Besucheransturm Bleßberg: Fest trotz Erfolgs vor dem Aus?

Karl-Wolfgang Fleißig

Auch das 30. Bleßbergfest am vergangenen Wochenende ist wieder ein Erfolg: Etwa 500 Gäste bevölkerten den Gipfel. Trotzdem könnte es das letzte seiner Art gewesen sein.

 
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Der Berg ruft“ – so hieß es am vergangenen Sonntag auf dem 867 Meter hohen Bleßberg, an der Grenze der Landkreise Hildburghausen und Sonneberg. Und sie waren gekommen, die über 500 Besucher, die das Bleßbergplateau zwischen Wanderheim und Aussichtsturm bevölkerten. Eingeladen hatte der Thüringerwald-Verein Saargrund zu seinem beliebten Bleßbergfest, das damit zum 30. Male stattgefunden hat. Die Mitglieder des Vereins haben es auch mit Hilfe weiterer engagierter Helfer geschafft, dieses Jubiläum würdig zu begehen. Die Frage wird sein, ob es das letzte dieser Bleßbergfeste ist oder es doch eine weitere Auflage im kommenden Jahr geben wird.

Begonnen hatte der Tag auf dem Bleßberg mit einem Gottesdienst im Grünen am Gipfelkreuz, den Pfarrer Johannes Dieter hielt. Für ihn war es eine Premiere, hier oben auf dem Berg einen Gottesdienst abzuhalten. Es waren auch tatsächlich Kirchenglocken zu vernehmen, die zum Gottesdienst riefen. Diese wurden allerdings von einem Tonträger eingespielt. Johannes Dieter begrüßte die Gottesdienstbesucher aus den einzelnen Orten – wie beispielsweise Sonneberg, Hirschendorf, Eisfeld, Sachsenbrunn, Crock oder auch Großbreitenbach und Ellrich. Organist Günther Schmidt begleitete den Gottesdienst am Keyboard und der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Sachsenbrunn-Stelzen hatte für den organisatorischen „Background“ gesorgt.

Viel Musik für gute Stimmung

Daran schloss sich ein musikalischer Frühschoppen mit dem Duo „Die Old Stars – Die Weiberband“ aus Sachsenbrunn an, bevor am Nachmittag „Die Ansbachtaler“ bei den Gästen für Stimmung sorgten. Die Ansbachtaler sind schon Stammgäste zu den Bleßbergfesten, werden sie doch so 20 Mal für die entsprechende Stimmung gesorgt haben. Legendär sind beispielsweise ihre Lieder „Wir sind von der Feuerwehr“, bei dem es mit einem roten Feuerwehrhelm und einer Kübelspritze oder auch beim Song von Gabalier „Ich sing ein Lied für dich“, mitten in die Gäste hinein geht.

Zum vierten Mal dabei war auch der Hellinger Ernst Langert mit seinem „Trabant-Sondermodell-Spaßvogel“, das nicht nur Kinderblicke auf sich zog. Ernst Langert ist durch seine Osterscheunen und Weihnachtsscheunen über den Landkreis Hildburghausen hinaus bekannt.

Vom Aussichtsturm auf dem Bleßbergplateau hatte man einen guten Blick über den Thüringer Wald. Die „Besteigung“ des Turms war im Eintritt von zwei Euro bereits enthalten. Es war an diesem Sonntag ein ständiges Kommen und Gehen. Die Besucher des 30. Bleßbergfestes kamen mit oder ohne Wanderstöcke heraufgewandert oder mit dem Fahrrad beziehungsweise E-Bike an. Nur in wenigen Ausnahmefällen ließen Mitglieder der Eisfelder Feuerwehr, welche die Zufahrt zum Bleßberg regelten, Autos die Zufahrtsstraße passieren. Außerdem war ein Buspendelverkehr ab der Siegmundsburger Werraquelle eingerichtet.

Mit dem Bollerwagen war Amalia mit Mutti und Großeltern aus Brünn unterwegs. Sie hatten das Auto auf einem der Parkplätze abgestellt und sich dann auf den Weg gemacht. Die Familie August aus Ellrich war das erste Mal zum Bleßbergfest gekommen. Auf der Rückreise von einem Urlaubsaufenthalt in Waffenrod-Hinterrod hatte die Familie hier einen Stopp eingelegt, was vor allem dem Gottesdienst geschuldet war, kennt man doch Pfarrer Johannes Dieter. Auch Lennik, Fabian, Pascal und Philip aus Eisfeld waren von einem Parkplatz aus auf das Bleßbergplateau mehr gelaufen als gewandert. „Unsere Eltern kommen noch, sie sind langsamer als wir“, so die Jungs. Unter die Gäste hatten sich auch Werner Borgwardt, Kreiswegewart und Bestandserfasser für Qualitätswege „Wanderbares Deutschland“, sowie Willi Lehmann, Wanderführer des Thüringerwald-Vereins und des Rennsteigvereins, gemischt. Beide kommen aus dem Thüringerwald-Verein Ilmenau.

Die „heiße Phase“ der Festvorbereitung lief für die Mitglieder des Thüringerwald-Vereins Saargrund seit etwas mehr als einer Woche. Es will viel bedacht sein, so die zweite Vorsitzende des Vereins Claudia Jonscher. Sie freut sich, dass neben den Vereinsmitgliedern auch andere Freunde des Bleßbergs auf den Verein zugekommen sind und ihre Hilfe angeboten haben. Immerhin stand zu Beginn des Jahres noch nicht fest, ob das 30. Bleßbergfest überhaupt stattfinden kann, sieht man sich doch aufgrund der Altersstruktur im Verein gehandicapt. Es fehlt ganz einfach der Nachwuchs, so der Vereinsvorsitzende Ludwig Wächter. Nicht los lässt Ludwig Wächter der Gedanke und der Wunsch nach einer Ladestation für E-Bikes. Dafür will er in den kommenden Monaten kämpfen.

