Bürden Wo frische Kuchen auf Oldtimer treffen

Karl-Wolfgang Fleißig

Das traditionelle Backhausfest des Heimatvereins und ein Oldtimertreffen lockte am Samstag bei herrlichem Sommerwetter viele Gäste in den Hildburghäuser Ortsteil Bürden.

 
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Bürden - „Man soll die Feste feiern wie sie fallen“ – so heißt ein landläufiges Sprichwort. Gerade ich einer Zeit, in der sich aufgrund einer geringen Inzidenz wieder mehr Menschen treffen können, nahmen die Mitglieder des Bürdener Heimatvereins „Börner Sandhosen“ diese Möglichkeit wahr und luden am Samstag zu ihrem Backhausfest ein. Aus „taktischen und operativen Gründen“, so der Vereinsvorsitzende und Ortsteilbürgermeister Bodo Koch, habe man gleichzeitig ein erstes Oldtimertreffen im Hildburghäuser Ortsteil organisiert.

Das erste Oldtimertreffen war eine spontane Zugabe zum Backhausfest, das im vergangenen Jahr wegen Corona nicht stattfinden konnte. Eine Woche lang habe man für die Premiere der Oldtimerschau in Bürden auf Hochtouren gearbeitet, organisiert und die Leute zur Teilnahme animiert, so Bodo Koch. Der Initiator für diese Zugabe zum Backhausfest sei Apollo Pfeiffer gewesen. Vor allem in den sozialen Netzwerken habe man die Werbetrommel gerührt. Mit dem Beginn um 11 Uhr , als es die ersten Kuchen gab, war das Gelände des Bürdener Heimatvereins – das Areal des ehemaligen Kindergartens – schon gut besucht und auf dem angrenzenden Sportplatz hatten die ersten Oldtimer Aufstellung genommen.

In Bürden selbst gibt es rund 46 Traktoren und ähnliche Maschinen. Damit ist der Ort für solch ein Treffen prädestiniert. Es kamen aber nicht nur Einheimische mit ihren größeren und kleineren Fahrzeugen auf den Bürdener Sportplatz. Dabei war auch beispielsweise Pascal Höhn aus Harras mit einem Framo V 901 als Abschleppwagen. Den habe es zu DDR-Zeiten nur als Prototyp oder als Marke Eigenbau gegeben. Johannes Habermann aus Bürden war mit einem kleineren Traktor auf den Sportplatz gekommen, der ebenfalls im Eigenbau entstanden ist. Den habe sein Opa einmal zusammengeschraubt. Zwischendurch bei der Verwandtschaft, kam er etwa 2012 wieder zurück nach Bürden. Das Gefährt verfügt über zwei Getriebe, einem vom LO Robur hinten und einem Original Trabi-Getriebe vorn. Letzteres lässt sich allerdings nur im Stand zuschalten. In den größten Gängen käme das Spaßmobil bis auf gut 60 Stundenkilometer. Zu Arbeiten herangezogen wird aber noch ein ZT 323 a, der wieder zurecht gemacht wurde, so Johannes Habermann. An seinem Multicar M 22-1 DL war der Eisfelder Reiner Koch anzutreffen, wobei die Buchstaben für Drehleiter stehen. Das Fahrzeug, erstmals am 5. Mai 1967 zugelassen, ist gut in Schuss und voll funktionsfähig. Die Drehleiter ist auf zehn Meter ausfahrbar, sodass einfache Arbeiten, zum Beispiel die Dachrinne säubern, Bäume ausschneiden und weitere Kleinstreparaturen am Haus, ausgeführt werden können. Es ist eine „selbstfahrende Arbeitsmaschine“, so Rainer Koch. Der Multicar ist mit 15 PS bei 800 Kubikzentimeter Hubraum für Geschwindigkeiten von 25 Stundenkilometer zugelassen.

Es gab viele Möglichkeiten der Fachsimpelei unter Kennern von Oldtimern und natürlich auch deren eingehende Begutachtung. Der siebenjährige Linus Willig schaute sich beispielsweise den Abschlepper von Pascal Höhn an oder setzte sich auch schon einmal hinter das Lenkrad eines Schleppers. Neben den Zugmaschinen waren aber auch Personenkraftwagen oder Zweiradfahrzeuge vertreten.

Das Bürdener Backhaus steht an der Durchgangsstraße des Ortes, sodass hier die leckeren Sachen gebacken, über die Straße verkauft und mit einem Backhaus-Taxi aufs Vereinsgelände gefahren werden. Im Angebot waren zehn Obstkuchen und in der Summe 25 Zwiebelkuchen, Brot, Pizzen oder auch Bratwurst im Schlafrock. Außerdem gab’s Deftiges vom Grill.

Das Backhaus sei schon mehr als 100 Jahre alt, so Steffen Harzer. In der „neuen Zeit“, so Harzer und Anja Töpfer, gibt es das Backhausfest seit den 90er Jahren – „je nachdem, wie die Leute engagiert sind“. Da das Backhaus selbst über keinen Stromanschluss und Wasseranschluss verfügt, helfen die Nachbarn damit aus. Am Donnerstagabend sei der Backofen angeheizt worden, so Anja Töpfer, sodass am Freitagabend die ersten Kuchen gebacken werden konnten. „Am Freitag kam das halbe Dorf, um die Zwiebeln für den Zwiebelkuchen zu schneiden“, so Töpfer. Der Erfurter Sandro Witt sei extra wegen des Zwiebelkuchens mit seiner Frau nach Bürden gekommen. Steffen Harzer hatte gemeint: „Du musst hier her kommen und Zwiebelkuchen essen.“

Es war eine prima Idee der Organisatoren, zwei Veranstaltungen zu einer zusammenzufassen. Damit haben sich beide bestens ergänzt und durch die Zugabe des ersten Oldtimertreffens zum Backhausfest wohl für einen noch etwas größeren Zuspruch gesorgt. Es war ein ständiges Kommen und Gehen an diesem Samstag. Hinsichtlich des Treffens älterer Fahrzeuge sieht Ortsteilbürgermeister Bodo Koch einen Anfang. „Wenn alles gut geht, dann soll es im nächsten Jahr eine Nummer größer werden.“

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