Breitbrunn Aus für Sandstein-Erlebniswelt

Günther Geiling

Der Breitbrunner Gemeinderat stoppt die "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein". Der Grund: die Zustimmung der Bürger würde fehlen.

 
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Breitbrunn - Auf der Zielgeraden stoppte der Gemeinderat von Breitbrunn überraschenderweise das über eine Million Euro teure Projekt "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein". Vor allem die Dimensionierung des Vorhabens, die erneute Kostensteigerung, die späteren vagen Unterhaltungskosten und auch die anscheinend fehlende Unterstützung durch die Bürger führten zu einer sehr regen Diskussion, die in den Beschluss einmündete, dass das Gremium die weitere stufenweise Beauftragung des Architektenbüros mit sechs zu sieben Stimmen ablehnte.

Gertrud Bühl hält Plädoyer für Erlebniswelt

Die bisherige Bürgermeisterin Gertrud Bühl hielt ein flammendes Plädoyer für das Projekt, das man schon seit 2010 verfolge und über das sie insbesondere auch die neun neuen Personen im Gemeinderat informieren wolle. Eigentlich wäre es ja schon im Gemeinderat beschlossen worden, aber nun wollte man anscheinend wissen, ob es in den Haushalt hineinpasse.

Das Erlebnisprojekt bezeichnete sie dabei noch einmal als "Projekt für unsere Bürger. Es zeigt unsere Vergangenheit auf, was den Ort geprägt hat und ist auch zukunftsorientiert. Die Bürger suchen auch in Zeiten von Corona Freiluftaktivitäten, wenn wir nicht mehr so verreisen können." Dabei ging sie auf die historische Bedeutung des Sandsteins ein und auf den mächtigen Industriezweig im 19. Jahrhundert mit der Herstellung von Schleifsteinen in Breitbrunn.

Das Projekt soll aber kein Museum sein, sondern ein Themenpark unter dem Motto "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein", der die Geschichte des Sandsteins und den Abbau darstelle sowie das Erbe der Väter wahre und würdige. Dabei stellte sie noch einmal die Planung mit Steinhauervilla, Bühne, Boulderstrecke und den anderen Einrichtungen vor.

In finanzieller Hinsicht erinnerte sie an den Gemeinderatsbeschluss aus 2018 mit einer Kostensumme für das Projekt mit 862 364 Euro, bei welcher die Kofinanzierung als Aufgabe der Gemeinde gesehen wurde und da auch ein Eigenanteil bis 100 000 Euro vorgesehen wurde. Sie habe auch schon Spenden gesammelt, habe nicht weiter geworben, weil noch keine Genehmigung vorlag und man ein ganzes Jahr darauf gewartet habe.

Nun habe das Architekturbüro eine Kostensteigerung von zehn Prozent eingeplant. Es könne ja sein, dass man günstiger komme als geschätzt. Dem Gemeinderat lag die Kostensumme von 1 011 500 Euro vor, die sich 2018 noch auf 862 000 Euro belaufen hatte.

Bürgermeisterin Ruth Frank meinte zu Beginn der Sitzung, sie freue sich auf den Abend, "egal wie wir uns entscheiden. Vielleicht ist es auch keine einfache Entscheidung. Wir reden über ein Stück Identifikation unseres Ortes und in der gegenwärtigen unsicheren Zeit kann das jetzt auch Hoffnung bedeuten. Das Projekt ist für unsere Bürger und ein Platz, wo wir Gemeinschaft erleben können."

Seit sie im Amt sei, habe sie sich auch mit den Kosten befasst, die nun höher als geplant seien und ob dies der Haushalt hergebe. "Der Haushalt gib es her und nun gilt es zu klären, ob ihr das Projekt wollt." Menschen würden derzeit Natur und Erholung suchen und das könne man mit dem Projekt bieten. Außerdem könne die Gemeinde auf Dauer attraktiv bleiben. "Wir haben nun die Baugenehmigung und können jetzt loslegen."

Martin Graser, Vorsitzender des Fördervereins und vom Natursteinwerk Graser, erinnerte daran, dass das Thema schon zehn Jahre alt sei "und wir hätten nie daran gedacht, dass es so lange dauert." Man habe ein Konzept erarbeitet und das Projekt habe sich gut entwickelt. Jetzt sei noch eine Busspur gefordert worden und das Architekturbüro habe die Kosten überarbeitet, wobei er die Steigerung nicht so sehe. Natürlich könne man hier nichts versprechen, was die Angebote der Baufirmen angehe und wie sich das in nächster Zeit entwickle.

Das Projekt könne auf jeden Fall Signalwirkung haben, "ist auf der Zielgeraden und ich wünsche, weiterhin Mut aufzubringen, auch wenn noch nicht alles geklärt ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Spendensumme noch erreichen, und möchte die Angst nehmen, dass der schlimmste Fall eintritt. Wichtig ist eine gut geplante Ausschreibung, dass es keine Nachträge und Änderungen gibt."

Die Diskussion wurde dann von Frank Fella eröffnet, der es als entscheidende Frage ansah, ob dies die Gemeinde stemmen könne. "100 000 Euro war für mich die Schmerzgrenze" und auch eine geringfügige Steigerung wäre noch akzeptabel. "Dass jetzt eigentlich bei der Gemeinde 400 000 Euro verbleiben, diese Summe hat uns alle geschockt."

