Bad Salzungen - Rund 500 Soldaten des Panzergrenadierbataillons 391 der Werratalkaserne Bad Salzungen sind auf dem Ehrenhain angetreten. Mit einem Appell beginnt der „Tag im Zeichen unserer Werte“. In den Reihen stehen auch drei der fünf Lebensretter, die bei einem Motorradunfall im vergangenen Juli einem jungen Mann schnell die lebensnotwendige Erste Hilfe leisteten. Dieser beherzte Einsatz passt zum thematischen Tag. Denn, erklärte Kommandeur Dominik Schellenberger, der Soldatenberuf habe zwei Seiten: Neben dem militärischen Handwerkszeug gehöre auch der soldatische Charakter dazu. „Beide Seiten bedingen einander und sind gleich wichtig“, betonte der Oberstleutnant. Werte wie Mut und Tapferkeit, Gehorsam und Disziplin, Treue und Bescheidenheit sowie Vertrauen und Kameradschaft würden sich tagtäglich offenbaren – ob im Dienst, in den sozialen Medien, in Chatgruppen oder auch ganz unerwartet wie im Juli vergangenen Jahres. Da wollte Martin Kopka aus Brandenburg am Tag des Geburtstages seines jüngeren Bruders eben nur noch mal schnell auf seine geliebte Honda steigen, um eine Runde zu drehen. In der Nähe des Truppenübungsplatzes Klietz stürzte er in einer Kurve schwer, krachte gegen mehrere Bäume sowie einen Wildzaun. Schwerstverletzt blieb er bewusstlos liegen. An den Unfall selbst hat er kaum Erinnerungen, auch die Minuten danach fehlen ihm. Er weiß nur noch, dass er weder in der Lage war zu rufen noch sich zu bewegen. Luftnot und wahnsinnige Schmerzen quälten ihn. Sein Zustand wechselte von benommen zu panisch. Da bemerkte er ein sich näherndes Fahrzeug und hoffte, dass die Insassen ihn sehen. In dem Auto saßen die fünf Soldaten aus der Werratalkaserne, die in Brandenburg im Einsatz waren. Ohne zu zögern, spulten Oberfeldwebel Andrea Pirl, Oberstabsgefreite Antonia Schäfer, Oberstabsgefreiter Kevin Schade und die Stabsgefreiten Leon Watson sowie Marlon Zacharias Biopulos das ab, was sie in ihrer Erste-Hilfe-Ausbildung gelernt haben. „Wir haben einen Notruf abgesetzt, uns um den Verletzten gekümmert und die Unfallstelle abgesperrt“, berichtet Kevin Schade. Der damals 20-jährige Martin Kopka musste mit dem Rettungshubschrauber ins Unfallkrankenhaus nach Berlin geflogen werden. Mehrere Organe waren verletzt, er drohte innerlich zu verbluten. „Ich hatte zwei Beckenbrüche und eine schwere Wirbelsäulenverletzung“, erzählt das Unfallopfer. Die Soldaten, weiß er, hätten ihm durch ihr schnelles Handeln das Leben gerettet. Deshalb ist er persönlich nach Bad Salzungen gekommen, um sich zu bedanken. Und auch, um die ein oder andere Gedächtnislücke bei einem anschließenden Gespräch zu schließen. Gemeinsam mit Kommandeur Dominik Schellenberger zeichnete er seine Lebensretter vor dem versammelten Bataillon aus – ein emotionales Wiedersehen mit seinen Lebensrettern.