Etwas belastet wurden die Erdölpreise durch neue Lagerdaten aus den USA. Laut American Petroleum Institute (API) sind die landesweiten Ölreserven in der vergangenen Woche gestiegen. Am Donnerstag veröffentlicht das Energieministerium seine wöchentlichen Zahlen. Es wird mit einem Rückgang der Vorräte gerechnet.
Zurzeit bewegen sich die Ölpreise in der Nähe ihres höchsten Standes seit knapp einem Jahr. Für Auftrieb sorgen Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung durch flächendeckende Corona-Impfungen. Die Corona-Lage bleibt jedoch in vielen Ländern angespannt, was auch die Stimmung am Rohölmarkt belastet. Seinen Tiefststand hatte der Ölpreis im vergangenen April erreicht. Damals hatte das Barrel nur noch knapp 17 Dollar gekostet. Ein Absturz, wie ihn die Welt noch nie zuvor gesehen hatte. Öl wurde plötzlich einfach nicht mehr gebraucht.
Doch inzwischen hat sich der Markt wieder gewandelt. Das zeigen Daten der US-Energiebehörde EIA. Demnach war von Juni bis Dezember die weltweite Nachfrage in jedem einzelnen Monat höher als das Angebot. Und das lässt die Preise wieder steigen. Diese Entwicklung hängt damit zusammen, dass viele Länder ihre Fördermengen drastisch reduzierten, das Angebot also strategisch verknappten.
Doch seit dem drastischen Preisverfall im vergangenen Frühjahr verbraucht die Menschheit auch einfach wieder mehr Öl. Der erste Nachfrageschub kam nach Daten der EIA mit den Lockerungen nach der ersten Corona-Welle im Westen und dem Aufschwung in China. Im Nordhalbkugel-Herbst ging der Verbrauch dann noch weiter nach oben, trotz der zweiten Viruswelle.
„Der Einbruch der Weltwirtschaft war stark, aber die Erholung war auch kräftig. Die Ölnachfrage spiegelt das wider“, sagte Dora Borbély, Rohstoff-Strategin der Deka-Bank, kürzlich dem Spiegel. Die derzeitigen Lockdowns seien für die Wirtschaft längst nicht so folgenschwer wie die Maßnahmen der ersten Welle. „In so gut wie allen Ländern wird die Industrie weitgehend von den Lockdowns ausgeklammert“, erklärte Borbély. Die globalen Lieferketten seien diesmal weitgehend intakt geblieben. „Das hält die Konjunktur trotz der höheren Infektionszahlen relativ hoch.“ Und damit auch die globale Nachfrage nach Erdölprodukten.
Und so ist zu befürchten, dass die aktuell höheren Preise an den Tankstellen für Verbraucher wieder zur Normalität werden. Denn wenn der weltweite Ölverbrauch wieder auf Werte vor der Krise klettert, dann wird auch der Preis wieder das alte Niveau erreichen.
Einen Ausweg gibt es und genau in diesen will die Politik Verbraucher durch die CO2-Steuer drängen: Autos fahren, die kein Benzin oder Diesel mehr verbrennen, und die Häuser mit Heizungen warmhalten, die ihre Energie aus der Sonne, der Erde oder aus Holz ziehen. Klar ist jedoch, dass auch dieser Umstieg zunächst einmal Geld kostet.