Welchen Einfluss haben eine gute Motorik und genug Bewegung für die Entwicklung?
Eine eben veröffentlichte Studie der Uni Potsdam zeigt, dass bei Grundschulkindern der dritten Klasse der Motorikrückstand acht Monate zum Vergleich vor der Pandemie beträgt. Der motorische Bereich hat stärker gelitten als der kognitive Bereich wie Mathe oder Deutsch – dort beträgt der Rückstand maximal drei Monate. Viele Kinder können nicht schwimmen, das für mich zu motorischen Schlüsselkompetenzen fürs Leben zählt. Bewegung allgemein gehört zu einem gesunden Aufwachsen dazu. Sie ist wichtig für die kognitive, psychische und motorische Entwicklung.
Wie müsste man Bewegung bei Kindern fördern?
Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe, wir brauchen nach der Pandemie nicht nur ein Aufholprogramm in den Schulen für den kognitiven Bereich, sondern auch für den motorischen Bereich und für mehr Bewegung. Wir brauchen einen Bewegungspakt, mehr Ressourcen in Schulen und Kitas, damit mehr Bewegung und Sport strukturell verankert werden. Das können nicht allein die Vereine und der organisierte Sport stemmen, dorthin kommen meist die aktiven Kinder und Jugendlichen.
Beim Bewegungsgipfel im Kanzleramt Mitte Dezember wurden solche Fragen diskutiert. Sind Sie mit den Gipfelergebnissen zufrieden?
Ich bin sehr zufrieden, dass es diesen Gipfel gab und sehr viel Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt wurde. Es darf jetzt nicht bei dieser einmaligen „Gipfelbesteigung“ und den Arbeitsgruppen bleiben. Vielmehr bedarf es – ähnlich wie beim Digitalpakt für die Schulen – einer konkreten Finanzierungsgrundlage. Bei der Verteilung dieser Mittel sollten neben den Sportvereinen auch die Kommunen und die Bildungsinstitutionen (Schule, Kindergarten) in den Blick genommen werden. Nur dann gelingt es, alle zu erreichen. Der avisierte Sportentwicklungsplan wird eine große Herausforderung, da er aufgrund der föderalen Struktur mit sehr vielen Playern abgestimmt werden muss. Es lohnt sich aber für das Wohl der Menschen in Deutschland, sich auf diesen Weg zu begeben.