Biosphärenreservat Ein Rhönschaf im Bundestag

Anna-Lena Bieneck
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (rechts) informierte sich am Stand des Biosphärenreservats Rhön bei Ulrike Schade über Rhönschaf, Biosphären-Schinken und Co. Foto: Pauline Riebe

Zum Abschluss der Kampagne „Verrückt auf Morgen“ reisten jüngst Vertreter der 18 deutschen Biosphärenreservate nach Berlin. Im Mittelpunkt stand die Präsentation von Themen und Projekten der Schutzgebiete – und der Austausch mit Abgeordneten. Die drei Verwaltungen des Biosphärenreservats Rhön waren dabei.

 
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Die Biosphärenreservate Deutschlands sind Teil der Nationalen Naturlandschaften (NNL). In diesem Bündnis bewahren sie zusammen mit den Nationalparks, Wildnisgebieten und Naturparks auf rund einem Drittel der Fläche Deutschlands gemeinsam mit den Menschen vor Ort die schützenswerte Natur, vermitteln Freude beim Erleben der Natur und gestalten die Zukunft nachhaltig.

Als Modellregionen, in denen vorgelebt und erprobt wird, wie ein nachhaltiges Gleichgewicht von Mensch und Natur gelingen kann, gewinnen Biosphärenreservate in Zeiten des Klimawandels, internationaler Krisen und Ressourcenknappheit immer weiter an Bedeutung. Diese Bedeutung noch stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, war im Jahr 2022 Ziel der bundesweiten Kampagne „Verrückt auf Morgen“, die die Biosphärenreservate und Nationalen Naturlandschaften im April gemeinsam gestartet hatten. Mit der Veranstaltung im Paul-Löbe-Haus in Berlin fand die Kampagne nun ihren Abschluss.

„Wir bieten uns an, der Bundespolitik bei aktuellen gesellschaftlichen Aufgaben als Umsetzungspartner zur Seite zu stehen. Dafür müssen die Biosphärenreservate und ihre Themen bekannter werden – deshalb sind wir heute hier“, sagte Walter Kemkes, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Biosphären von Nationalen Naturlandschaften. „Was die Biosphärenreservate heute regional, national und international leisten, ist in jeder Hinsicht beeindruckend“, betonte Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission. „Sie sind die ,Kümmerer‘, damit die Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Agenda 2030 wirklich und praktisch bei den Menschen ankommen. Aus diesem Grund ist die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und die Unterstützung durch die Politik zwingend notwendig.“

Jana Schimke, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Tourismus, verwies auf die Bedeutung der Biosphärenreservate als Tourismusdestinationen und Bildungsorte: „Die Biosphärenreservate bieten mit ihren zahlreichen Projekten wichtige außerschulische Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Hiermit leisten sie nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Naturbildung von Kindern und Jugendlichen, sondern tragen auch dazu bei, die Identität dieser mit ihren Regionen zu stärken.“

Sterne, Schinken, Schafwolle

Die Vielfalt der einzelnen Gebiete und der Modellcharakter der vor Ort umgesetzten Projekte wurde an den Themenständen deutlich. Im Bereich des Biosphärenreservats Rhön standen unter anderem die länderübergreifenden Projekte Sternenpark, Rhön-Wollets und Rhöner Biosphären-Schinken im Mittelpunkt. Und auch ein Rhönschaf hatten die Rhöner in den Bundestag mitgebracht. „Mit unseren Themen konnten wir viel Interesse wecken – bei allen Fraktionen und bei den unterschiedlichen Ausschüssen und dem Parlamentskreis Biosphärenreservate des Bundestags“, bilanzieren Ulrike Schade, Doris Pokorny und Torsten Raab von den drei Verwaltungsstellen des Reservats. In Gesprächen mit den Abgeordneten sei deutlich geworden, „dass wir als Biosphärenreservat im Querschnitt alle Themen vereinen – von Umwelt und Tourismus über Mobilität bis zu Gesundheit und Bildung“. Die Veranstaltung sei eine gute Chance gewesen, der Politik zu verdeutlichen: Auf insgesamt drei Prozent der Fläche Deutschlands setzen die Reservate schon vieles pilotmäßig um, was sich die Bundes- und Landespolitik vornimmt – angefangen im Kleinen, zum Beispiel bei einer gesunden, nachhaltigen Schulverpflegung, wie sie in Biosphären-Schulen und Kitas im Fokus steht. Neben den Rhöner Bundestagsabgeordneten Dorothea Bär (Bayern), Michael Brand (Hessen) und Christian Hirte (Thüringen) informierte sich unter anderem Bundesumweltministerin Steffi Lemke persönlich über Rhöner Projekte und Produkte.

Teil der Initiative war auch ein Mitmachwettbewerb für junge Menschen, bei dem die Einsendenden drei Geldpreise und die Unterstützung eines Biosphärenpartners bei der Umsetzung der eingereichten Projektidee im Bereich Zukunft und Nachhaltigkeit gewinnen konnten. VIP-Wettbewerbsbotschafter war Willi Weitzel, der zudem in der Fachjury saß – so wie Ulrike Schade, Leiterin der Biosphärenreservatsverwaltung in Zella, die die Preisverleihung im Paul-Löbe-Haus moderierte. Ein Preis ging in das Biosphärenreservat Drömling: Die Klasse 4a der Grundschule möchte ein Grünes Klassenzimmer am Schulhof errichten, damit von Frühjahr bis Herbst der Unterricht draußen stattfinden kann. Ein weiterer Preis ging nach Bad Urach (Schwäbische Alb). Für ein Biosphärenklassenzimmer soll eine zweisprachige Kinderzeitschrift mit dem Titel „Ich tu was für die Biosphäre“ herausgegeben werden. Ein weiterer Preis ging nach Laufen nahe der Biosphärenregion Berchtesgadener Land: Hier gestalten Schüler sieben Infotafeln zur Erläuterung eines angelegten Grünstreifens. Hintergründe zur Kampagne gibt es im Internet. www.verrückt-auf-morgen.de

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