Oben sandbelegte Straßen und Palmen, unten Korallenbänke
„Wir haben festgestellt, dass Korallen Beton lieben und sich darauf ansiedeln“, weiß der Architekt, der das Projekt mit Dutch Docklands realisiert. Der international agierende Immobilienentwickler ist auf schwimmende Bauvorhaben spezialisiert und arbeitet in einer Public-Private-Partnerschaft mit der maledivischen Regierung zusammen. An der Unterseite der schwimmenden Stadt werden künstliche Korallenbänke angebracht, die das Wachstum der Korallen auf natürliche Art anregen.
„Beton ist auch haltbarer und langlebiger als Stahl“, erklärt Olthuis die Wahl des Materials. Die bunten, ein- und zweistöckigen Häuser selbst sind allerdings aus Holz gebaut. Um sie in der Tropenhitze zu kühlen, wird sieben Grad kaltes Meerwasser aus einer Tiefe von sieben Kilometern aus dem Indischen Ozean heraufgeholt und in die Wände geleitet. Der Verzicht auf eine herkömmliche Klimaanlage spart so bis zu 60 Prozent der Energie. Die erzeugen wiederum schwimmende Solaranlagen und Strömungsturbinen.
Modernste Technik unter den Häusern bereitet das Abwasser so auf, dass damit später die Bäume gegossen werden können. Denn die Floating City, die nur 15 Bootsminuten von der Hauptstadt entfernt in der Lagune eines Korallenatolls liegt, will nicht nur dem steigenden Meeresspiegel ein Schnippchen schlagen. Sie will auch umweltschonend, klimaneutral und nachhaltig für die Zukunft gerüstet sein.
Touristen werden Tür an Tür mit Einheimischen wohnen
Wenn ab 2025 die ersten Familien auf die autofreie Floating City ziehen, wird auch ein Novum im Tourismus des beliebten Inselstaates südlich von Indien geschaffen: 55 Jahre nachdem sich die muslimisch geprägten Inseln für ausländische Besucher öffneten, werden sich hier die Einheimischen im größeren Stil mit Touristen mischen, die die Häuser kaufen oder mieten können. Bislang leben nur auf Hanimadhoo im Haa-Alifu-Atoll sowie auf wenigen kleinen, ausschließlich von Maledivern bewohnten Inseln Touristen Tür an Tür mit den Dorfeinwohnern.
„Wasser ist der perfekte Ort, wo unsere Städte wachsen können, um sie sicherer zu machen und günstiger“, sagt Olthuis. Zu den Baukosten für die Stadt möchte sich das Architekturbüro nicht äußern. Doch wenn man „um die Küstenstädte der Welt in den nächsten 100 Jahren zehn oder 15 Meter hohe Deiche bauen muss, wird das viel teurer“, so der Visionär.
Dass das so kommt, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Meeresspiegel steigt durch die globale Erwärmung. Auch wenn der Weltklimarat IPCC schätzt, dass es bis zum Ende des Jahrhunderts „nur“ etwa ein Meter sein wird – selbst das hätte schon immense zerstörerische Folgen.