Bodenrichtwerte Grundstückspreise gehen durch die Decke

Peter Rauscher
Unser Archivbild aus dem Jahr 2018 zeigt rege Bautätigkeit im Neubaugebiet Breiter Acker in Heinersreuth. Dort sind Grundstücke sehr gefragt. Foto: Andreas Harbach

Der anhaltende Bauboom wirkt sich auch auf Grundstückspreise im Landkreis Bayreuth aus. Einige Gemeinden mit Neubaugebieten sind dabei besonders gefragt.

 
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Bayreuth/Bindlach/Heinersreuth - Nicht nur die Wohnungsbaupreise sind in den vergangenen Jahren davongaloppiert, auch die Grundstückspreise folgen der Entwicklung. Bei Neubaugebieten im Landkreis Bayreuth schnellten die Preise in gefragten Orten in bislang ungeahnte Höhen.

Die Nachfrage nach Grundstücken ist in Heinersreuth und Bindlach besonders hoch, das Angebot aber besonders knapp, sagen die Bürgermeister Simone Kirschner und Christian Brunner. Zwangsläufige Folge: Die Preise gehen durch die Decke. Heinersreuth und Bindlach führen die Rangliste bei den Grundstückspreisen im Landkreis Bayreuth an. Das ergibt sich aus den Bodenrichtwerten für das Jahr 2020, die der Gutachterausschuss des Landkreises Bayreuth kürzlich vorgelegt hat. 255 Euro für den Quadratmeter listet das Gutachten für Grundstücksverkäufe in Heinersreuther Neubaugebiet auf, 200 Euro pro Quadratmeter sind es im Neubaugebiet Bindlach. Zwei Jahre zuvor lagen die Bodenrichtwerte noch bei 160 bis 200 Euro (Heinersreuth) beziehungsweise 100 bis 150 Euro (Bindlach). Hinzu kommt nach Aussage des Landratsamts Bayreuth: Die neuen Baugrundstücke (Einfamilienhäuser), für welche diese Preise bezahlt werden, sind mit 400 bis 500 Quadratmeter meistens kleiner als die Baugrundstücke früher (rund 700 bis 900 Quadratmeter).

Die Bodenrichtwerte 2020 basieren auf den Kaufpreisen der Grundstückstransaktionen der Jahre 2019 bis 2020 – sie werden für alle Landkreisgemeinden alle zwei Jahre vom Gutachterausschuss ermittelt. Gibt es keine aktuellen Käufe, werden ältere Kaufpreise zur Festsetzung des Bodenwertes genutzt und an die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse des Bewertungsgebietes angepasst.

Der Bodenrichtwert ist deshalb nicht als tatsächlicher Kaufpreis zu verstehen, gibt aber Anhaltspunkte und ist für die Festsetzung von Schenkungssteuern oder Grundsteuern von Belang. Es ist nach Aussage eines Sprechers des Landratsamtes ein „durchschnittlicher Grundstückswert innerhalb eines abgegrenzten Gebietes, für welches im Wesentlichen gleiche Nutzungs- und Wertverhältnisse vorliegen“. Tatsächlich könnten einzelne Grundstückpreise auch wesentlich höher oder auch niedriger sein.

Generell seien die Grundstückspreise in neuen Baugebieten im Landkreis gestiegen. Auch bei einzelnen Grundstücken sei - abhängig von der Lage - in bestehenden Baugebieten (Baulücken) eine Preissteigerung zu erkennen, so der Sprecher. So sei 2020 auch im Weidenberger Neubaugebiet ein Bodenrichtwert von 145 Euro ermittelt worden. Im restlichen Gemeindegebiet liegt der Richtwert dagegen wie schon 2018 bei 70 bis 80 Euro.

Einen leichten Anstieg gibt es in Pegnitz von maximal 150 auf bis zu 170 Euro. Gleich blieben die Richtwerte in Hollfeld (65 Euro /Quadratmeter) und Bad Berneck (55 bis 70 Euro/Quadratmeter). Es gibt aber auch ländliche Gemeinden mit Bodenrichtwerten von nur 30 Euro.

Die Nähe zu Bayreuth nennt der Gutachterausschuss als entscheidenden Grund, dass Heinersreuth und Bindlach die Preisliste anführen. Außerdem seien höhere Nachfrage und steigende Erschließungskosten ein Preistreiber.

Kirschner und Brunner freuen sich einerseits über die Attraktivität ihrer Gemeinden. Sie sagen aber auch: Wir dürfen nicht auf Teufel komm raus neue Baugebiete ausweisen, sondern müssen behutsam vorgehen, um die gemeindliche Infrastruktur nicht zu überlasten, Kitas zum Beispiel. Bei den hohen Grundstückspreisen haben sie Bauchgrimmen. „Wer kann sich einen Hausbau heute noch leisten?“ fragt Brunner. Ein direktes Mitspracherecht hatten beide Gemeinden bei den jüngsten Neubaugebieten nicht, weil die zuletzt erfassten neuen Grundstücke in Privatbesitz waren.

Wie schwierig es für Gemeinden sein kann, neues Bauland auszuweisen, um die hohe Nachfrage etwas besser befriedigen zu können, erlebt Brunner gerade. Seit 2019 arbeitet die Gemeinde Bindlach daran, östlich der Allersdorfer Straße und in Allersdorf neue Baugrundstücke auszuweisen. Dagegen wendet sich eine Bürgerinitiative. Sie befürchtet Flächenversiegelung und warnt vor Gefahren bei Starkregen.

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