Beschäftigte beteiligen
Wichtig ist dem HR Ethikbeirat zudem, dass es bei der Einführung von KI im Personalbereich transparent zugeht und Beschäftigte angemessen beteiligt werden Das sei Voraussetzung für die Akzeptanz. Zudem müssten arbeits- und datenschutzrechtliche Vorgaben beachtet werden. Explizit erwähnt werden auch die Vermeidung von Diskriminierungen und die „Letztentscheidungsbefugnis einer natürlichen Person“.
Nicht ganz so viele ethische Fallstricke birgt nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer der Einsatz von KI in anderen Unternehmensbereichen. Joachim Warschat nennt als Beispiel die maschinelle Auswertung von Patentschriften oder die Übersetzung von Fachartikeln in verständliche Sprache mit Hilfe sogenannter Large Language Models à la ChatGPT. Ein Wachstumsfeld sei auch der Einsatz von KI-Systemen zur automatischen Steuerung und Optimierung von Maschinen und Produktionsanlagen, so der Direktor des Steinbeis Instituts Management Education und frühere Chef des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation.
Sorgenkind Mittelstand
Allerdings tun sich deutsche Unternehmen nach Ansicht von Gerald Lembke generell schwerer mit der Nutzung von KI und anderen digitalen Technologien als die Konkurrenz aus den USA oder Asien. „Besonders gering ist das Interesse im Mittelstand“, so der Leiter des Studiengangs Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. „Da stellt dann ein Manager, der selber keine große Ahnung vom Thema hat, einen jungen Bachelor ohne Berufserfahrung ein und meint, dass das reicht.“ Die Unternehmen bräuchten mehr Mut zur Veränderung – sie sollten „denken wie Forscher“ und Dinge einfach mal ausprobieren.
Ähnlich sieht es Warschat. Für Deutschland und Europa werde es sehr schwer werden, den Rückstand bei den KI-Basistechnologien wieder aufzuholen, meint der Professor. „Aber bei der Ethik, da seid ihr gut“, habe ihm ein Kollege aus den USA kürzlich gesagt. Auch Kramarsch sieht die Chance, dass Europa maßgeblich zu einem fairen und verantwortlichen Umgang mit dem Werkzeug KI beitragen kann. „Ob sich das allerdings zu einem Exportschlager entwickeln wird, weiß ich auch nicht“, so der HKP-Partner.
Definition
Künstliche Intelligenz (KI) ahmt mittels Software menschliches Denken und Lernen nach. Dazu werden verschiedene Strategien genutzt. Beim maschinellen Lernen geht es etwa darum, in großen Datenmengen Muster zu erkennen. Ziel ist die automatisierte Lösung ähnlich gelagerter Aufgaben. Basis vieler KI-Anwendungen sind neuronale Netzwerke, deren Aufbau sich an der Verknüpfung von Nervenzellen orientiert. Generative KI zur Erstellung von Texten, Bildern oder Software beruht auf besonders leistungsstarken „tiefen“ neuronalen Netzen.
Verbreitung
Laut einer im September publizierten Umfrage des Digitalverbandes Bitkom nutzen 15 Prozent der deutschen Unternehmen KI (Vorjahr: neun Prozent). Insbesondere bei allem, was mit Sprache zu tun hat, sehen die Befragten ein großes Potenzial: Textanalyse, Spracherkennung, Texterstellung. Dazu dürfte auch der Hype um ChatGPT beigetragen haben. Weitere wichtige Einsatzgebiete seien Bild-, Gesichts- und Mustererkennung.