Beunruhigende Daten aus den Weltmeeren Warme Ozeane – heißer Sommer

Alina Lingg
Das Wasser der Ozeane ist viel zu warm. Foto: imago//M. Guyt

Das Wasser in den Weltmeeren ist so warm wie noch nie. Das wird laut Forschern Auswirkungen auf den europäischen Sommer haben.

 
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El Niño ist da: Die US-Wetterbehörde NOAA sowie die NASA meldeten am Mittwoch offiziell den Beginn des Wetterphänomens, das die Wassertemperaturen im tropischen Pazifik nach oben treibt und meist Extremwetterereignisse auslöst. Auch im Nordatlantik sind die Temperaturen der Meeresoberfläche so hoch wie noch nie. Das wird womöglich auch Auswirkungen auf das Wetter in Deutschland haben. Konkret droht in Mittel- und Westeuropa ein heißer Sommer.

„Die Bedingungen für einen vergleichsweise warmen Sommer sind auch in Deutschland deutlich gegeben“, sagt die Meeres- und Klimaforscherin Johanna Baehr, die am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit an der Uni Hamburg den Bereich Klimamodellierung leitet. Temperaturschwankungen im Ozean könnten das Auftreten von Hitzewellen und Starkregen begünstigen, so Baehr.

Eines der wärmsten Jahre aller Zeiten

Exakte Vorhersagen sind nicht sicher möglich. Jedoch: „Es wird wahrscheinlich eines der global wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturmessung werden“, meint Dietmar Dommenget, Professor an der Monash University im australischen Melbourne. Sich erwärmende Meere führten zu höheren Oberflächentemperaturen an Land, so Dommenget.

Anfang April hatten Daten der US- Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) Fachleute und die interessierte Öffentlichkeit beunruhigt. Im Mittel war die Oberflächentemperatur der Ozeane auf 21,1 Grad gestiegen – ein noch nie dagewesener Wert, der seither auch nicht so stark gesunken ist wie im Mai und Juni eigentlich üblich. Die Weltmeere speichern enorme Mengen an Energie, sodass auch Temperaturunterschiede im Nachkommabereich starke Auswirkungen haben.

Im Pazifik galt schon das nun offiziell bestätigte Wetterphänomen El Niño als Auslöser der hohen Temperaturen. Es tritt alle zwei bis sieben Jahre auf und beschreibt ungewöhnliche Änderungen der Luft- und Meeresströmungen, die in Teilen Südamerikas zu heftigen Regenfällen und Überschwemmungen führen und in Australien zu Trockenheit und Dürre.

Dieses Jahr führen offenbar mehrere sich überlagernde Effekte zu den hohen Wassertemperaturen in den Weltmeeren und zu einem überraschend starken Rückgang des antarktischen Eisschilds. Die Erwärmung des Wassers im Nordatlantik beunruhigt Experten besonders. „Sie ist doppelt so hoch wie im wärmsten Jahr zuvor und deutlich außerhalb dessen, was man erwarten würde“, sagt Till Kuhlbrodt, von der Arbeitsgruppe Ozeanografie an der britischen University of Reading. Als mögliche Gründe gelten ein Zusammenspiel von Ozean und Atmosphäre sowie die Abwesenheit von Partikeln wie Saharastaub oder Schiffsemissionen – wobei Letztere schon über Jahre reduziert worden waren.

Nicolas Gruber vom Institut für Biogeochemie und Schadstoffdynamik an der Eidgenössischen Technische Hochschule in Zürich sieht in den hohen Wassertemperaturen „in erster Linie eine Folge der menschgemachten globalen Erwärmung“. Der Grad der Erwärmung in den Ozeanen hinke ihm zufolge derjenigen an Land hinterher, werde allerdings nun immer deutlicher sichtbar.

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