Beleidigt und geschlagen Taxifahrer erlebte eine Horrornacht

Als Taxifahrer erlebt man vieles. Manches zur Freude, anderes zum Ärger. Heute spüren Taxifahrer mehr denn je Aggressionen. Jetzt stellte ein Taxifahrer Strafantrag.

 
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Ilmenau - Arbeiten in der Silvesternacht: Das trifft nicht nur Beschäftigte im Rettungsdienst, bei der Polizei oder der Feuerwehr, auch Taxifahrer müssen zum Jahreswechsel ran. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Viele Menschen gehen aus, es fließt Alkohol und nicht selten wird für die Rückfahrt nach Hause dann ein Taxi bestellt.

Für die Taxiunternehmen gehört die Silvesternacht zu den Haupteinnahmetagen. Da muss jeder ran, um die vorbestellten Fahrten realisieren zu können. Eine solche Fahrt sollte am Neujahrstag um 2 Uhr vom ehemaligen Restaurant „Lärcheneck“ in Ilmenau abgehen.

Was bei dieser Fahrt aber passierte, beschäftigt einen Taxifahrer aus Großbreitenbach aber so sehr, dass er es öffentlich machen möchte. Er meldet sich deshalb bei der Redaktion. Vereinbart war, so schildert er es im Gespräch mit unserer Zeitung und auch gegenüber der Polizei, dass die Fahrgäste vor dem Gebäude auf das Taxi warten sollten. Da von den im Freien stehenden Personen niemand etwas über eine bestellte Taxifahrt wusste und auch nach lautem Verkünden „Das Taxi ist da“ sich niemand rührte, sei der Taxifahrer in das Gebäude gegangen, vorschriftsmäßig mit aufgesetzter FFP2-Maske. Zwei Männer am Tresen gaben sich als Auftraggeber für das Taxi zu erkennen, einer von ihnen augenscheinlich stark angetrunken. Um die Fahrt vorschriftsmäßig vornehmen zu können, seien beide Fahrgäste aufgefordert worden, im Taxi eine FFP2-Maske zu tragen.

Maskenpflicht

Das weckte wohl die bösen Geister in dem stark angetrunkenen älteren Fahrgast. Er habe nicht nur die Maske nicht tragen wollen, er habe stattdessen den Taxifahrer nach dessen Aussage aufgefordert, er solle seine Maske abnehmen. Als der Taxifahrer auf die allgemeine Maskenpflicht im Taxi hinwies, habe der Ältere gesagt: „Da bist du mir schon mal unsympathisch!“

Das Fahrziel sei die Erfurter Straße gewesen, so der Taxifahrer. Da bei der Wahl der günstigsten Route die Hausnummer entscheidet, habe er noch einmal gezielt nachgefragt. Dieses Entgegenkommen bot erneutes Aggressionspotenzial: „In die Erfurter Straße, du Arschloch!“

Das dicke Fell des Taxifahrers musste bei dieser Fahrt aber noch dicker werden, denn die Beleidigungen ließen nicht nach. Im Gegenteil, immer wieder habe der auf dem Beifahrerplatz Sitzende den Ellenbogen in die Seite des Fahrers gestoßen. Als sich dann auch noch der jüngere Fahrgast an dieser „Unterhaltung“ beteiligte, kam es zum Eklat. Nur durch Vollbremsung habe der Taxifahrer einen Unfall verhindern können. Dennoch sei er nach diesem Schreck souverän zum Ziel weitergefahren, ohne zu wissen, welche Hausnummer denn nun angefahren werden sollte. Bei erneuter Nachfrage sei die Antwort gekommen: „In die Werkstatt, du Arschloch, in die Werkstatt.“ Ein entsprechendes Firmenschild sei nicht zu erkennen gewesen, als der Beifahrer geschrien habe: „Hier, du Wichser, halt an, sonst kriegst du eine drauf!“ Der jüngere Fahrgast stieg aus.

Aggression steigt weiter

Die Aggression des Älteren steigert sich weiter. Von „fertigmachen“ war die Rede. Schwierig, in einer solchen Situation die Ruhe zu bewahren und weiterhin sachlich und zumindest neutral zu reagieren. Das wird jedoch lebensgefährlich, wenn der Fahrgast, wie in der Anzeige bei der Polizei beschrieben, den Taxifahrer mit Gewalt zwingen will, die Kreuzung zur Langewiesener Straße ohne Rücksicht auf die Verkehrslage zu überqueren. Bis zum Ziel nahmen die aggressiven Äußerungen und die Stöße gegen die Rippen kein Ende. „Als ich kassieren wollte, weigerte er sich, den Fahrpreis von 13 Euro, den ich ihm auf dem Taxometer zeigte, zu entrichten. Ich bekäme kein Geld, weil ich zu blöde wäre und es nicht verdient hätte.“

Ohne Bezahlung kein Aussteigen, ansonsten wäre es Betrug, habe der Taxifahrer deutlich gemacht, woraufhin der Fahrgast auf dem Taxifahrer eingeschlagen habe. Ihm gelang es, über Sprechfunk die Taxi-Zentrale um Hilfe zu bitten. Über Funk hätten die Anwesenden in der Zentrale mitbekommen, dass es ein starkes Gerangel in dem Taxi gab. Der Fahrgast teilte der Zentrale mit, dass er das Taxi nicht bezahlen wolle und äußerte weitere Beschimpfungen gegen den gesandten Fahrer. Dieser habe daraufhin die Anweisung erhalten, ihn ziehen zu lassen. Man werde die Angelegenheit regeln.

Da der Name des Fahrgasts der Zentrale bekannt war, konnte der Fahrer gezielt gegen ihn bei der Polizei Strafanzeige erstatten.

Beleidigung keine Seltenheit

Wie der aus Großbreitenbach stammende Taxifahrer sagte, sei dies zwar ein sehr extremer Fall, insgesamt aber hätte die Aggressivität seit der Corona-Pandemie bei den Fahrgästen zugenommen. Gerade wenn er diese auf die Maskenpflicht im Taxi anspricht, seien Beleidigungen keine Seltenheit.

Die momentane Situation gibt Anlass für Ängste. Was der Taxifahrer schildert, können zunehmend andere Menschen berichten, verstärkt auch jene, die Hilfe leisten im Rahmen ihrer Einsätze als Rettungskräfte oder Feuerwehrleute bei Autounfällen, Bränden oder medizinischen Notfällen. „Mehr als ein Drittel hat bereits Erfahrungen mit Gewalt machen müssen. Das zeigt etwa eine repräsentative Umfrage unter 2700 Feuerwehrleuten in Niedersachsen. Am häufigsten erleben Einsatzkräfte Beschimpfungen sowie Beleidigungen durch Gesten und Worte. Das geschieht zum einen am Einsatzort, zum anderen aber auch in sozialen Medien“, geht aus einer Veröffentlichung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung hervor.

Welche Corona-Regeln im Taxi gelten, lesen Sie in unserer Bildergalerie.

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