Brief an Müller Ein kleiner Trost

Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

Jennifer Brüsch schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken über beispielloses Engagement.

 
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Natürlich haben Sie recht, lieber Herr Müller, ... ... dass Sie mich eigentlich als jemanden kennen, dem nicht oft die Worte fehlen. Ich beiße mir im Privaten wie auch im Job so gut wie nie auf die Zunge. Und wirklich sprachlos macht mich auch nichts. Dennoch, lieber Müller, ringe ich in meinem heutigen Brief an Sie schon eine ganze Weile um die richtigen Worte. Das werden Sie sicher verstehen. Ihnen etwas gewohnt Locker-Witziges zu schreiben, so wie normalerweise, fände ich mehr als unpassend. Und Ihnen noch einmal mein Entsetzen über diese Tragödie um das kleine, namenlose Mädchen von Geschwenda zu bekunden, will ich auch nicht. Das habe ich schon häufig getan. Was ich allerdings nicht oft genug betonen kann ist, wie sehr mich die Anteilnahme und das Engagement der Menschen nicht nur, aber vor allem in Geschwenda berühren. Dort wird nicht gesagt: „Das geht mich nichts an“. Dort wurde für einen kleinen Menschen, der seiner Chance auf eine erfüllte Kindheit, auf die erste Liebe im Teenager-Alter und auch der auf eine eigene Familie beraubt wurde, die letzte Ehre erwiesen und eine würdige Ruhestätte gestaltet. Dem wird dank des Einsatzes von Menschen mit sehr großen Herzen nun immer gedacht. Dieser kleine Engel bekommt nun durch all die „Besucher“ seines Grabes – zumindest in Gedanken – doch noch die Liebe, die er verdient hat. Ein kleiner Trost bei all der Tragik dieser Geschichte, oder Müller?

Mit freundlichen Grüßen

Jennifer Brüsch

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