Georg Kundmüller erinnerte ebenfalls an den Gemeinderatsbeschluss von 2018 und auch wenn noch 100 000 an Spenden abgingen, blieben immer noch 300 000. Aber auch die Bürger stünden nicht hinter dem Projekt, wie er aus vielen Gesprächen erfahren habe. "Viele wollen es nicht. Sollten wir deswegen nicht die Breitbrunner Bürger fragen, ob sie es wollen?" Ein weiteres Argument waren für ihn die Auflagen aus dem Immissionsschutz, wo man keine größeren Beschallungen vornehmen dürfe und auch die Besucher auf 200 Personen angelegt seien. Schließlich seien auch Veranstaltungen sowie der Ausschank bis 21.30 Uhr beschränkt. "Vor zwei Jahren hat man an solche Sachen nicht gedacht und ging man noch von Open Air aus. Die Jugend geht doch erst um 21.30 Uhr fort und deswegen bleibt hier die Jugend außen vor."

Martin Graser meinte, dass die gleichen Sätze der Lärmbeschränkungen auch anderswo stünden. Einziger Lärm komme von der Straße mit 80 dB (A). Schließlich kritisierte er, dass die Genehmigungsbehörde ein Jahr gebraucht habe, um dies niederzuschreiben. Dass ein solches Projekt wie die Sandsteinwelten unter den TA Lärm falle, sei für ihn unverständlich. Wenn sie die Straße nach diesen Dingen prüfen würden, wäre die Straße zu." Einzelne Geräuschspitzen dürfen laut Genehmigung tagsüber 90 dB (A) und nachts 65 dB (A) nicht und der Beurteilungspegel an den nächstliegenden Wohnungen darf bei seltenen Ereignissen 70 dB (A) tagsüber und 55 dB (A) nachts nicht überschreiten.

Für Cynthia Derra war es nicht ersichtlich, was an Kosten auf die Gemeinde wirklich zukommt. Sie glaube der Vorlage nicht, dass die Kosten für die Gemeinde mit rund 5 000 Euro stimmig seien. Auch sechs Stunden pro Woche nehme man hier noch in Kauf. Auf der anderen Seite habe man Pflichtaufgaben wie Friedhöfe, Wasser, Kanal, Kindergarten oder auch den Bürgerdienst. Mit dem Projekt mache man aber ein weiteres Fass an freiwilligen Leistungen auf. "Ist schon die Investition der Gemeinde mit 400 000 Euro oder 300 000 Euro sehr viel, bleiben uns die Betriebskosten und die Frage, ob das für uns auf Dauere leistbar ist. Ich denke da an das Zeiler Hallenbad, das auch zu einer Frage des Unterhalts wurde. Das können wir damit entsprechend gut vergleichen. Wir müssen auch an die Zukunft denken. Auch könnten wir ein Ratsbegehren beantragen." Der Dimension dieses Projektes könne sie nicht zustimmen und man könnte höchstens seine Intuition überdenken. Auch Anna Reich stellte die Frage, ob man ein abgespecktes Programm angehen könnte.

Margit Lang hob hervor, dass außer den Investitionskosten mit rund 400 000 Euro noch zusätzliche Unterhaltungskosten hängen bleiben. Und wenn eingeplante Veranstaltungen wie jetzt ausfielen, könnten die sich noch jährlich in Richtung 7 000 bis 10 000 Euro bewegen. "Das müssen wir im Hinterkopf behalten und außerdem gibt es viele vage Aussagen, ob die Spenden kommen oder nicht."

Thomas Schlee meinte, dass er heute noch nicht wisse, wie die restliche Summe von 400 000 Euro für die Gemeinde entstanden sei. Hier seien die Spenden nicht berücksichtigt und beim Kreuzweg seien auch Spenden zusammengekommen. "Ich komme auf keine 400 000 Euro und die stehen einfach im Raum."

Manfred Wolf vertrat die Meinung, dass es nichts bringe, den Bürger zu fragen. "Viele Leute haben keine Ahnung und eine Vorstellung davon, was dort geplant ist." Natürlich stünde man jetzt vor erhöhten Kosten und von den Einschränkungen durch das Landratsamt habe man auch nichts gewusst. "Aber ich gehe davon aus, dass man diese auch ändern kann."

Stefan Greul fragte nach, wie es wohl mit der ehrenamtlichen Arbeit in fünf Jahren aussehen werde. "Wir haben derzeit in allen Vereinen Schwierigkeiten und wie stellt man sich so ein Projekt dann vor? Die Zahlen sind sehr vage und die Hände hochzuheben für ein Projekt in der jetzigen Situation sei schwierig."

Zur finanziellen Situation nahm auch Geschäftsleiter Matthias Klauda von der VG Ebelsbach Stellung und erläuterte, dass die Zahl 400 000 Euro die Summe sei, die man sich nach der eingerechneten Kostenmehrung schlimmstenfalls als schlimmsten Fall für die Gemeinde vorstellen könne. Georg Kundmüller ergänzte noch, dass man erstmals in diesem Haushaltsjahr keine Steigerung bei den Einnahmen vorweisen könne und damit auch immer weniger für die Pflichtaufgaben bleibe.

Schließlich verwies Bürgermeisterin Ruth Frank darauf, dass bei einer Ablehnung auch Fördergelder verloren gingen. "Ich will nicht über die Bürger hinweg entscheiden. Aber die wenigsten können selbst entscheiden, was hier geschehen soll und was es für ein Vorteil ist. Es geht um mehr, um die Bedeutung von Breitbrunn. Wir haben die Chance, ein Projekt zu verwirklichen, das wir ohne Förderung nicht könnten." Nach dieser ausgiebigen Diskussion wollte sie aber eine Entscheidung und die fiel dann mit der denkbar knappsten Entscheidung von sechs zu sieben Stimmen gegen die Weiterführung und Beauftragung des Architekturbüros mit den nächsten Leistungsstufen aus.

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