Barockmusik mit dem „ensemble alle otto“ Gründungskonzert in der Kirche

Hansgeorg Enzian
Das „ensemble alle otto“ spielt am morgigen Samstag um 17 Uhr in der Wasunger Stadtkirche. Zu ihm gehören Luise Enzian (Harfe), Henriette Otto (Violine), Jule Hinrichsen (Cello) und Rüdiger Kurz (Violone). Foto:  

Barockmusik mit dem „ensemble alle otto“ erklingt am Samstag, 6. November, in der Wasunger Stadtkirche St. Trinitatis. Es handelt sich zugleich um das Gründungskonzert des Quartetts.

 
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Wasungen - Zu einer Reise durch den italienischen Barock lädt das neu gegründete „ensemble alle otto“ am Samstag, 6. November, um 17 Uhr in die Wasunger Stadtkirche ein. Veranstalter dieses besonderen Konzerts sind die Evangelische Kirchgemeinde Wasungen und der Kulturverein Weyenhof e.V., gefördert ist das Projekt über das Zukunftsprogramm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung.

Berlin, Hannover, Mailand, Württemberg – die vier Musiker des Ensembles sind gerade aus allen Himmelsrichtungen zusammengekommen, um im Wasunger Weyenhof über mehrere Tage ihr Kirchenkonzert vorzubereiten. Die Barockgeigerin Henriette Otto stammt aus Leipzig, hat ihre Ausbildung an der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt abgeschlossen und lebt in Hannover. Die Cellistin Jule Hinrichsen ist Schleswig-Holsteinerin, hat ihr Diplom an der Universität der Künste (UdK) Berlin gemacht, und in der Hauptstadt ist sie auch geblieben.

Luise Enzian, deren Familie aus Wasungen stammt, hat ihr Diplom für Konzertharfe an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen absolviert und versucht derzeit den Spagat zwischen Berlin und Mailand, wo sie ihre Weiterbildung in Barockharfe fortsetzt. Die Violone, ein tiefes Streichinstrument des Barocks, und die Diskantgambe spielt Rüdiger Kurz – er wurde in Stuttgart und Frankfurt ausgebildet. Alle vier Musiker sind national und international freiberuflich tätig und musizieren unter anderem in verschiedenen Rundfunkorchestern.

Und was spielt das Quartett? Girolamo Frescobaldi, Domenico Gabrielli, Johann Hieronymus Kapsberger, Biagio Marini, Tarquinio Merula – große Namen in der Musik Italiens im 17. Jahrhundert. Doch die Reise geht weiter – auch die Österreicher Johann Jakob Froberger und Johann Heinrich Schmelzer sind von ihren italienischen Zeitgenossen beeinflusst. Wo die Reise endet, wird natürlich auch verraten, nämlich in Wasungen, wo Johann Valentin Meder (1649-1719) zur Welt kam, der später über Kopenhagen (wo übrigens sein Bruder, der Wasunger David Bernhard Meder, Kantor an der dortigen Hauptkirche war) ins Baltikum zog. In Riga und Reval (heute Tallinn) hat Johann Valentin Meder dann Karriere gemacht. Dort ist er weit mehr bekannt als hierzulande – aber das ändert sich zur Zeit.

Der Wasunger Musikwissenschaftler Christian Kämpf hat bereits vor einigen Jahren auf die Bedeutung Meders aufmerksam gemacht, und erst vor zwei Jahren war Meder ein wichtiger Teil einer wissenschaftlichen Tagung in Tallinn. Und vor zwei Wochen waren es Pfarrer Stefan Kunze und Kantor Ulf Prieß, die in der Wasunger Stadtkirche ein „Gesprächskonzert“ gestaltet haben, bei dem die estnische Meder-Expertin Anu Schaper – umrahmt von Kantaten Meders – einen Einblick in ihre Forschungsergebnisse bot. Schaper war es auch, die darauf aufmerksam machte, wie intensiv sich Meder mit den Werken seiner italienischen Zeitgenossen beschäftigt hat.

Wie es zum Namen„ensemble alle otto“ kam, lässt sich heute nur schwer nachvollziehen. Zumal sich die vier Musiker uneinig sind. Der Otto aus „alle otto“ kann aus dem italienischen abgeleitet werden, wo das Wort „acht“ bedeutet. „Vielleicht, weil wir vier zum Musizieren acht Hände brauchen“, mutmaßt Rüdiger Kurz. „Oder weil wir alle zugleich auch Mitglieder des achtköpfigen Barockorchesters Volcania sind“, rätselt Jule Hinrichsen. „Jedenfalls hat es nichts mit meinem Nachnamen zu tun“ – darauf legt die Violinistin Henriette Otto Wert. „Der Name ist diesen Sommer bei einer Geba-Wanderung entstanden. Die ging schon morgens um 8 los – ,alle otto‘ würde man in Mailand sagen“. So die Theorie von Luise Enzian. Jedenfalls beginnt das Konzert in der Stadtkirche am Samstag nicht „alle otto“, sondern um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

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