Ebern Kunst mit Maske

Noch bis zum 2. August zeigt die aver-Mayr-Galerie Werke des in Ebern geborenen Malers Adolf Vogel. Noch trauen sich wenige Besucher, doch sie dürfen unbesorgt sein.

 
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Ebern - 100 Meter Warteschlange. Nach der Wiedereröffnung am Pfingstwochenende erlebte das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg einen wahren Besucheransturm. Nicht ganz so groß war der Hunger nach Kultur in Ebern. Auch hier durften das Heimatmuseum und die Xaver-Mayr-Galerie am 24. Mai wieder eröffnen. In der Galerie sogar mit einer ganz neuen Ausstellung mit bisher ungesehenen Werken des in Ebern geborenen Malers Adolf Vogel. Doch bisher hielt sich das Interesse in Grenzen, sagt Kurator Stefan Andritschke vom Eberner Bürgerverein. Wobei: Vielleicht könnte das überschaubare Besucheraufkommen gar nicht an mangelndem Interesse, sondern an der Besorgnis der Menschen liegen. "Ich führe das darauf zurück, dass sich die Leute vielleicht noch nicht so trauen, in öffentliche Gebäude zu gehen", sagt Stefan Andritschke. Doch er beruhigt: Aufgrund der großen Räume sei es unbedenklich, sich in der Galerie aufzuhalten.

Noch vier Sonntage

Die Ausstellung "Adolf Vogel - Aufbruch in die moderne Malerei"ist noch bis 2. August in den Räumen der Xaver-Mayr-Galerie (Ritter-von-Schmitt-Straße 1, 96106 Ebern) zu sehen. Öffnungszeiten sind sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr und jederzeit nach Absprache (Telefon 09531/4756 oder 09531/944880).

Überhaupt hat die Xaver-Mayr-Galerie, wie jedes Museum, ein Hygienekonzept, das strikt eingehalten wird. So durfte beispielsweise bisher auf 20 Quadratmeter Ausstellungsfläche ein Besucher kommen, was für die Galerie 13 Gäste bedeutet hätte. So viel erreichte die Ausstellung, die auf zwei Stockwerken über 40 teils großformatige Skizzen, Aquarelle und Ölbilder des in Ebern geborenen Künstlers zeigt, selbst an guten Tagen nicht. Im Durchschnitt sechs bis sieben Interessierte pro Öffnungstag wanderten bisher durch die Ausstellung. Weit entfernt erst recht von den inzwischen erlaubten 26 Personen. Dass es nicht unverhofft mehr werden, dafür sorgt ein ausgeklügeltes System: "Jeder bekommt beim Eintritt eine Murmel", schmunzelt Stefan Andritschke: Ist der Murmel-Becher leer, wäre die Maximalzahl an Besuchern erreicht.

In den weitläufigen Räumlichkeiten selbst kommt es selbst bei 26 Besuchern nicht zu einem engen Kontakt. Auch im Heimatmuseum übrigens nicht, wo sich die Besucher stets so verteilen, dass es schon großer Zufall ist, wenn man sich dort überhaupt über den Weg läuft. In der Galerie wiederum ist so viel Platz, dass sich alle gut aus dem Weg gehen können. In allen Museen deutschlandweit herrscht obendrein Pflicht zur Maske. Die werde auch anstandslos getragen, wie Stefan Andritschke berichtet. Und wo sie im Museum der Bayerischen Geschichte, um auf Regensburg zurückzukommen, womöglich dann doch irgendwann lästig werden könnte, hat Ebern einen Vorteil: Die Verweildauer in der Adolf-Vogel-Ausstellung ist mit Sicherheit kürzer; 30 bis 40 Minuten schätzt Stefan Andritschke. Den größten Ansturm bei vergangenen Ausstellungen habe es immer bei der Vernissage gegeben, doch die sei ja heuer ausgefallen. Zumindest eine Präsenz-Veranstaltung, denn diesmal luden die Veranstalter via Facebook, Instagram, YouTube oder auf der Homepage des Bürgervereins zu einer "virtuellen Vernissage". Kunsthistorikerin Sibylle Kneuer, die sich intensiv dem Leben und Werk des Malers beschäftigt hat, führte dort in die Materie ein.

Und die ist wirklich sehenswert. Adolf Vogel zieht den Betrachter mit all seinen Motiven in den Bann - ob mit schicksalsschwangeren Landschaften, eindringlichen Portraits oder schlichten Stillleben. Seine Farben sind kräftig, oft düster; sein Pinselstrich wirkt dynamisch, doch teilweise auch nur angedeutet. Damit steht Vogel ganz in der Tradition des Expressionismus, beweist aber auch einen eigenen Stil. Vieles scheint angedeutet, ungesagt, anderes klar und nachdrücklich. "Adolf Vogel steht stellvertretend für eine ganze Künstlergeneration, die um 1900 geboren wurde und deren Lebensweg durch beide Weltkriege stark geprägt und beeinträchtigt wurde", formuliert es Sibylle Kneuer. Die Ergebnisse von Kneuers Forschung sind übrigens auch im neuen Heimatblatt 22 ("Adolf Vogel - Ein Künstler aus Ebern") nachzulesen. Zusätzlich gibt es drei Postkarten mit seinen Werken, die ebenfalls in der Galerie und im Heimatmuseum erhältlich sind.

Adolf Vogels Werke, die der Bürgerverein im März von dessen Witwe geschenkt bekommen hat, werden nach Ausstellungsende wohl ins Depot wandern. Vielleicht, sagt Stefan Andritschke, könnten sich aber auch andere Museen noch für die Werkschau interessieren. In Ebern haben Besucher noch bis zum 2. August die Gelegenheit - ganz sicher.

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