Wie genau sich zutrug, die Operation Rallye-Rückkehr keinem Japaner zu übertragen, ist nicht überliefert. Hartnäckig hält sich die Version, Toyota-Boss Akio Toyoda sei bei einer Testfahrt mit Mäkinen durch die verschneiten Wälder derart ergriffen gewesen,
dass er ihm freie Hand für die Entwicklung des Yaris WRC ließ. Mit einer Maßgabe: "Wir hassen es zu verlieren."
Herausgekommen ist ein Auto, das schon im zweiten Jahr die Marken-WM eroberte und in Sachen Aerodynamik weit in Führung liegt. Was sie am Yaris-Ende an Flügel aufgepackt haben, übertrifft manchen Tourenwagen. Sogar die Halter der Spiegel sorgen für Anpressdruck. Anfangs lächelte die Konkurrenz noch milde, kurze Zeit später begann sie mit Nachbauten.
Bewegt wird der Kleinwagen von einem 1,6-Liter-Turbo, der um die 400 PS freisetzt. Ein hydraulisches Sechs-Gang-Getriebe reicht die Kraft an alle vier Räder. Vortrieb in Reinform. Allerdings stammen nur mehr das Toyota-Emblem und die dritte Bremsleuchte vom Yaris aus dem Schaufenster. Der Rest sind Spezialteile. Pfiffiger, leichter, robuster. Kein Wunder, dass so ein WRC geschätzte anderthalb Millionen kostet.
Aber man will schließlich bestehen gegen Hyundai, Citroën und das nicht ganz offizielle Ford-Team M-Sport. Auf vier Kontinenten, Schnee, Schotter, Schlamm, Asphalt – und bei all dem Ungemach, das sonst noch droht.
In Finnland in Form von Hügeln. Sprünge von 50 Metern und mehr bei Tempo 200 sind schon für die Fahrer nicht einfach – noch weniger aber für die Autos. An die 40 Zentimeter Federweg schluckt die Aufhängung bei der Landung einfach weg. Kuppe für Kuppe. So als ließe man Knetmasse auf den Boden fallen. Ein technisches Wunderwerk. Dafür könnte man für einen einzigen Stoßdämpfer auch zwei Serien-Yaris kaufen.
Für den Erfolg hat Toyota – wie die anderen Teams auch – eine eigene Welt mitgebracht. Ausgepackt aus einem Dutzend Sattelzügen. Platz für Ingenieure, Wetter-Analysten, Physiotherapeuten – und das Küchen-Team. Unter dem Werkstatt-Zeltdach: eine Spezialisten-Truppe, die blind jede Schraube findet. Die in zwanzig Minuten ein Getriebe wechselt und eine Hinterachse in acht. Und die selbst Scheinbar-Schrott fahrfähig dengelt, noch bevor den Zuschauern im Service-Park der Kaffee kalt wird.
Mit derlei Betreuung und noch mehr Herz fahren die Yaris-Piloten eine zwischenzeitliche Dreifach-Führung heraus. Dann der Schock. Kris Meeke reißt sich an einem Stein die linke Radaufhängung ab, Latvala fährt sich an identischer Stelle einen Reifen platt. Mäkinen tobt und die Konkurrenz wittert Morgenluft. Doch am Ende sind Glück und Können mit Ott Tänak, der mit diesem Sieg die WM-Führung ausbaut.
Die rollende Werkstatt geht fast unter in Jubel und Sekt – dann wird eingepackt und zusammengekehrt. Ziel: Bostalsee. Serviceplatz der Rallye Deutschland. Der Sieger der vergangenen beiden Jahre hieß: Ott Tänak.