Zu DDR-Zeit dachten wir, wir hätten eine fürchterliche Bürokratie – dann kamen die Wessis und haben uns gezeigt, wie das richtig gemacht wird. Der etwas angestaubte Gag aus den 1990er Jahren zeigt, dass der Ärger über die Verwaltung keineswegs eine neue Erfindung ist. Praktisch schon immer wurde über einen Wust aus Formularen, Anträgen, Genehmigungen, Erlassen, Durchschlägen und Bescheiden geklagt. Doch der Eindruck, dass inzwischen alles noch viel schlimmer geworden ist, täuscht nicht. Zum Einen hilft die Technik – Stichwort Digitalisierung – dem Wahnsinn, noch effektiver wahnsinnig zu sein. Eigentümer, die sich durch den Grundsteuererklärungs-Dschungel gekämpft und fehlerhafte Bescheide bekommen haben, können ein Lied davon singen. Zum Anderen hat die Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen zusätzlich dazu geführt, dass Verwaltungen für Anliegen der Bürger unnahbar geworden sind. Und als Drittes werden Verordnungen und Vorschriften immer intensiver, so dass dem Mitarbeiter auf dem Amt oder seinem Chef am Ende immer weniger Ermessensspielraum für eine bürgernahe Entscheidung im Einzelfall bleibt. Der Bericht des Bürgerbeauftragten müsste eigentlich ein Alarmsignal sein. Doch am Ende wird sich – wieder einmal – nichts ändern. Dafür gibt es schließlich kein Antragsformular...