Corona-Pandemie Nach Kritik: Impfzentrum zieht in Arnstädter Stadthalle

Die Arnstädter Stadthalle. Im Obergeschoss soll hier ein Impfzentrum entstehen. Start soll der 3. Februar sein. Foto: Berit Richter

Das Impfzentrum in Arnstadt öffnet Anfang Februar doch nicht in der Rankestraße, sondern in der Stadthalle. Außerdem zeichnet sich ab, dass im Ilm-Kreis mit dem Moderna-Vakzin geimpft wird.

 
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Arnstadt - Statt in der Rankestraße wird Anfang Februar das für die Region Arnstadt zuständige Impfzentrum im Gebäude der Stadthalle in der Brauhausstraße eröffnet. Das bestätigte am Montag Veit Malolepsy, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen, im Gespräch mit Freies Wort. Nach einem Gespräch mit dem Landratsamt habe man sich gemeinsam auf die Verlegung verständigt.

„Das ist aber immer eine Abwägungssache“, erklärte Malolepsy. Eine Verlegung zöge auch „immer einen Rattenschwanz mit sich, wenn es darum geht, allen Leuten, die schon einen Termin haben, Bescheid zu geben“. Im konkreten Fall von Arnstadt hätten die Verantwortlichen entschieden, dass „wir das hinkriegen“, so Malolepsy.

Hinkriegen hätte man das aber nach Ansicht von Landrätin Petra Enders schon früher können. So sagte sie am Rande des Kreis-Bauausschusses am Montagabend im Gespräch mit dieser Zeitung, man habe der KV fünf Gebäude vermittelt, unter anderem ein weiteres in der Rankestraße, eines in der Rosenstraße und eben die Stadthalle. „Das hätte die KV gleich haben können, wenn sie gefragt hätte. Wir haben immer Hilfe angeboten“, so Enders.

Der Vorteil der neuen Örtlichkeit liegt darin, dass es genügend Parkplätze gibt und das Impfzentrum barrierefrei erreichbar ist. „Es ist einfach der bessere Standort“, fasste es Malolepsy zusammen. Die Stadthalle selbst wird für das Zentrum aber nicht benötigt: Geimpft wird im ersten Obergeschoss, wo es mehrere Räume gibt, die als Warte- und Impfzonen hergerichtet werden können.

Menschen, die bereits einen Impftermin vereinbart hätten, werden kurz vor dem Termin per Mail über die neue Örtlichkeit informiert. „Das kennen viele beispielsweise schon vom Zahnarzttermin. Da gibt es in der Regel auch eine Erinnerungs-Mail“, so Malolepsy. In der Rankestraße würden zudem entsprechende Hinweise angebracht, die über die neue Örtlichkeit informieren.

Impfungen mit Moderna

Gestartet werden soll mit den Impfzentren – in Ilmenau wird die alte Schwimmhalle am Stollen der Standort sein – im Ilm-Kreis am 3. Februar. Wie Freies Wort aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, wird im Landkreis nicht der Impfstoff von Biontech/Pfizer eingesetzt, sondern der Impfstoff des US-amerikanischen Pharmakonzerns Moderna. Bestätigen wollte das Malolepsy aber nicht. „Das weiß ich nicht. Es gibt lediglich die Festlegung, dass die Impfstoffe, die jetzt geliefert werden, auch verimpft werden“, sagte er. Ohnehin könne sich niemand den Impfstoff selbst aussuchen. „Es erfährt in der Regel auch niemand vorher, mit welchem Impfstoff er geimpft wird. Es kann sein, dass sich das von Woche zu Woche ändert“, so der KV-Sprecher.

Er betonte aber, dass alle Impfstoffe, die zugelassen sind, sicher seien. „Wenn die ständige Impfkommission den Impfstoff freigibt, müssen wir den Experten auch einfach mal vertrauen“, sagte er. „Beim Impfstoff handelt es sich definitiv nicht um eine Bombe, die Menschen zerstört.“ Wie Malolepsy weiter erklärte, würden persönliche Besonderheiten im Bezug auf die Impfstoffe, also beispielsweise Allergien, vorher über einen Anamnesebogen und auch in einem persönlichen Gespräch mit dem Arzt geklärt. „Der Facharzt schätzt die Antworten ein, stellt Nachfragen, spricht Nebenwirkungen an“, so Malolepsy. „Jeder Geimpfte wird ausreichend informiert“, versprach er.

Die Impfstoffe
Bislang wurden zwei Impfstoffe in der EU zugelassen. Zum einen der Impfstoff von Biontech/Pfizer, zum anderen der des Pharmakonzerns Moderna.

Biontech/Pfizer verfolgten mit ihrem Vakzin ein neues Konzept: Der Impfstoff basiert auf der Boten-RNA-Technologie (englisch: messenger RNA, kurz: mRNA). Dieser beruht auf synthetischen Genen, die die menschlichen Zellen anregen sollen, ein Virus-Eiweiß zu bilden. Ziel ist es, das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern gegen das Coronavirus anzuregen. Laut Paul-Ehrlich-Institut besteht keine Gefahr, dass mRNA ins Genom eindringt. Unser Erbgut lagert im Kern der Zelle. Dass RNA dort eingebaut werden könnte, sei wegen der unterschiedlichen chemischen Struktur unmöglich. Ein solcher Impfstoff kann schnell in großen Mengen hergestellt werden. Allerdings muss das Biontech-Mittel bei etwa minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Das erschwert die Logistik deutlich. Studien zufolge hat der Impfstoff eine Wirksamkeit von 95 Prozent. Der Wert ergibt sich daraus, wieviele Menschen in einer Studie sich nach einer Impfung noch mit dem Coronavirus infiziert haben.

Wie Biontech setzt auch Moderna auf die neue Boten-RNA-Technologie. Den Angaben zufolge ist der Impfstoff etwa 30 Tage lang bei Temperaturen von zwei bis acht Grad stabil und bis zu sechs Monate bei minus 20 Grad Celsius. Einer Moderna-Studie von November zufolge zeigt der Impfstoff eine Wirksamkeit von gut 94 Prozent beim Schutz vor Covid-19.

Quelle: rbb24.de

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