Brotterode Verunglückte Schlittenfahrerin hielt Handy in der Hand

Thomas Heigl
Sommerrodelbahn mit Tafeln. Foto: Wolfgang Benkert/Wolfgang Benkert

Der Unfall mit einer Schwerverletzten auf der Sommerrodelbahn Brotterode ist wohl auf menschliches Versagen zurückzuführen. Das Kind steuerte den Schlitten, die Mutter filmte, sagt der Betreiber. Die Verunglückte habe sich nicht geäußert, sagt die Polizei.

 
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Brotterode - Jeremias Kümpel von der Firma Wiegand in der Rhön ist verstimmt. Nach dem Unfall am 21. Juni auf der Sommerrodelbahn im Funpark Kleiner Inselberg bei Brotterode wurden wurden von Angehörigen Vorwürfe erhoben, die aus Sicht des Rasdorfer Betriebs unangebracht sind. „Wir bedauern die Verletzung der beiden Personen“, sagt Unternehmenssprecher Kümpel der Lokalredaktion Schmalkalden. „Aber das können wir in dieser Form nicht stehen lassen.“

Kümpel spricht zwar von einem „tragischen Unfall“, doch von Schicksal zu sprechen, sei schwierig. Denn die Betreiberin der Bahn hat das letztlich glimpflich ausgegangene Unglück aufgezeichnet. Folgt man dem, was die Überwachungskameras festgehalten haben, saß Bruder Leichtfuß mit auf dem Schlitten.

„Auf den Bild- und Videoaufnahmen ist deutlich zu erkennen, dass die Mutter mit ihrem Handy in der Hand die Fahrt filmt beziehungsweise Fotos macht“, sagt Jeremias Kümpel. „Somit nicht den Bremshebel betätigt und sich auch nicht festhalten kann. Das Mädchen steuert den Schlitten, drückt den Hebel durch, was volle Geschwindigkeit bedeutet. Dadurch verliert die Mutter nach der Kurve das Gleichgewicht und es kommt zum beschriebenen Unfall.“

Die 39 Jahre alte Mutter war bei der Panne etwas schwerer, ihre sechsjährige Tochter leicht verletzt worden. Die Frau war im Krankenhaus behandelt worden. Die Polizei treffe grundsätzlich keine Aussagen, sagt die Suhler Polizeisprecherin Julia Kohl der Redaktion. Soweit bekannt, hat die Verunglückte das Klinikum aber längst verlassen. Die Polizei sei im Zuge der Ermittlungen an ihrer Darstellung interessiert. „Sie hat sich bislang aber noch nicht geäußert“, führt Kohl aus.

Bei der Sommerrodelbahn handele es sich um eine Sportanlage, auf der sich jeder Gast so zu verhalten habe, dass er weder sich selbst noch andere verletzt, erklärt Kümpel. Direkt am Start werde jeder Gast sorgfältig und gewissenhaft in die Handhabung des Beschleunigungs- und Bremshebels eingewiesen und es werde ein Bremstest durchgeführt. „Unsere Beförderungsbedingungen, die mit dem Ticketkauf akzeptiert werden, sind für alle Besucher am Eingang der Bahn gut lesbar angebracht.“

In diesen Richtlinien sei unter anderem geregelt, dass der Fahrgast auf eigenes Risiko die Sportanlage nutze. Dass die Geschwindigkeit so zu wählen sei, dass man sich und andere nicht gefährde, dass der Größere bei der Nutzung mit Kindern zwischen drei und acht Jahren immer hinten sitze und die Hände immer am Bremshebel halte. „Die Handy- und Kameranutzung während der gesamten Fahrt ist verboten.“ Mit einer klaren Beschilderung erkläre die Betreiberfirma die Nutzung der Sportanlage. Zudem weise ein Schild darauf hin, den Bremshebel dauerhaft mit den Händen festzuhalten. Weitere Hinweisschilder ständen in den Kurven und riefen zum Bremsvorgang auf. Die Mutter hatte zuvor die Rodelbahn als Solistin erfolgreich gemeistert. „Die erste Fahrt erfolgte vorbildlich und ohne Probleme“, so der Sprecher.

Die Anlage werde jährlich vom TÜV geprüft und weise keine Mängel auf.

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