DDR-Dienstfahrzeuge „Man fühlt sich wie ein König in der Sänfte“

Anica Trommer

Ihre Dienst- und Regierungsfahrzeuge haben die Mitglieder des Vereins Fuhrpark-Ost-West am Sonntag auf dem Platz der Einheit in Suhl geparkt. In den Autos ließen sich die DDR-Genossen noch bis 1989 durchs Land kutschieren.

 
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Welche Persönlichkeit auf der Rücksitzbank seines Autos saß, weiß Martin Wundrack genau. In dem Volvo 264 TE wurde einst Konrad Naumann, der erste Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, durch die DDR gefahren. Rund 60 000 D-Mark kostete so ein Schmuckstück auf vier Rädern damals. Es ist eines der letzten 15 Modelle, die 1982 nachbestellt und gänzlich in Schweden gefertigt wurden „Böse Zungen behaupten ja, dass der Stoff an den Fenstern erst in der DDR ins Auto gekommen ist, weil die Genossen nicht hinter schwedischen Gardinen sitzen wollten“, erzählt das Mitglied des Vereins Fuhrpark-Ost-West lachend.

Der Volvo gehört zum Vereinsbestand. Martin Wundrack kümmert sich l um seine Instandhaltung. Das Auto ist mehr als 40 Jahre alt. Das braucht eine entsprechende Pflege“, betont er. Aus der Hand gebe er ihn nie. „Gern nehme ich mal jemanden mit, aber fahren darf nur ich“, sagt er. Wenn das Fahrzeug als Requisit für Film- und Fernsehen gebucht werde, werde er als Fahrer jedes Mal auch zum Statist. Der Karosserie- und Fahrzeugbaumeister aus Wittingen hat ein Händchen fürs Blech und eine Leidenschaft für die DDR-Dienst- und Regierungsfahrzeuge. Am Sonntag parkten er und etwa 20 weitere Fahrzeugenthusiasten ihre Schätze auf dem Platz der Einheit.

Über die Geschichte seines Fahrzeugs hat Ingolf Mehl nicht viel herausfinden können, bedauert er. Sein Tschaika wurde 1973 gebaut. Durch Zufall sei er vor sieben Jahren bei einem großen Auktionshaus auf das besondere Fahrzeug aufmerksam geworden. Die Karosserie glänzte damals wie heute. Den Motor habe er komplett überholen lassen. „Man fühlt sich darin wie ein König in der Sänfte“, beschreibt er das Fahrgefühl.

Ein Türöffner

Wenn er mit dem Auto unterwegs sei, grüßten die Leute und winkten. „Er ist ein Türöffner.“ Doch das gute Stück dürfe nur bei Sonnenschein raus aus der Garage, betont Ingolf Mehl. Dann geht es zu Oldtimertreffen oder zum Eisessen.

Als Alltagsauto nutzt der Vorsitzende des Vereins, Rolf Mahlke, seine Oldtimer. Selbst zum Einkaufen fährt er damit. Sieben Stück hat er über die Jahre gesammelt. „Wenn man einmal infiziert ist, hört man nicht mehr auf“, sagt er. Alle drei Wochen wechsele er das Auto, um es zu bewegen. Nur für den Winter habe er sich jetzt ein E-Auto bestellt. So wolle er die Oldtimer vor den salzigen Straßen schützen.

Honeckers Wagen

Als Student in Rostock habe er zum ersten Mal solch eine verlängere Karosse gesehen. „Das Auto ist damals in Richtung Stasi-Gefängnis abgebogen“, erinnert sich Rolf Mahlke. In diesem Moment entflammte seine Liebe zu diesen Fahrzeugen und der Wunsch, eins zu besitzen. Ein Lada 2106 machte den Anfang. Selbst ein Dienstfahrzeug von Erich Honecker, ein Citroën CX, befindet sich in seinem Besitz.

Dass er in einer Rarität unterwegs ist, ist Thorsten Hamet bewusst. Von seinem Wolga wurden nur 130 Stückgebaut. Niemand weiß, wie viele noch übrig sind. Um die 1985 gebaute Limousine nach Thüringen zu holen, zuzulassen und endlich fahren zu können, hat er mehrere Jahre gebraucht, erzählt der Erfurter. Nun genießt er sein Hobby auf Deutschlands Straßen.

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