Brief an Müller Beam me up, Scotty!

Berit Richter
Herr Müller bekommt täglich Post aus der Lokalredaktion. Foto: Freies Wort

Berit Richter schreibt an Herrn Müller und macht sich Gedanken zu Fußgängern, Umleitungen und Baustellen im Straßenverkehr.

 
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Natürlich haben Sie Recht, lieber Herr Müller, ... ... .... wie praktisch wäre es doch manchmal, wir könnten uns einfach beamen, so wie in Star Trek. Keine umständlichen Busfahrten, die in jedes Dorf juckeln, auch wenn dort gar keiner ein- oder aussteigen will. Keine Warterei auf den mal wieder verspäteten Zug. Kein stundenlanges Eingequetschtsein in viel zu engen Flugzeugsitzen. Einfach „Scotty, beam me up“ und schwups wäre man am Zielort.

Ich wünsche mir aktuell das Beamen für eine deutlich kürzere Strecke, nämlich die von meiner Wohnung in den Schrebergarten. Nein, lieber Müller, ich bin nicht lauffaul geworden. Ich habe nur das Gefühl, wenn es so weitergeht mit den Straßenbauarbeiten, muss ich demnächst für einen eigentlich fünfminütigen Fußweg eine Stunde Umleitung über Arnstadt laufen.

In Ichtershausen wird nämlich schnelles Internet verlegt. Eine an und für sich ja gute Sache, wenn man beim Aufreißen des halben Dorfes nur nicht die Fußgänger vergessen hätte. Das fängt schon damit an, dass der kürzeste Weg von meiner Wohnung zur Hauptstraße und damit zu Bäckerei, Post, Kindergarten, Bushaltestelle und eben auch Kleingartenanlage mal eben einfach so gesperrt wurde. Nicht etwa, weil in dieser Gasse selbst gebuddelt wird, sondern weil man wohl keine Lust hatte, am deren Ende eine kleine Fußgängerbrücke über den Graben zu legen.

Wenn der Fußgänger aus unserem Teil des Ortes nach einigem Umweg die Hauptstraße doch erreicht hat, ist er aber längst noch nicht sicher auf der anderen Seite. Die einzige Fußgängerampel wurde nämlich abgeschaltet – um Platz zu machen für jene Ampel, die nun einspurig den Autoverkehr regelt. Für den Fußgänger heißt das, er muss sich zwischen den in einer Richtung wartenden und den aus der anderen Richtung kommenden Autos irgendwie durchschlängeln, möglichst so schnell, dass er dabei nicht überfahren wird. Für Menschen mit Kinderwagen oder Gehstock echt sportlich.

Unser Bürgermeister konnte bei meiner Beschwerde nur bedauernd mit den Schultern zucken. Die Gemeinde sei nicht zuständig. Es handele sich um eine Landesstraße und die Anordnung zur Baustellenverkehrsführung komme vom Kreis. Die Gemeinde habe selbst schon wiederholt auf die Missstände hingewiesen – vergeblich. Offensichtlich sieht man bei Kreis und Land sichere Fußgängerüberwege aber als nicht so wichtig an.

Mit freundlichen Grüßen

Berit Richter

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