Berühmte Orgelbauer Musik zu einem 325. Geburtstag

Wolfgang Swietek
Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik ließ am Sonntag in der Oswald-Kirche von Zeilfeld die Orgel erklingen. Foto: Wolfgang Swietek

Mit einem Orgelkonzert erinnerte Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik an Johann Christian Dotzauer, den Erbauer der Orgel in der St.-Oswald-Kirche von Zeilfeld.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zeilfeld - Da hat in der vorigen Woche Patrick Gläser bei seiner „Orgel-rockt-Tour“ die Bedheimer Kilian-Kirche im Wortsinn gerockt, hat seine Zuhörer mit Melodien begeistert, die für eine Orgel nicht gerade typisch sind. Von U2 bis Pink Floyd, von Abba und Cohen bis zu den Toten Hosen. Rock und Pop querbeet.

Auch wenn Hildburghausens Kantor Torsten Sterzik am Sonntagnachmittag bei seinem Konzert in Zeilfeld bei den klassischen Orgelwerken blieb – gerockt hat er die St.-Oswald-Kirche dennoch, um bei der gleichen Formulierung zu bleiben. Wo gibt es sonst bei einem Kirchenkonzert stürmischen, nicht enden wollenden Applaus. Ja sogar Zugabe-Rufe waren – trotz des zu tragenden Mund-Nasen-Schutzes – am Ende des Konzertes unüberhörbar.

Jubiläen nicht vergessen

Lange bitten ließ sich der Kirchenmusikdirektor jedenfalls nicht – spielte in freier Improvisation „Der Mond ist aufgegangen“. Allein schon für diese Interpretation wäre ein Kommen in die Zeilfelder St.-Oswald-Kirche gerechtfertigt gewesen.

Dass Sterzik auf dieses Konzert in Zeilfeld besonderen Wert legte, hat noch einen besonderen Grund: Auch wenn im deutschlandweiten „Jahr der Orgel“ 2021 viele geplante Veranstaltungen nicht stattfinden dürfen, steht hier in der Region das 300. Jubiläum der Schwalbennestorgel in der Kilian-Kirche von Bedheim doch im Vordergrund.

Dass dadurch andere Jubiläen fast vergessen werden, will Torsten Sterzik nicht einfach hinnehmen. Und so hat er Johann Christian Dotzauer, den Erbauer der Orgel in der St.-Oswald-Kirche von Zeilfeld, in den Mittelpunkt seines Konzertes gestellt und ihm musikalisch zu dessen kürzlichem 325. Geburtstag gratuliert.

Beziehungen

Sterzik, der in seinen Konzerten nicht nur die Orgel zum Klingen bringt, sondern auch als charmanter Plauderer mit viel Wissenswertem aus der Geschichte des jeweiligen Instrumentes überzeugt, informierte über eine weitere Beziehung zu Bedheim. Denn in dem Vorgängerbau der jetzigen Zeilfelder Kirche gab es bereits eine andere Orgel. Als die Kirche den Zeilfeldern zu klein war und diese durch einen größeren Bau ersetzt worden ist, hatte Nicolaus Seeber (der Erbauer der Schwalbennestorgel von Bedheim) die Zeilfelder Orgel ausgebaut und sie nach Fertigstellung des neuen Kirchengebäudes dort wieder eingebaut.

Doch bald genügte den Zeilfeldern diese Orgel nicht mehr. Sie verkauften das Instrument nach Hindfeld und erteilten dem Orgelbauer Johann Christian Dotzauer den Auftrag, eine neue Orgel zu bauen. Was im Jahr 1767 auch geschah.

Durch etliche Orte führte Torsten Sterzik seine Zuhörer, machte sie mit Orgelbauern und Komponisten der Region bekannt, deren Werke er danach spielte.

So Präludium und Fuge in C-Dur von Johann Philipp Käfer, einem Lehrer von Nicolaus Seeber, jeweils zwei kleine Stücke von Zacharias Franck aus Reurieth und Johann Michael Bach, einem Komponisten aus der großen Bach-Familie, und weitere Stücke von Komponisten aus der Region. Mal kraftvoll, mal elegisch ließ Sterzik die Dotzauer-Orgel erklingen.

Um dann bei „Alles ist an Gottes Segen und an seiner Gnad gelegen“ aus dem Evangelischen Gesangsbuch in freier Improvisation noch einmal zu zeigen, was aus diesem Instrument alles „herauszuholen“ ist.

Spenden

Nicht nur ein musikalischer Geburtstagsgruß sollte dieses kleine Konzert sein, es war von der Kirchgemeinde auch als Benefizkonzert für die Sanierung des Kirchturmes der St.-Oswald-Kirche gedacht. 14 000 Euro sind für den ersten Bauabschnitt nötig. Und so sagte Torsten Sterzik in seiner lockeren Art: „Heute sind 28 Besucher gekommen. Wenn jeder 500 Euro auf den Spendenteller legt, kann die Sanierung des Kirchturmes beginnen!“

Die waren es dann nicht. Doch 316,50 Euro sind für eine so kleine Besucherschar in der Kirche mehr als beachtlich.

Bilder