Energiepreise Der Preisschock kam zum Jahreswechsel

Auch im neuen Jahr kommt es auf Tag und Uhrzeit an, um beim Tanken günstige Preis zu erwischen. Wie hier am Donnerstag an einer Tankstelle in Ilmenau. Doch zum Jahresanfang gingen die Spritpreise tendenziell nach oben. Foto: /ari

In der Pandemie hatten sich die Menschen an eines gewöhnt: Günstige Sprit-Preise. Seit Jahresanfang ist die Tankfüllung an manchen Tagen wieder teurer. Das liegt nicht nur an der CO2-Steuer.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Suhl/Berlin/Frankfurt - Natürlich hatten Wirtschaftskammern davor gewarnt, dass die Steuer auf Kohlenstoffdioxid ab dem Jahreswechsel das Leben für die Verbraucher deutlich verteuern wird. Und das mitten in der Pandemie. In der die Menschen ohnehin genug Probleme haben: Kurzarbeit, Homeoffice, Homeschooling, Sorge um den Arbeitsplatz. Und nun auch noch höhere Ausgaben für Heizöl, Erdgas, Benzin oder Diesel.

Seit dem Jahresanfang gilt die erste Stufe der CO2-Steuer in Deutschland. Die Maßnahme, mit der Deutschland den Ausstoß des Treibhausgases minimieren und Anreize zum Kauf sauberer Technologien setzen möchte. Und mit der neuen Steuer klettern die Preise an den Tankstellen auf Höhen, die die Kunden in der Pandemie schon fast vergessen hatten.

Vergangenen Sommer war der Liter Diesel an den Tankstellen teilweise für knapp unter einen Euro zu haben, zum Jahreswechsel lag der Preis bei rund 1,10 Euro. Und jetzt? Aktuell zeigen die Preistafeln an den Tankstellen mancherorts 1,25 Euro für den Liter. Doch dieser Aufschlag von 15 Cent je Liter ist mit der neuen Steuer allein nicht zu erklären. Denn die Steuer macht bei Benzin nur rund sieben, bei Diesel acht Cent je Liter aus. Hinzu kam die Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel. Doch auch die erklärt den Anstieg von 15 Cent je Liter nicht.

Wie kann es also sein, dass Benzin und Diesel plötzlich wieder so teuer sind, als gäbe es keinen Zusammenbruch des weltweiten Flugverkehrs, keine Lockdowns im öffentlichen Leben? All das müsste die Nachfrage doch eigentlich sinken lassen und damit auch die Preise.

Doch nicht nur die Steuer treibt die Preise aktuell in die Höhe. Der Ölpreis ist in den vergangnen Tagen in die Höhe geschnellt. Zumindest im Vergleich zum vergangen Sommer. Zwar haben die Ölpreise am Donnerstag im frühen Handel leicht nachgegeben. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 55,99 US-Dollar. Das waren neun Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel ebenfalls leicht auf 53,19 Dollar.

Etwas belastet wurden die Erdölpreise durch neue Lagerdaten aus den USA. Laut American Petroleum Institute (API) sind die landesweiten Ölreserven in der vergangenen Woche gestiegen. Am Donnerstag veröffentlicht das Energieministerium seine wöchentlichen Zahlen. Es wird mit einem Rückgang der Vorräte gerechnet.

Zurzeit bewegen sich die Ölpreise in der Nähe ihres höchsten Standes seit knapp einem Jahr. Für Auftrieb sorgen Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung durch flächendeckende Corona-Impfungen. Die Corona-Lage bleibt jedoch in vielen Ländern angespannt, was auch die Stimmung am Rohölmarkt belastet. Seinen Tiefststand hatte der Ölpreis im vergangenen April erreicht. Damals hatte das Barrel nur noch knapp 17 Dollar gekostet. Ein Absturz, wie ihn die Welt noch nie zuvor gesehen hatte. Öl wurde plötzlich einfach nicht mehr gebraucht.

Doch inzwischen hat sich der Markt wieder gewandelt. Das zeigen Daten der US-Energiebehörde EIA. Demnach war von Juni bis Dezember die weltweite Nachfrage in jedem einzelnen Monat höher als das Angebot. Und das lässt die Preise wieder steigen. Diese Entwicklung hängt damit zusammen, dass viele Länder ihre Fördermengen drastisch reduzierten, das Angebot also strategisch verknappten.

Doch seit dem drastischen Preisverfall im vergangenen Frühjahr verbraucht die Menschheit auch einfach wieder mehr Öl. Der erste Nachfrageschub kam nach Daten der EIA mit den Lockerungen nach der ersten Corona-Welle im Westen und dem Aufschwung in China. Im Nordhalbkugel-Herbst ging der Verbrauch dann noch weiter nach oben, trotz der zweiten Viruswelle.

„Der Einbruch der Weltwirtschaft war stark, aber die Erholung war auch kräftig. Die Ölnachfrage spiegelt das wider“, sagte Dora Borbély, Rohstoff-Strategin der Deka-Bank, kürzlich dem Spiegel. Die derzeitigen Lockdowns seien für die Wirtschaft längst nicht so folgenschwer wie die Maßnahmen der ersten Welle. „In so gut wie allen Ländern wird die Industrie weitgehend von den Lockdowns ausgeklammert“, erklärte Borbély. Die globalen Lieferketten seien diesmal weitgehend intakt geblieben. „Das hält die Konjunktur trotz der höheren Infektionszahlen relativ hoch.“ Und damit auch die globale Nachfrage nach Erdölprodukten.

Und so ist zu befürchten, dass die aktuell höheren Preise an den Tankstellen für Verbraucher wieder zur Normalität werden. Denn wenn der weltweite Ölverbrauch wieder auf Werte vor der Krise klettert, dann wird auch der Preis wieder das alte Niveau erreichen.

Einen Ausweg gibt es und genau in diesen will die Politik Verbraucher durch die CO2-Steuer drängen: Autos fahren, die kein Benzin oder Diesel mehr verbrennen, und die Häuser mit Heizungen warmhalten, die ihre Energie aus der Sonne, der Erde oder aus Holz ziehen. Klar ist jedoch, dass auch dieser Umstieg zunächst einmal Geld kostet.

Autor

Bilder