Elefanten und Mücken Drei Power-Frauen im Gespräch

Christin Keiner. Foto:  

Wege im Leben sind mitunter sehr kurvenreich und spannend. Zur aktuellen Auflage des Formates Elefanten und Mücken mit Julia Pöhlmann im Bürgerhaus Zella-Mehlis berichteten drei Gäste genau darüber.

 
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Niemand hat recht Lust daran zu glauben, dass die Gesprächsrunde nach dem letzten gesagten Satz tatsächlich schon vorüber sein soll. So passiert, was oft geschieht nach dem offiziellen Teil. Jeder kommt mit jedem ins Gespräch. Die Gäste, die Julia Pöhlmann, Initiatorin des beliebten Formates Elefanten und Mücken einlädt, über sich, verwirklichte Träume, Ziele, über Erfahrungen zu berichten, die gerade eben noch fremde Nachbarn in der Stadt waren, sind es plötzlich scheinbar gar nicht. „Es ist immer wieder schön, Zella-Mehliser auf diese Weise kennenzulernen. Man weiß, wer zum Stadtbild gehört, mehr oft nicht. Schon gar nicht, welch interessanten und inspirierenden Geschichten mit ihnen verbunden sind“, sagt Margit Baumgärtner. Ungern lässt sie eine der Veranstaltungen aus, die seit 2016 staunendes Publikum hinterlassen.

Aktuell sorgte dafür Silke König aus Benshausen. Sie krempelte ihr Leben komplett um und wechselte von der Kundenberaterin in einem Bankhaus in den Einzelhandel am Wohnort. Gewonnen hat sie Zeit für die Familie und für sich, intensiveren Kontakt zu Menschen, nette Gespräche mit Kunden, die für sie wertvoll sind – trotz der umfangreichen Arbeit. Abzuschalten hat sie gelernt, beim Laufen, Lesen oder Gärtnern. Eine wichtige Lektion nach der Zeit, als ihr Mann schwer erkrankt war. „Wir sind nur einmal auf dieser Erde. Wer es sich nicht selbst schön macht, ist selbst schuld“, sagt sie.

In Uniform und Knobelbechern

Regina Künzel bereicherte den Abend mit ihrem Erleben als ehemalige Leiterin des Schullandheims. Das Publikum lachte Tränen über die Episoden, wie die von den ersten Gästen die die letzten für die Einrichtung hätten sein können. „Pitschenass von heftigem Regen kam die Schulklasse aus Suhl-Nord für die geplante Übernachtung in Zelten an. Damals reiste man noch mit kleinem Rucksack, nicht mit Rollkoffer“, erinnerte Regina Künzel schmunzelnd. Trockene Rettung war gefragt, die auf dem Dachboden liegende ZV-Uniformen und die dazugehörigen Knobelbecher brachte. Ein Gaudi für alle, die plötzlich darin steckten..... Erlebnisse, Erinnerungen, die gemeisterten Jahre des Aufbaus und Wachsens des Schullandheims, dessen Einmaligkeit Besucher in 17 mitgebrachten Gästebüchern schilderten, machten die enge Bindung, den enormen Einsatz deutlich und zugleich die Schwere des Abschieds von ihrer Arbeit mit Kindern.

Auch Sozialpädagogin Christin Keiner arbeitet mit jungen Menschen. Das Wie ist ein nicht abgeschlossener Prozess, eine Suche, die zur Erkenntnis führen kann, besser doch eine andere Richtung einzuschlagen. „Kinder- und Jugendpsychotherapie ist sehr wichtig, nicht aber mein Weg“, entdeckte sie und wurde Gartentherapeutin. Die Gestaltung des Gartens nach dem privaten Hausbau machten ihr die Wirkung der Arbeit mit Pflanzen eher zufällig deutlich. Ihr, die dachte, einen schwarzen Daumen zu haben. Die Jugendlichen, mit denen sie arbeitet, sehen es ganz anders. Der Mensch steht bei der Gartentherapie im Mittelpunkt, wobei die Pflanze das Medium für den Erhalt von Gesundheit und Wohlbefinden ist. Wachteln, Schafe, Ziegen leben übrigens inzwischen auch bei Keiners. Die Imkerei soll folgen.

Der nächste Elefanten-und-Mücken-Abend im Bürgerhaus ist am 17. März geplant.

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