Beraterteam steht Patienten zur Seite Wenn die Schockdiagnose Krebs Menschen aus der Bahn wirft

Heike.Hüchtemann
Psychologin Laura Schacht, Koordinatorin Nicole Bauersachs und Sozialpädagogin Sabine Berschneider (v. rechts). Foto: / Jacob

Schockdiagnose Krebs. Die Gedankenkreisel rotieren. Sorgen und Ängste machen sich breit. Und tausend Fragen. Genau hier setzt die Krebsberatungsstelle an, die Anfang Dezember im Suhler Zentralklinikum ihren Betrieb aufgenommen hat.

 
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Suhl/Sonneberg - Auch wenn die Krebsdiagnose heutzutage nicht zwangsläufig ein Todesurteil ist, sie wirft die meisten Menschen aus der Bahn. Sie wirft Ängste auf. Und Sorgen. Sind es erst vor allem die medizinischen Fragen, folgen schnell Problemstellungen, die sich auf den Alltag beziehen. Auf die Familie, auf den Umgang mit der Krankheit, auf die weitere Existenzsicherung, auf mögliche Hilfen, auf den ganzen Papierkram ... Hier helfende Hände zu reichen, das hat sich die Krebsberatungsstelle am SRH Zentralklinikum auf die Agenda gesetzt. „Nach dem Nationalen Krebsplan des Bundesgesundheitsministeriums erhalten alle Krebspatienten bei Bedarf eine psychoonkologische Versorgung im stationären und ambulanten Bereich.

Ganz praktische Dinge

Gerade die ambulante Versorgung lag in Südthüringen viele Jahre lang brach“, sagt Christian Jacob, der Sprecher des Zentralklinikums. Nun wird die Lücke geschlossen. Die Behandlung von Krebserkrankungen sei fester Bestandteil des medizinischen Portfolios im SRH Zentralklinikum. Nun werde ein enges Netz zur ambulanten psychosozialen Betreuung von an Krebs Erkrankten und ihrer Angehörigen gespannt, erklärt Klinik-Geschäftsführer Uwe Leder.

Das Team der Beratungsstelle – Koordinatorin Nicole Bauersachs, Sozialpädagogin Sabine Berschneider und Psychologin Laura Schacht – sind für an Krebs Erkrankte und ihre Angehörigen da. „Das geschieht kostenlos und ohne Zugangsbeschränkungen. Jeder kann sich an uns wenden“, erklärt Koordinatorin Nicole Bauersachs.

Das Team ist schon in der Region bestens vernetzt und hat Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Medizinern, Krankenkassen, Behörden, Reha-Einrichtungen und vielen anderen geknüpft. „Wir fangen unsere Klienten auf, nehmen sie auf ihrem Weg an die Hand und öffnen gemeinsam mit ihnen Türen“, so Bauersachs.

Sozialpädagogin Sabine Berschneider hat bereits Erfahrungen mit der Beratung von psychisch erkrankten Menschen gesammelt. „Jetzt arbeite ich auf einem neuen Feld und bin froh, dass ich helfen und Menschen mit einer solchen einschneidenden Diagnose auch etwas abnehmen kann. Oft geht es um ganz praktische Dinge. Zum Beispiel um Reha-Maßnahmen, um sozialrechtliche Fragen, Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente sowie Wiedereingliederung in das Berufsleben. Es geht darum, wie die Betreffenden nach der Behandlung und nach dem Kampf um ihr Leben mit den Folgen umgehen und einen Abgrund überwinden können.“ Hier ebnet sie Wege beispielsweise zu Selbsthilfegruppen, vermittelt an entsprechende Stellen, wenn nach der Chemotherapie die Haare ausgefallen sind. Für manche Menschen stehen wichtige Fragen an, wie beispielsweise danach, wie sie ihren Lebensunterhalt sichern können. Oder was zu tun ist, wenn die Erwerbsminderungsrente nicht ausreicht. Oder wenn ein Schwerbeschädigtenausweis zu beantragen ist.

„Das alles ist oft nicht mit einer Beratung getan, sodass wir uns auch als Prozessbegleiter sehen“, so Sabine Berschneider. „Bei unseren Klienten gibt es viel Gesprächsbedarf“, sagt Psychologin Laura Schacht. Manchmal helfe es, dass die Menschen Dinge so offen aussprechen können, wie das in ihrer Familie manchmal nicht möglich sei. „Wir unterstützen dabei, mit der Erkrankung umgehen zu können und beraten auch die Angehörigen. Aber auch bei konkreten psychischen Problemen berate ich, helfe bei der Bewältigung von Stresssituationen und stehe ihnen bei Gedanken rund um Partnerschaft und Familie bei. Zur Bewältigung der Krankheit gehören Körper, Geist und soziales Wohlbefinden, davon bin ich überzeugt und dafür arbeite ich“, so Laura Schacht, die ihre Arbeit als sehr anspruchsvoll und sinnstiftend sieht. „Die psychoonkologische Weiterbildung wird unser Team in diesem Sinne auch noch ein Stück weiterbringen.“

Von der Ausweitung des Beratungsangebotes werden auch Betroffene im Landkreis Sonneberg profitieren, So sagt Bauersachs, in Sonneberg wolle man perspektivisch ein- bis zweimal monatlich einen Anlaufpunkt für Beratung vorhalten. Die Gespräche betreffs einer geeigneten Räumlichkeit sind bereits angelaufen. Voraussichtlich zur Jahresmitte will man starten.

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