Arnette vergleicht die Suche nach Vermissten mit einem Spezialhelikopter auf dem großen Mount Everest mit dem Aufspüren einer Nadel im Heuhaufen. Und ein Expeditionsorganisator in der Hauptstadt Kathmandu, der anonym bleiben will, betont, elektronische Geräte würden bei den rauen Bedingungen auf den hohen Bergen teils versagen: "Diese verrückten Regeln machen Behördenmitarbeiter ohne jegliche Ahnung."
Erfahrung und gute Bergführer wichtig
Um die Überlebenschancen auf dem Everest zu erhöhen, hat Arnette andere Vorschläge: Nepal könnte nur noch Bergsteiger nach oben lassen, die bereits zuvor einen 7000 Meter hohen Berg bestiegen hätten. Oder sie könnten Mindestqualifikationen für Bergführer vorgeben, damit diese ihre Kunden nie allein lassen, Warnsignale früh erkennen und gegebenenfalls vorzeitig umkehren. Oder sie könnten die Gruppengröße beschränken. Viele unerfahrene Menschen am Berg würden die Gefahr von Staus und damit auch das Sterberisiko erhöhen, bestätigt der nepalesische Bergführer Narendra Shahi Thakuri. Und gerade in Höhen über 8000 Metern - der sogenannten Todeszone - sollte man sich nur möglichst kurz aufhalten, da der Körper dort immer schwächer wird und sich nicht erholt.
Doch solche Vorschläge dürften auf taube Ohren stoßen. Denn die Einnahmen der vielen zahlungskräftigen Touristen sind wichtig für den armen Himalaja-Staat. Ein Everest-Aufstieg kostet gewöhnlich mindestens 40.000 Euro pro Person - oft auch das Doppelte. Darin enthalten sind neben dem lokalen Helferteam, das führt, Gepäck trägt und kocht, auch Unterkunft, Flugkosten und Ausrüstung samt Sauerstoffflaschen sowie die Gebühr für eine behördliche Besteigegenehmigung in Höhe von 11.000 Dollar (rund 10.000 Euro).
Und Expeditionsfirmen organisieren immer mehr Pauschalreisen zum Dach der Welt - auch für Kunden ohne Bergsteigererfahrung. Angesichts der großen Nachfrage rekrutierten einige Veranstalter inzwischen auch einheimische Bergführer und Gepäckträger mit kaum Erfahrung, heißt es aus der Bergsteiger-Community. Ob die neu obligatorisch vorgeschriebene Technik angesichts dieser Entwicklungen die Sicherheit tatsächlich erhöht, bleibt abzuwarten: Die Everest-Hauptsaison beginnt in wenigen Wochen.