Besondere Botschaften in der Krise Fantasievoll für die Menschen da sein

Von Annett Recknagel
Uwe Hanis greift während seiner Ermutigungen ab und zu auch zur Gitarre und erfreut die Menschen mit kraftspendenden Liedern Foto: Annett Recknagel

Mit täglichen Online-Andachten will Pfarrer Uwe Hanis Menschen in der Pandemie ermutigen, sie aufmuntern und ihnen Kraft zusprechen.

 
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Schmalkalden - „Habt Ihr schon einen Adventskalender?“ - mit dieser Frage wendet sich Uwe Hanis in aller Frühe an seine Zuhörer. Während eines sehr frühen Spazierganges in Springstille – der Pfarrer grüßt vom Übergang zum Wald auf einer Wiese – spricht er vom bevorstehenden Dezember und dem täglichen Türchenöffnen. Er selbst habe einen sehr speziellen Adventskalender – nämlich das Lukasevangelium. Idealerweise hat es 24 Kapitel. „Für jeden Tag eines“, sagt Hanis und regt seine aufmerksamen Hörer an, es ihm gleichzutun und täglich ein Kapitel aus dem Lukasevangelium zu lesen und damit die Zeit bis zum Heiligen Abend wohltuend zu verkürzen.

Die kurze Ermutigung an diesem Tag dauerte anderthalb Minuten. Tag für Tag gibt es eine neue. Mal länger, mal kürzer. Am 1. Dezember beispielsweise lernten die Zuhörer das Lieblings-Adventslied von Uwe Hanis kennen. „Komm, du lang ersehnter Jesus“, sang er und spielte dazu Gitarre. Vorher ermutigte er seine Hörer: „Wenn Ihr jetzt zuhört, dann macht den Text doch zu Eurem Gebet.“

Derlei Ermutigungen sendet der Pfarrer, der für Bermbach, Herges-Hallenberg, Springstille, Breitenbach und Mittelstille verantwortlich ist, keineswegs zum Selbstzweck aus. Gerade im Lockdown will er nah bei den Menschen sein und sie stärken. Und auch ihm selbst geben die Botschaften Kraft. Als sich Uwe Hanis im Frühjahr von seinen alten Gemeinden, den Methodisten in Schmalkalden und Altersbach verabschiedete, versandte er wegen des ersten Lockdowns Videobotschaften. Die Springstiller begrüßten ihren neuen Pfarrer mit einem Open-Air-Gottesdienst. Zu der Zeit gab es die ersten Lockerungen. Man durfte zusammenkommen, musste aber auf die entsprechenden Abstände achten. Allerdings war Uwe Hanis schon einige Wochen vor seiner offiziellen Amtseinführung in Springstille und Schmalkalden tätig.

Die Idee, sich in Form täglicher Ermutigungen online an die Gemeindeglieder zu wenden, entstand. „Ganz viele Menschen sprachen mich daraufhin an. Das war schon eine tolle Rückmeldung“, erzählt er. Natürlich freute ihn das. Und so behielt er die digitalen Ermutigungen bei, führte sie weiter und baute sie im zweiten Lockdown aus. Bei Facebook, Instagram und Youtube sind die kurzen Videos abzurufen. Auch über WhatsApp werden seine Mini-Andachten rege verschickt und weitergeleitet.

Und dann gibt es noch die Gebets-Spaziergänge, die Uwe Hanis so sehr liebt. „Ich kann beim Laufen sehr gut beten“, sagt er. Natürlich lässt er seine Gemeinden auch an diesen Spaziergängen teilhaben. „Ich staune oft, wie gut manche Impulse bei den Menschen ankommen“, sagt er. Gerade die unterschiedlichen Reaktionen der Leute berührten ihn sehr. Natürlich ziehen online-Botschaften auch persönliche Kontakte nach sich. Uwe Hanis wird von Menschen angesprochen, die er bis dato noch nicht kannte. Und das freut ihn. Manche Begegnung nutzt er als Anregung für neue ermutigende Worte zum Tag.

„Als Pfarrer hat man in der Pandemie mehr Zeit als sonst. Viele Veranstaltungen fallen ja aus, also braucht man neue Ideen, um den Menschen nahe zu sein.“ Oft kämen ihm die besten Einfälle bei seinen Spaziergängen.

Auch die gegenwärtige wachsende Unzufriedenheit der Menschen ist ihm nicht verborgen geblieben. Gerade deshalb vertraut er auf die Kraft der biblischen Worte und auf die Musik. Einen Plan für seine täglichen Ermutigungen hat er nicht. „Ich will kein Problembär sein, sondern die Menschen stärken und ihnen Kraft geben“, sagt er. Begonnen hat alles mit kurzen Impulsen zum „Vaterunser“. Daran an schlossen sich Lieder. Auch die „Ich bin“- Worte aus dem Johannes-Evangelium hat Hanis schon kurz besprochen.

Über die Zeit des jetzigen Teil-Lockdowns wird Hanis seine täglichen „Ermutigungen“ weiter anbieten. Weihnachten ist erst mal Pause. Da konzentriert sich der Pfarrer auf die Gottesdienste. In Bermbach und Springstille will er den Heiligen Abend vor der Kirche feiern, in Herges-Hallenberg vor der Haseltal-Halle. Geplant sind Laternengottesdienste. Beim Ordnungsamt sind sie schon beantragt. Sollte es keine Genehmigung dafür geben, dann greift Plan B. Heißt: Flyer für kurze Gottesdienste zu Hause und Geschenkpäckchen für die Menschen in den Dörfer sollen verteilt werden.

Die Kirchen werden am Heiligabend auf jeden Fall geöffnet sein. Für die Andacht zu Hause kann man sich dort das Friedenslicht aus Bethlehem holen. Am Samstag vor dem vierten Advent soll es im Haseltal ankommen und von Herges-Hallenberg aus verteilt werden. Gerade für die Feiertage hat Pfarrer Uwe Hanis genügend Pläne und Ideen. Ob und wie sie umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten. Und genau das ist das Schwierige in der Pandemie. „Wir wollen fantasievoll und kreativ für die Menschen da sein, weil Jesus für sie da ist“, so Hanis.

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