Coburg feiert Samba wie in Rio

Yannick Seiler
Samba-Prinzessin Desiane de Jesus zeigt ihren Federschmuck auf der Bühne am Schlossplatz vor hunderten Zuschauern. Foto: Frank Wunderatsch

Coburg hat das Wochenende dem brasilianischen Karneval gewidmet. Hunderte Menschen besuchten bei meist schönem Wetter während der drei Tage das Internationale Samba-Festival. Bereits die Eröffnung bot einige Höhepunkte und Prominente, die dem Fest einen würdigen Auftakt gaben.

 
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Durch Coburgs Sambadrom wummerten am Wochenende wieder brasilianische Rhythmen. Der südamerikanische Karneval war zurück in der Vestestadt, farbenfroh, laut, taktvoll und weder zu überhören noch zu übersehen. Für Besucher, Organisatoren und Künstler war es ein Neubeginn nach zwei Jahren Pause, der nichts vom gewohnten Samba-Flair vermissen ließ. Die Trommeln der Musikgruppen sollten den Schlossplatz vibrieren lassen: So oder so ähnlich hatte es Chef-Veranstalter Rolf Beyersdorf am Freitag einige Stunden vor Beginn des Festivals versprochen. Er sollte Recht behalten. Denn neben der Hauptbühne vor dem Landestheater, hatte man heuer erstmals eine zweite Spielfläche im Hof der Ehrenburg aufgebaut. Dort zeigten am Samstagabend „Houba“ ihren französischen Sambapunk. Anschließend war es der Sänger Samu Neves, der den Zuschauern mit seiner Gitarre in der Hand abwechselnd ruhige Klänge als Kontrast zu den schallenden Trommeln in der Stadt bot.

Die Hauptbühne war dem Samba-Spektakel gewidmet, wie es seine Anhänger kennen. Während Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) das diesjährige Festival-Wochenende eröffnete, gehörte die Bühne kurz darauf schon Samba-Königin Camila Silva und Samba-Prinzessin Desiane de Jesus. Sie trugen ihre üppige geschmückten und mit Pfauenfedern versehenen Kostüme vor hunderten Zuschauern am Freitagabend zur Schau. In Feierlaune hatten zuvor Taynara Wolf, Schauspielerin und Finalistin von „Germany’s Next Topmodel“, und ihr Bruder Raony, Model, die Menge mit einer Gesangseinlage eingestimmt. Weitere Ehrengäste wie Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD), Landrat Sebastian Straubel (CSU), Bundestagsabgeordneter Johannes Wagner (Grüne) und Landtagsabgeordneter Martin Mittag (CSU) ließen es sich nicht nehmen, der Eröffnung auf der Bühne beizuwohnen. „Es ist Zeit aufzustehen, es ist Zeit sich zu bewegen“, rief Wolf den Zuschauern entgegen. Roth ergänzte: „Bitte lassen sie die Emotionen, die Brasilien uns schenkt, in ihre Herzen.“ Und genau das taten die Besucher dann drei Tage lang in Coburgs Innenstadt.

Sonne über Coburg

Der Freitag und der Sonntag boten der südamerikanischen Lebensfreude beste Bedingungen. Die Sonne schien fast pausenlos und das Wetter ließ es zu, dass es für knappe Samba-Kostümen nicht zu kalt war. Lediglich der Samstag war wechselhaft. Ein kurzer kräftiger Regenschauer am Nachmittag kühlte die Atmosphäre kurzzeitig ab, bevor sich anschließend wieder die Sonne über Coburg zeigte.

Wie viele Menschen in die Vestestadt gereist sind, um nach zwei Jahren pandemiebedingter Samba-Pause wieder brasilianische Lebensfreude zu sehen, lässt sich noch nicht sagen. Die Veranstalter zählen noch. Doch waren es nicht so viele wie noch während des Samba-Festivals 2019, heißt es in einer Mitteilung. Neben südamerikanischen Klängen durften sich die Besucher auf etliche internationale Mitbringsel und Essen aus Regionen wie Indien und Äthiopien freuen. Selbst der Bratwurststand am Markt wies mit Brasilianischen Flaggen geschmückt darauf hin, dass es während dieser drei Tage im Sommer wieder international wurde in Coburg.

