In seiner Frühphase trug der Pianist und spätere Keyboarder ab 1952 plötzlich Kostüme im altägyptischen Stil und behauptete, er komme vom Planeten Saturn. Er nannte sich fortan Sun Ra, nach dem ägyptischen Sonnengott Ra. Alle biografischen Daten seines Geburtsdatums stritt er zudem von da an konsequent ab. Seine Stücke trugen zunehmend Titel mit Wörtern wie „Planet“, „Interstellar“, „Cosmic“ oder „Asteroid“. Und doch schälten sich aus diesem kruden Klangkosmos ein paar Hits heraus, die weit über die Jazzszene hinaus Anerkennung fanden, „Space ist the place“, beispielsweise. Sun Ras Werk kann nur als unübersichtlich bezeichnet werden, lässt sich aber sehr grob einteilen: in seine Anfänge mit Bigband-Swing in den 1940ern, seine experimentelle Phase in den 1960ern und seine Jazz-Periode, die bis zu seinem Tod anhielt. Der Komponist und Bandleader veröffentlichte Hunderte Alben: oft auf Kleinstlabels, die heute extrem teure und schwer gesuchte Raritäten sind. Und – neu für diese Zeit – auf seinem eigenen Label El Saturn. Das Internetportal Discogs listet allein unter „Sun Ra“ 175 Veröffentlichungen und unter „Sun Ra Arkestra“ weitere 240 Werke. Ungezählte professionelle Biografen und Internet-Blog-Betreiber pflegen das Werk des kultisch verehrten Jazzers.