Fünf Jahre später wird die Stätte jüdischen Lebens und der dazugehörige Präsentationsraum in der Hoffnung 38 eingeweiht. Eine festliche, bewegend Feierstunde. Bewegend, weil in der ersten Reihe Nachfahren alteingesessener jüdischer Schmalkalder Familien Platz genommen hatten. Wie der 83-jährige Ralph Jacob aus Paris. Seine Vorfahren waren vermutlich im 18. Jahrhundert in der Stadt sesshaft geworden. Leonard Lachmann war noch nicht geboren, als seine Mutter in den 1930er Jahren Schmalkalden verlassen musste. Sie emigrierte erst nach China, später in die USA. Lachmann und Frau Ina, wohnhaft in Houston/Texas, wurde bei seinem zweiten Besuch in Schmalkalden von Cousin Randy Marcks und dessen Frau Karen begleitet. Alon Schuster aus Israel hätte sicherlich gern die fertige Mikwe bewundert. 2018, bei seinem letzten Besuch, war alles noch Baustelle. Doch die Pandemie verhinderte die Ausreise des Enkels von Nathan Schuster, dem letzten Vorsteher der jüdischen Gemeinde. So grüßte Alon Schuster in einer Audiobotschaft „voller Respekt, tiefster Wertschätzung und Dankbarkeit“ sein „geliebtes Schmalkalden“ und deren Einsatz, die Mikwe als Beweis jüdischen Lebens zu bewahren. Bürgermeister Kaminski sieht in der Anfang des 17. Jahrhunderts errichteten Mikwe eine ganz besondere Chance: Sie erlaubt einen Blick zurück – und einen nach vorn. Eröffnet Möglichkeiten, Geschichte vor Ort zu erforschen und den Austausch auf allen Ebenen weiterzuführen. Staatssekretär Malte Krückels stellte die Mikwe als kulturhistorische Stätte und öffentliches Denkmal heraus. Er wünschte sich vor allem viele junge Menschen als Besucher der Mikwe. In Vertretung der Stiftung Deutscher Denkmalschutz (DSD) gratulierte Andreas de Maizière, Mitglied des Kuratoriums. Mit 50.000 Euro aus ihrer treuhänderischen Ernst-Ritter-Stiftung hat die 1985 gegründete DSD die Steinrestaurierung der eindrucksvollen Kellermikwe unterstützt. Rabbi Alexander Nachama lobte die in Schmalkalden entwickelte Erinnerungs- und Gedenkkultur. Es gebe zwar keine jüdische Gemeinde mehr, sagte er, aber die historischen Stätten seien Teil der Stadt geworden. Das Wort ergriffen auch die Gäste aus den USA und aus Frankreich. Man hätte die Mikwe zuschütten und, wie geplant, die Tiefgarage bauen können, sagte Ralph Jacob. Umso mehr achte er die Entscheidung, das Bauwerk für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Leonard Lachmann freute sich, ein Teil der Schmalkalder Familie sein zu dürfen. Nach der Schlüsselübergabe der Architekten an die Wohnungsbau GmbH als Bauherrin und Eigentümerin, die den Schlüssel an die Stadt Schmalkalden als Betreiberin der Mikwe weiterreichte, dufte das Tauchbad besichtigt werden. Geführt von Stefan Svoboda, Matthias Vester und Mathias Seidel vom Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie. Sehbehinderte Menschen können die Mikwe an einem Modell ertasten. Zwei Flyer wurden ebenfalls erstellt.