Denn einen grundlegenden Unterschied gibt es schon. Während Raucher, Schlemmer und Säufer bloß sich selbst zugrunde richten und allenfalls Kranken- und Sozialkassen schädigen, gefährden Raser stets auch andere an Leib und Leben. Denn selbst wenn die persönliche Einschätzung eine andere sein mag: Die Wenigsten derer, die die linke Spur für eine Tiefflug-Schneise halten, wären zu einer angemessenen Reaktion auch nur ansatzweise imstande, falls plötzlich Unvorhergesehenes passierte.
Apropos: Ein Ausweis höchster Fahrkunst ist die Hatz auf gerader Strecke ohnehin nicht. Meister – auch Meisterinnen – beweisen sich eher in schneller Bogenfahrt. Wer also glaubt, es besonders ambitioniert treiben zu müssen, steuere Sachsen-, Lausitz- oder Nürburgring an. Besucher-Ticket lösen und Vollgas geben. Beschert jede Menge Spaß – und die nötige Gelassenheit im Alltag, wo es vor Leitplanken eben kein Kiesbett gibt und keine Reifenstapel.
So ein Tempolimit müsste ja nicht zwingend bei 120 oder 130 liegen. Warum nicht über 160 reden? Sehr viel schneller fahren auf Dauer doch sowieso die Wenigsten. Einfach mal probehalber. Für ein Jahr vielleicht oder auch zwei. Und hintennach die sorgfältige Analyse. Geht bei all den guten Effekten wirklich so viel Zeit und Lebensgefühl verloren?
Was in der Debatte eher wenig taugt, ist der reflexhafte Verweis auf die Gefahr für den Standort Deutschland. Würden sich Tempolimit und der Wunsch nach schnellen Autos nämlich ausschließen, brächten Porsche, BMW und Co. in den USA kein einziges Auto vom Hof.
Ehrlicher wäre zu sagen: "Wir wissen um all die guten Argumente, aber wir ignorieren sie." Den Satz jedoch traut sich niemand an führender Stelle im Politik-Betrieb. Da päppelt dann lieber Andreas Scheuer (CSU) die schnelle Hälfte des fahrenden Volkes und Svenja Schulze (SPD) notgedrungen die langsame. Überzeugende Begründungen für ihre Standpunkte haben beide nicht geliefert.