Nachdem alle organisatorischen Anliegen abgehakt waren, widmet sich Bernardy in ihrem Redebeitrag zum wiederholten Male der Frage, wie mittels Waffenlieferungen an die Ukraine, die vor fast einem Jahr durch Russland kriegerisch angegriffen wurde, Frieden gefördert werden soll. In diesem Zuge verweist sie direkt auf eine weitere Frage, nämlich ob sich Deutschland durch die Unterstützung zur Kriegspartei mache. „Lohnt es sich überhaupt, diese Diskussion noch zu führen?“, will die Rednerin wissen und beantwortete sich die Frage, selbst, während noch ein Raunen durchs Publikum geht: „Die Diskussion ist irreführend, denn unparteiisch sind wir nicht“. Sie warnt des Weiteren vor einer weiteren Eskalation der Situation in der Ukraine und die Folgen, die für die deutsche Bevölkerung entstehen könnten. Sie fügt im Folgenden noch hinzu, dass „Diplomatie der Weg sein sollte“, um Frieden zu erreichen. Für diese Aussage erhielt Bernardy zustimmendes Pfeifen und regen Applaus vom Publikum.
Dieses stiftete ihr ebenfalls laut Beifall, als sie den Politikern des Bundes erneut Ignoranz und schlechte Arbeit vorwarf, weil Vollzeitarbeitende bestimmte Hilfen vom Staat, wie Wohngeld, beantragen können. Sie machte deutlich, dass es nicht tragbar sei, dass bereits in Vollzeit tätige Angestellte durch niedrige Löhne, die anhaltende Inflation und die Preissteigerungen durch die Energiekrise nicht genug Geld hätten, um ihren Lebensunterhalt hinreichend zu bestreiten. „Wenn die Politik gut wäre, bräuchten wir solche Hilfen gar nicht“, schlussfolgerte Bernardy.
Kritik aus den eigenen Reihen
Zudem fühlt sie sich noch verpflichtet, den Zuhörern eine Erklärung abgeben zu müssen, warum SZG auf seinem Facebook-Auftritt das Konzert des Thüringer Polizeiorchesters in Sonneberg beworben hat.
Sie rief in diesem Zuge in Erinnerung, dass unter dem Beitrag im Internet einige negative Kommentare den Verein erreicht haben. Die Fragesteller hätten sich verwundert darüber gezeigt, wieso SZG auf die bevorstehende Veranstaltung hinweise. Schließlich hätten auch Teilnehmer und Redner der Proteste zu Coronahochzeiten „Polizeigewalt erfahren“, auch sie sei von Wasserwerfern attackiert und durchnässt worden, erklärte Bernardy mögliche Gründe für die Abneigung gegenüber des Post-Inhalts. Anschließend mahnte sie jedoch, dass man niemals eine ganze Berufsgruppe über einen Kamm scheren dürfe. SZG wolle lediglich auf das Konzert aufmerksam machen, weil der Erlös für einen guten Zweck gespendet werden soll.
Die Kritik von vormaligen SZG-Mitgliedern und Mit-Demonstranten macht auch Ingo Schreurs zum Thema. Er spricht vor der Kamera, die regelmäßig die Protestaktionen für den Live-Stream in den sozialen Medien aufzeichnet, direkt zu jenen, die die Organisatoren „böse angegangen haben“.
Eigentlich, merkt er an, wolle er gar nicht zurückschießen, sondern, dass die Kritiker wieder mit „für ein gutes Deutschland“ kämpfen. Doch es sei nicht förderlich gewesen, sich über Konzerte und Gespräche oder Nicht-Gespräche mit dem amtierenden Landrat zu zerstreiten. Was die Kritiker für ein Konzept hätten, um „aus dieser verdammten Krise vernünftig rauszukommen“, will Schreurs mit Blick in die Kamera wissen. Eine gemeinsame Protestaktion zwischen SZG und Landkreis war nach gemeinsamen Gesprächen Ende 2022 ausgeblieben. Vize-Landrat Köpper erteilte dem Verein eine schriftliche Absage, nachdem bei einer Friedenskundgebung Pfarrer Rainer Kunz auf die sinnvollen Coronaschutzmaßnahmen hingewiesen und daraufhin zahlreiche Anfeindungen erhalten hatte („Freies Wort“ berichtete am 14. Dezember 2022) . Schreurs macht gegen Ende der Versammlung klar, dass er zudem „noch mehr Druck“ von oben befürchte, da „wir uns gerade in einer Verschnaufpause befinden“. Nach seiner Rede werden die Zuschauer überpünktlich gegen 18.45 Uhr verabschiedet. Die Veranstaltung war nach Angaben der Polizei angemeldet und lief friedlich ab.