Einwohnerzahl Wir werden immer weniger

Leerstand in Suhl-Nord. Foto: frankphoto.de/Bastian Frank

Trotz Zuwanderung vieler Flüchtlinge wird Thüringen in den kommenden Jahren deutlich Einwohner verlieren. Besonders schlimm trifft es die Stadt Suhl.

 
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Jedes Jahr verschwindet in Thüringen eine Kleinstadt: Im Durchschnitt werden pro Jahr rund 16 600 Kinder im Freistaat weniger geboren als Menschen sterben, haben Statistiker errechnet. Diesen Rückgang kann auch das sogenannte Wanderungssaldo nicht ausgleichen – rund 7800 Personen kommen pro Jahr voraussichtlich mehr hierher als im gleichen Zeitraum das Land verlassen. Am Ende wird Thüringen voraussichtlich im Jahr 2034 die Schwelle von zwei Millionen Einwohnern unterschreiten.

Diese Prognose trifft die „dritte regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung“, die das Landesamt für Statistik am Dienstag veröffentlicht hat. Ihr zufolge werden im Jahr 2042 voraussichtlich noch 1,925 Millionen Menschen in Thüringen leben. Das sei ein Rückgang gegenüber Ende 2021 – als es noch 2,108 Millionen Thüringer gab – von rund 8,7 Prozent.

In der Berechnung werden auch Voraussagen für die einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte getroffen. Und hier erwarten die Statistiker den größten Verlust an Einwohnern in der Stadt Suhl: Mehr als ein Viertel (26,3 Prozent) könnte der Stadt bis 2042 verlorengehen. Das seien rund 9 500 Einwohner. Ende 2021 verzeichnet die Statistik in Suhl 36 054 Einwohner. Nicht ganz so dramatisch wie in Suhl fällt der Vorausberechnung zufolge der Einwohnerrückgang in Gera mit neun Prozent aus. Lediglich in den Städten Weimar (4,8 Prozent), Erfurt (1,1 Prozent) und Jena (0,5 Prozent) werden leichte Zugewinne erwartet.

Für die Landkreise wird der stärkste Einwohnerrückgang im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt erwartet – minus 17,6 Prozent. Das Umfeld der wachsenden Städte – Weimarer Land (-0,8 Prozent), Saale-Holzland-Kreis (-3,4 Prozent) und der Ilm-Kreis (-4,7) – kommt demgegenüber noch vergleichsweise glimpflich weg. Die Südthüringer Kreise Hildburghausen (-14,9 Prozent), Wartburgkreis (-12,7 Prozent), Sonneberg (-12,5 Prozent) und Schmalkalden-Meiningen (-11,9 Prozent) liegen über dem Durchschnitt der ländlichen Kreise (-10,8 Prozent).

In früheren Bevölkerungsprognosen waren noch stärkere Einwohnerrückgänge vorausgesagt worden. So wurden im Jahr 2014 für Thüringen im Jahr 2035 bereits nur noch 1,875 Millionen Einwohner erwartet, jetzt lieht die Prognose-Zahl bei 1,992 Millionen, immerhin 117 000 Einwohner mehr. Bei der aktuellen Vorausberechnung seien bereits die Zuzüge aus der Ukraine im Jahr 2020 berücksichtigt worden, heißt es in der Mitteilung des Landesamtes für Statistik. Dadurch sei im Zeitraum der Vorausberechnung auch mit steigenden Geburtenzahlen zu rechnen – allerdings könne dies nicht die hohe Zahl der Sterbefälle ausgleichen.

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