Wird das 30. Bleßbergfest das letzte seiner Art gewesen sein oder wird es im kommenden Jahr das 31. Fest geben? Hier werden sich die Vereinsmitglieder und der Vorstand eine Meinung bilden müssen. Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Herrenberger sieht es so, dass das letzte Wort diesbezüglich noch nicht gesprochen ist. „Es kommt auf die Anzahl der Mitglieder an, die sich daran beteiligen werden. Diesmal haben wir wirklich alles zusammengekratzt, was wir da haben.“ Vom Erfolg wird es schließlich abhängen, ob man sich das alles noch einmal antun wird und die Versorgung sicherstellen kann.

Terminkollision

Etwas verärgert zeigte sich Hans-Jürgen Herrenberger, hieß es doch im Vorfeld für die Zweigvereine vom Thüringerwald-Verein 1880, dass mit dem 30. Bleßbergfest auch gleichzeitig das Vereinstreffen mitgestaltet werden sollte. Aus der Zeitung habe man dann erfahren, dass der Thüringerwald-Verein Masserberg an der Bergbaude ein Sommerfest gestaltet, obwohl man seitens des Masserberger Vereins bei der Terminabsprache mit dabei gewesen sei. „Das hat uns etwas geärgert.“ Insgesamt waren knapp 40 Wanderfreunde aus den Zweigvereinen Brotterode, Waffenrod-Hinterrod, Ilmenau und Neuhaus am Rennweg auf den Bleßberg gekommen. Diese Vereine erhielten für ihre Teilnahme eine Urkunde.

Der stellvertretende Hildburghäuser Landrat Dirk Lindner, der zusammen mit Schmalkalden-Meiningen-Landrätin Peggy Greiser den Bleßberg erwandert hatte, würdigte im Gespräch mit der Heimatzeitung die Arbeit des Thüringerwald-Vereins Saargrund. „Seit 30 Jahren ruft der Thüringerwald-Verein die Leute hier hoch und seit 30 Jahren kommen immer wieder ganz, ganz viele Leute.“ Er weiß, dass man immer Leute braucht, die „die Ärmel hochkrempeln“, um das Fest vorzubereiten und durchzuführen. „Ich möchte allen zum 30. Geburtstag Dankeschön sagen.“ Im Gepäck hatte Dirk Lindner auch 200 Euro – die dem Vereinskonto bereits gutgeschrieben waren. „Es ist nicht viel, aber für die Leute eine kleine Motivation“, so Lindner. „Als ich das Gerücht gehört habe, dass es das letzte Fest sein soll, da habe ich mir vor drei Wochen, als ich oben war, gleich den Ludwig geschnappt und gefragt, ob das Gerücht denn wirklich stimmt.“ Für Ludwig Wächter ist es eben schwer, immer wieder Leute zu finden, die das Fest vorbereiten und durchführen. „Aber seid so gut und findet diese Leute“, wünscht sich der stellvertretende Landrat. „Wir brauchen dieses Fest, es gehört in den Veranstaltungskalender der Region, der Stadt und des Landkreises. Es wäre wirklich schade, wenn wir das Fest nicht mehr hätten. Wir müssen wirklich sehen, dass wir dieses Bleßbergfest erhalten können.“ Einen besonderen Dank richtet Dirk Lindner an den „Ludwig“, der als „Kapitän“ das Steuer des Vereins fest in den Händen hält, die Leute zusammenhält und motiviert.

„Vielleicht kann es weitergehen“, so Ludwig Wächter. Obwohl gesundheitlich angeschlagen, ist der Vereinsvorsitzende vor Ort, will er doch das 30. Fest „mit über die Bühne bringen“. Es ist ein „Vielleicht“, das ein klein wenig Hoffnung auf ein weiteres Bleßbergfest gibt. „Aber wir sind in einem Alter, in dem wir auch viele Todesfälle zu verzeichnen haben. Es ist eben die Altersstruktur, die den Hauptgrund für einen Ausstieg aus dem Bleßbergfest zu verantworten hat. „Wir werden sehen, was wird.“ Es gibt im Verein aber auch andere Meinungen, die ein weiteres Fest kategorisch ausschließen.

Eisfelds Bürgermeister Sven Gregor, selbst Mitglied im Thüringerwald-Verein Saargrund, sieht das 30. durchaus nicht als das letzte Fest an. Nach seinen Worten wird der Verein nach neuen Wegen suchen müssen, wie künftig das Fest auf dem Bleß stattfinden kann. „Die Stadt will gerne dabei helfen und ein Konzept für das nächste Jahr mit suchen.“ In der Begrüßung der Festbesucher lobte das Eisfelder Stadtoberhaupt die Vereinsmitglieder, die „wieder keine Kosten und Mühen gescheut haben, um hier ein schönes Fest zu organisieren.“

Der Erfolg des diesjährigen Bleßbergfestes lässt eigentlich nur eine Schlussfolgerung zu: Das Bleßbergfest muss weitergehen. Ob dies so sein wird und in welcher Form, das zeigt sich im kommenden Jahr. Also müssen sich alle Bleßbergfest-Freunde gedulden und überraschen lassen. Der Dank des Vorstandes des Thüringerwald-Vereins Saargrund geht an alle, die zum Erfolg der 30. Ausgabe des Bleßbergfestes beigetragen haben.

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