Vieles war neu während des diesjährigen Internationalen Samba-Festivals in Coburg. Die Hauptbühne am Schlossplatz wurde um eine weitere Spielfläche im Hof der Ehrenburg erweitert, der Samba-Umzug am Sonntag wich einem Familienprogramm im Hofgarten, und das Festivalgelände war kleiner als vor den zwei Jahren Unterbrechung, welche die Pandemie mit sich brachte. Doch weder Künstler, noch Besucher und Organisatoren hatten verlernt, wie man brasilianische Lebensfreunde und Karneval in der Vestestadt Einzug halten lässt.

Überschwänglicher Applaus

Zwischen Freitagabend und Sonntagnachmittag bespielten mehr als 50 Sambaschulen aus ganz Europa neben 25 weiteren Sängern und Tänzern die Bühnen. Sehenswert waren unter anderem die Auftritte der kolumbianischen Percission-Gruppe „Aainijaa“ unter der Leitung von Homero Cortes. Sie boten am Samstagvormittag im Kongresshaus Rosengarten einen Lehrgang für Samba-Musiker an, die ihr Repertoire verfeinern und erweitern wollten. Während dort nur geübte Trommler mitspielen konnten, durfte sich mit Samba-Tanz bei zwei Lehrstunden jeder im Hüftschwung üben. Ebenfalls im Kongresshaus führte der Tänzer Gato de Salto in die Schritte ein.

Neben Coburger Gruppen wie „Aipalé“, die mit einem überschwänglichen Applaus vom Publikum auf der Hauptbühne begrüßt wurden, und „Aweng Samba“ spielten auch internationale Szenegrößen wie „O Maracujá“ aus Paris und „Maracatau Nation Stern der Elbe“ auf. Neben klassischen Samba-Gruppen schlugen „SwissPowerBrass“ und die „Quastenflosser“ andere Töne an. Die beiden Schweizer Gruppen erweiterten die brasilianische Spielweise um etliche Bläser und vertonten so auch bekannte Pop- und Rocklieder. Eine besondere Bühne bot die Morizkirche am Samstagvormittag den „Quastenflossern“.

Bunt und gut gelaunt

Doch nicht nur Musik wurde den Zuschauern geboten. Am Sonntag gehörte Capoeira-Tänzern die Bühne. Sie maßen sich während eines Wettbewerbs in den Disziplinen „Paarkampf“ und „Solo-Akrobatik“ in dem brasilianischen Kampftanz. Freitagabend kürte man bereits im Kongresshaus während des Tanzwettbewerbs „Raihna de Bateria“ die beste Tänzerin in Sachen Sambaschritt, Ausdruck und Choreographie.

Hunderte Menschen besuchten während des Wochenendes das Festivalgelände auf dem Schlossplatz sowie die Stände und weitere Spielflächen in der Innenstadt. Samba war zurück in Coburg, die Gassen im Zentrum nach Einbruch der Dunkelheit gefüllt mit Menschen, ebenso die Plätze vor den Bühnen. Bunt gekleidete und gut gelaunte Leute tanzten und wippten zu den Rhythmen, die den größten brasilianischen Karneval außerhalb seines Ursprungslands bestimmen.

Vieles hatte die Pause bis zum Neubeginn des Festivals am Wochenende überdauert. Hinzu gekommen war heuer ein Kinderprogramm im Hofgarten. Dort durften sich die jüngsten Besucher unter anderem mit Körperfarbe anmalen und in der Wiese toben, während ihre Eltern den Samba-Klängen lauschten.

Positives Fazit

Auf Marktplatz und Albertsplatz erlebte man Samba so nah wie an kaum einer anderen Stelle in der Stadt. Auf den beiden kleinen Spielflächen gaben die Gruppen ihr Können zum besten, nur wenige Meter von den tanzenden Zuschauern entfernt.

Die Organisatoren um Rolf Beiersdorf zogen am Sonntag ein positives Fazit des Wochenendes. Nun planen sie das nächste Samba-Fest im kommenden Jahr.

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