Curling Gehörlose Curler kämpfen in Ilmenau

Um mal eine Vorstellung von dem zu geben, wie das am Wochenende in der Eishalle Ilmenau so aussehen wird: Eine typische Szene aus einem Double Mixed-Wettkampf, mit dem Duo Niklas Edin/Emma Sjödin (Schweden). Foto: mago/Bildbyran

Sieben Duos aus drei Bundesländern sind am Wochenende bei der Deutschen Gehörlosen-Meisterschaft im Double-Mixed-Curling in der Ilmenauer Eishalle zu erleben.

 
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Von allen Eissportarten ist Curling zumindest in Deutschland quasi die „modernste“, und sie wird auch schon länger beim EC Ilmenau betrieben. Aber wer hier mal intensiver zuschauen wollte sah sich oft mit recht unchristlichen Zeiten konfrontiert. Das ändert sich an diesem Wochenende komplett: Die Eishalle Ilmenau ist Schauplatz der Deutschen Gehörlosenmeisterschaft in der Disziplin Double Mixed, und das Turnier ist auf drei Tage verteilt: Freitag ab 17 Uhr, Samstag von 9 bis 13 Uhr und Sonntag nochmals ab 10 Uhr. Zeit zum Zugucken gibt’s also reichlich – nur dass es halt ohne Ton zugeht, dafür aber mit um so mehr Bild (um mal einen Ausdruck aus der Röhrenfernseher-Zeit zu gebrauchen).

Worum geht’s? „Double Mixed“ ist Curling für Zweierteams, bestehend aus einer Frau und einem Mann. Im Gehörlosen-Sport erfolgt die Kommunikation nicht mit Zurufen, wie man sie aus Fernsehübertragungen kennt, sondern per Zeichensprache. Der veranstaltende Deutsche Gehörlosen-Sportverband legt genaue Normen fest, ab welchem Behinderungsgrad man starten darf, außerdem sind Hörgeräte verboten. Gehörlosensportler können sich auch an normalen Curling-Wettkämpfen beteiligen, sie tragen aber auch eigene Europa- und Weltmeisterschaften sowie eigene Olympische Spiele aus, die „Deaflympics“.

Insgesamt werden sieben Duos aus vier Vereinen diese Meisterschaft bestreiten, im Modus jeder gegen jeden: Drei Duos des Gehörlosen-Sportclubs „Erfordia 1916“ aus Erfurt, ein Duo der Gehörlosen Bergfreunde München, zwei Duos vom Gehörlosen-SV Kassel und ein Duo vom Gehörlosen-SV Darmstadt. Die gehörlosen Curler tragen ihre Meisterschaften seit 2019 aus, damals zunächst nur der normale Teamwettkampf in Erfurt. Double Mixed als zweite Disziplin kam 2020 hinzu und wurde damals ebenso in Füssen ausgetragen wie auch im Jahre 2022, dazwischen gab es 2021 eine Corona-Pause.

„Aber da es sehr wenige Hallen in Deutschland gibt, in denen Curling möglich ist haben wir da nur eine beschränkte Auswahl“, so Oliver Hausburg, 1. Vorsitzender des GSC Erfurt. „Wegen der hohen Energiepreise sind zudem viele Hallen ohne Eis, sodass ich mal in Chemnitz und Ilmenau angefragt habe, ob wir hier unser Championat ausrichten könnten. Die Wahl ist dann auf Ilmenau gefallen, und wir möchten uns sehr bei den Verantwortlichen der Stadt, die uns die Eiszeiten zur Verfügung gestellt haben, bedanken. Ebenso für die finanzielle Unterstützung sowie beim Landessportbund und beim Thüringer Eis- und Rollsportverband.“

Die Kehrseite der Medaille

Ilmenau wird damit ein weiteres Mal zum Schauplatz von Eissport für Behinderte: Die Deutsche Nationalmannschaft im Para-Eishockey war hier bekanntlich schon mehrmals mit Trainingslagern zu Gast. Allerdings stößt das inzwischen auch auf Kritik bei den ortsansässigen Eissportlern, denen dadurch oft Trainingszeiten verloren gehen. Zumal im Dezember auch noch eine Hallenschließung wegen Inventur hinzu kam. Es wäre schon viel gewonnen, hieß es, wenn solche Termine langfristiger bekannt gegeben würden, damit man sich langfristiger alternative Trainingsmöglichkeiten suchen könne.

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