"Nicht zuletzt aufgrund seiner Lage ist Thüringen extrem vielfältig, was das Osterbrauchtum angeht", sagt Stückrad. Neben überregionalen Bräuchen wie den Ostermessen, verzierten Osterkerzen oder Ostergebäck gebe es in Thüringen auch verschiedene lokale und regionale Bräuche, die teils aus fränkischen, sächsischen oder sorbischen Traditionen stammten.
So sei etwa in Nordthüringen bis heute in vielen Gemeinden das "Kohleschlagen" lebendig. Dabei wetteifern Teams darum, wer am schnellsten ein Stück Kohle einmal um die Gemeindegrenzen befördern kann - meist per Schläger oder mit festgelegten Wurftechniken. In vielen Regionen sei es üblich, dass der Pfarrer zu Beginn der Messe der Gemeinde einen Witz erzähle, um das "Ostergelächter" und die Freude nach der dunklen Jahreszeit zu betonen.
In der Gegend um Eisenach werden bis heute die kunstvoll mit Stoff und dem Mark von Binsen beklebten "Binseneier" hergestellt, die besonders bei Sammlern sehr gefragt sind. Aus dem fränkischen Raum habe sich die Tradition erhalten, dass Kinder eigene Körbchen herstellten und damit kleine Geschenke von ihren Taufpaten abholten, so Stückrad. Aus einer Tradition aus Sachsen und dem Sorbischen stamme der Brauch, dass junge Mädchen vor Sonnenaufgang schweigend von einer Quelle das "Osterwasser" holten, dem besondere Energien nachgesagt werde.
Osterkrone mit 16 500 handbemalten Eiern
In Thüringen weitverbreitet sei auch das "Borneshegen" - also die gemeinsame Reinigung und das Schmücken des örtlichen Brunnens. Vielerorts würden die Brunnen auch mit einer sogenannten Osterkrone verziert. Dieser Brauch habe sich erst in den 1990er-Jahren im Freistaat verbreitet und sei somit einer der jüngsten, so Stückrad.
In Ost-Thüringen hat sich diese Tradition mittlerweile zu einem wahren Besuchermagnet entwickelt: Dort haben sich elf Gemeinden zum "Osterpfad Vogtland" zusammengeschlossen. Zwischen dem 23. März und dem 6. April dreht sich dort alles um Ostern, unter anderem mit der größten Osterkrone Thüringens, in die rund 16.500 handbemalte Eier eingearbeitet wurden, erklärt Initiatorin Ingrid Wiese. Mittlerweile kämen jedes Jahr unter anderem 35 Reisebusse aus ganz Deutschland, um sich den Osterpfad anzusehen. Und obwohl es diese neue Tradition Wiese zufolge offiziell erst seit 2010 gibt, wurde sie in diesem Jahr in die Landesliste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.