Bergbau Australier wollen Thüringer Kali-Schatz heben

Tausende Menschen demonstrierten 1993 während des Internationalen Aktionstages im thüringischen Bischofferode für den Erhalt der Kaligrube. Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Dieses Vorhaben wird alte Wunden aufreißen: Ein australisches Projektentwicklungsunternehmen will in diesem Sommer mit Probebohrungen im Südharz beginnen. Das Ziel: Den Kalibergbau zu einer neuen Blüte verhelfen. Der war dort nach der Wende abgewickelt worden.

 
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Sondershausen - Der Kasseler Düngemittelkonzern K+S könnte Konkurrenz beim Abbau von Kalisalzen in Thüringen bekommen. Die australische Projektentwicklungsfirma Davenport Resources will dem Kalibergbau im Südharz in Thüringen zu einer neue Blüte verhelfen, wie das Unternehmen jetzt in einer Investoren-Konferenz mitteilte.

Schon seit Jahren ist das australische Unternehmen mit seiner Tochter Südharz Kali GmbH im Gebiet zwischen Sondershausen, Mühlhausen und Bischofferode aktiv und sondiert nach Möglichkeiten, die historischen Kalistandorte wieder zu erschließen.

Das Vorhaben dürfte in der Region viele alte Wunden aufreißen. In Bischofferode gingen die Kali-Kumpel für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze einst in Hungerstreik. Doch geholfen hat am Ende auch dieser nicht. Der Kalibergbau in Nordthüringen wurde platt gemacht.

Thüringens heutiger Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), damals Gewerkschaftssekretär, nennt diese Zeit an der Seite der Kali-Kumpel bis heute mit die emotionalste seines Lebens. Bis heute ranken sich Gerüchte um die genaueren Umstände, die zum Aus für den Kalibergbau im Südharz führten. Sollten dort gezielt Mengen vom Markt genommen werden, um die Preise nicht kaputt zu machen? Gab es geheime Absprachen zwischen führenden Politikern?

Die Australier jedenfalls wollen bis zu fünf Milliarden Tonnen Rohsalz ausfindig gemacht haben. Ihr Untersuchungsraum umfasst 500 Quadratkilometer. Ab diesem Sommer, so heißt es von dem Unternehmen, sollen Probebohrungen im Ohmgebirge beginnen. Anschließend will das Unternehmen eine Machbarkeitsstudie vorlegen.

„Wir wollen dem Kalibergbau in Thüringen zu einer neuen Blütezeit verhelfen“, sagt Jason Wilkinson, Geschäftsführer der Südharz Kali GmbH, im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Unser langfristiges Ziel ist es, ein Kalibergwerk zu errichten, das die Region wirtschaftlich stärkt und zugleich eine umweltschonende und sichere Nutzung der vorhandenen Kalivorkommen ermöglicht“, ergänzt Chris Gilchrist, Vorstandssprecher von Davenport Resources, gegenüber der Zeitung.

Der Kalibergbau hat in Thüringen eine lange Tradition, Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Schächte errichtet. Zu DDR-Zeiten war der Kaliexport wichtige Devisenquelle. Nach der politischen Wende Anfang der 90er-Jahre wurden fast alle Bergwerke stillgelegt. Geblieben ist thüringisch-hessische Verbundwerk Werra von K+S in Unterbreizbach.

Noch zu DDR-Zeiten wurden die Kalivorkommen in Thüringen vergleichsweise gut erforscht. Viele dieser Informationen hat Davenport zusammen mit dem Erwerb der Lizenzen in den vergangenen Jahren erhalten. Gilchrist geht im Gespräch mit dem Handelsblatt davon aus, dass das Unternehmen allein aus den Vorkommen im Ohmgebirge 325 Millionen Tonnen Kalisalze gewinnen könne. „Der europäische Markt braucht derzeit etwa fünf Millionen Tonnen pro Jahr“, sagt er: „Wir könnten Europa also für eine sehr lange Zeit versorgen.“

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