Eigenheimbau Wohnträume entstehen zwischen jahrzehntealten Balken

Anica Trommer
Richard, Leonhardt und Lisa Fleischmann (von links) bauen gemeinsam an ihrem Traum vom Haus. Sie hoffen, Ende kommenden Jahres in die Gabelsberger Straße ziehen zu können. Foto: Michael Bauroth

Viele junge Familien träumen vom Eigenheim, auch die Fleischmanns. Doch statt auf ein Baugrundstück in Zella-Mehlis zu lauern, haben sie sich in ein mehr als 110 Jahre altes Haus in der Gabelsbergerstraße verliebt. Entkernt ist es schon, jetzt sollen die Wohnvisionen umgesetzt werden.

 
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Zella-Mehlis - Wenn Lisa Fleischmann ihr Haus in der Gabelsberger Straße in Zella-Mehlis betritt, dann sieht sie die fertigen Räume schon vor sich. „Ich stehe gerade in der Küche“, sagt die junge Frau und lacht. Denn von einer Küchenzeile fehlt jede Spur. Zur Zeit gibt es nicht einmal mehr Wände im Haus. Nach dem Entkernen ist nur die äußere Hülle stehengeblieben. In Inneren sind die rohen Fachwerkbalken zurückgeblieben. Darauf sollen nun die Wohnträume gebaut werden.

Richard und Lisa Fleischmann haben das Gebäude, das 1907 errichtet wurde, im vergangenen Jahr gekauft. „Meine Frau ist in einem Haus aufgewachsen und hatte schon immer den Wunsch, ein eigenes zu besitzen“, schildert Richard Fleischmann. Nach dem Umzug von Suhl in eine Zella-Mehliser Mietwohnung im Jahr 2018 starteten die beiden mit der Suche nach einer geeigneten Immobilie.

Ein Neubau war nie ein Thema für die Familie – anders, als bei vielen anderen Zella-Mehlisern. Ein Platz im Neubaugebiet, das am Waldfriedhof entsteht, ist begehrt. „So ein Haus von der Stange wollten wir nicht, sondern eines, das Charme hat“, sagt Lisa Fleischmann. Der Plan sei gewesen, ein bestehendes Haus zu kaufen, einmal durchzumalern und einzuziehen, erinnert sie sich.

Der Funke sprang über

Vom Malern sind sie und ihr Mann nun dennoch meilenweit entfernt. Doch als sie das Haus in der Gabelsberger Straße betreten haben, sprang sofort der Funke über. Zumindest bei Richard Fleischmann und seinem Vater. „Mein Vater hatte gleich viele Ideen. Er hat Erfahrung damit, aus etwas Altem etwas Neues zu machen. In Suhl hat er viele Gebäude umgebaut. Damit steckte er mich an“, erzählt Richard Fleischmann. Schließlich fand auch Ehefrau Lisa Gefallen an dem Projekt.

Nach dem Kauf standen die ersten Arbeiten an. Der alte Schiefer an der Fassade wurde entfernt und alle Wände im Inneren abgebrochen. Die meisten Fachwerkbalken seien gut im Schuss, so das Urteil des Hausbesitzers. Einige Holzbalken müssten aber nach einem Wasserschaden ausgetauscht werden. Andere wiederum müssen weichen, um die Räume zu vergrößern.

Für das Obergeschoss haben die Fleischmanns besondere Pläne. Es wird abgerissen. Ein neuer Aufbau soll mehr Raum schaffen. Anstatt 150 Quadratmeter wird das fertige Haus dann etwa 200 Quadratmeter Fläche bieten. Dafür ist ein Bauantrag nötig. Auch die Stadt Zella-Mehlis muss dafür ihre Zustimmung erteilen. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses gab’s dafür grünes Licht und ein Lob aus der Stadtverwaltung. „Es ist erfreulich, dass durch den geplanten Umbau und die Sanierung ein altes Wohnhaus erhalten bleibt und mit neuem Leben gefüllt wird“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Assistent auf dem Bau

Die Entscheidung für das alte Haus haben Lisa und Richard Fleischmann nicht bereut. „Es ist cool, etwas Neues entstehen zu sehen“, sagt der Bauherr, der sich eher als Assistent auf dem Bau sieht. Er freue sich aber darauf, seine handwerklichen Fähigkeiten auszubauen. Vor allem von seinem Vater könne er viel lernen, sagt er. Den Ausbau wollen die Zella-Mehliser aber nicht gänzlich allein stemmen, sondern auch Fachfirmen beauftragten. „Wir wollen ja irgendwann einziehen“, sagen die beiden lachend. Richard Fleischmann hofft, dass er das Weihnachtsfest 2022 mit seiner Familie bereits in den eigenen vier Wänden feiern kann.

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