„Das Wunderkind“ Darum geht's im neuen „Tatort“ aus München

Gerade erst haben die Münchner „Tatort“-Kommissare mit ihrem geplanten Abschied Schlagzeilen gemacht, jetzt kommt ihr neuer Fall ins Fernsehen.

 
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Beim Münchner „Tatort“ wird rückwärts gezählt, seit der Bayerische Rundfunk bekannt gegeben hat, dass Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl nach 100 Fällen Schluss machen. An diesem Sonntagabend (20.15 Uhr im Ersten) kommt nun Fall Nummer 94 mit dem Titel „Das Wunderkind“ ins Fernsehen. Bleiben noch sechs.

Den altgedienten Kommissaren Ivo Batic (Nemec) und Franz Leitmayr (Wachtveitl) merkt man selbstverständlich nicht an, dass ihre Tage gezählt sind. Ganz unbeeindruckt von ihrem nahenden Ende ermitteln sie auch in der ersten Folge nach Bekanntwerden ihres Rückzugs routiniert wie eh und je - dieses Mal im Knast.

Denn dorthin verlegen die Kommissare und ihr jüngst zum Oberkommissar beförderter Kollege Kalli (Ferdinand Hofer) ihr Büro, um den Mord an einem Häftling aufzuklären, der erstochen an dem wohl gemeinhin - zumindest wenn man der Filmgeschichte glauben darf - gefährlichsten Ort jeder JVA gefunden wird: in der Dusche.

Steckt ein Bandenkrieg unterschiedlicher Häftlingsgruppierungen hinter dem Verbrechen? Und hat der als Musterinsasse geltende Dieter Scholz (Carlo Ljubek) etwas mit der Sache zu tun, der seine bevorstehende Entlassung möglicherweise gefährdet sah?

„Ein Gefängnis ist eine geschlossene Welt in sich, eine Welt, die ihre eigenen Spielregeln hat“, sagt Regisseur und Drehbuchautor Thomas Stiller nach BR-Angaben. „Hier haben die Kommissare nicht die Hoheit, die sie draußen in der Freiheit haben – und genau diese Form von Ohnmacht, Mauer, die es für die Kommissare zu überwinden gilt, war für mich der Reiz an der Geschichte.“

In deren Mittelpunkt steht aber gar nicht so sehr der Gefängnisalltag als vielmehr das titelgebende „Wunderkind“, Scholz' hochbegabter Sohn Ferdinand (Phileas Heyblom), dessen Pflegeeltern ihn in der haftbedingten Abwesenheit des leiblichen Vaters zu einem kleinen Mozart herangefördert haben.

Obwohl der Junge schreit und wütet und die Pflegeeltern weinen und stumm verzweifeln, wird er herausgenommen aus der liebevollen Familie, in die er bestens integriert ist, als Vater Dieter nach Jahren ohne nennenswerten Kontakt aus dem Knast entlassen wird - und das, obwohl er im Verdacht steht, seinem Sohn gegenüber früher schon gewalttätig gewesen zu sein.

Dass dieses Szenario in etwa so realistisch sein dürfte wie die Tatsache, dass das Ganze im Film ohne jegliche pädagogische und psychologische Begleitung passiert, sei mal dahingestellt. Und ohne zu viel verraten zu wollen: Der Mord im Knast bleibt nicht das einzige Verbrechen in dem Krimi. Denn dieser „Tatort“ erzählt eigentlich gleich zwei Geschichten, die allerdings so lose und fast willkürlich miteinander verbunden sind, dass es wohl ratsam gewesen wäre, sich auf eine der beiden zu konzentrieren.

Die 95. „Tatort“-Episode des Ermittlerteams mit dem Titel „Schau mich an“ ist nach Angaben des BR schon gedreht und soll ebenfalls noch in diesem Jahr ausgestrahlt werden. Fünf weitere sind verabredet, dann sind die 100 voll.

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