Bamberg Bewährung für Attacke mit Pfefferspray

Udo Güldner
Bewährung für Attacke mit Pfefferspray Quelle: Unbekannt

Ein 77-Jähriger geht auf einen angeleinten Hund und dessen Frauchen los. Vor Gericht erhält er nun eine empfindliche Strafe.

 
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Bamberg - Mit Pfefferspray hatte ein 77-jähriger Rentner im August letzten Jahres eine Spaziergängerin und ihren Hund in der Nähe der Altenburg attackiert. Nun musste sich der Mann vor dem Amtsgericht Bamberg verantworten. Er wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Am meisten aber schmerzte ihn das Schmerzensgeld von 800 Euro, das er an sein Opfer zahlen muss.

Dieses Mariä Himmelfahrt ist auch in Bamberg ein ziemlich verregneter Feiertag. Gabriele S. (Name geändert) zieht es dennoch ins Freie. Zum einen ist da ihr Hund Oskar, der auch bei schlechtem Wetter seine Runde drehen möchte. Zum anderen locken einige Brombeersträuche, die sich unter der Last der Beeren biegen. Unterhalb der Altenburg wird die 59-jährige Frau fündig. Sie beginnt mit der süßen Ernte. Ihr Vierbeiner, jahrelang im Tierheim eingesperrt, erkundet derweil das Gelände ringsum. Es dauert einige Zeit, da kommt ein Wanderer den Weg entlang.

Als der ältere Mann schon von weitem den Hund sieht, beginnt er zu schimpfen und zu fluchen. Vorsichtshalber nimmt Gabriele S. ihren Oskar an die Leine und macht ihn an einem Gartentor fest. Der polternde Wanderer geht vorbei. Nach etwa zehn Minuten ist er aber wieder da. "Er fluchte, wie ich es noch nie gehört habe". Dazu tänzelt der Rentner um sie herum, kann sich gar nicht mehr beruhigen. Gabriele S. ist sprachlos. Hund Oskar schaut sich das Schauspiel derweil aus sicherer Entfernung an. "Er hat nicht einmal gebellt", so Gabriele S. Ein Polizist, der den kniehohen Mischling selbst kennenlernte, lobt dessen Zutraulichkeit. Plötzlich zieht der Rentner eine Dose mit Pfefferspray aus der rechten Jackentasche. Gabriele S. bekommt den ersten Sprühstoß ins Gesicht. Der unerwartete Schmerz durchzuckt sie. Dann wendet sich der Angreifer dem Hund zu. Der kann, weil er angebunden ist, nicht ausweichen. Auch Oskar bekommt eine Ladung ab, bleibt jaulend und verstört zurück. "Das hat mich so schockiert", so Gabriele S. Fluchtartig verlässt sie den Tatort und ruft, als sie zu Hause ist, die Polizei. Danach muss sie ins Klinikum Bamberg, um ihre geröteten Augen behandeln zu lassen. Später wird auch Oskar sich erholt haben.

Erst einmal bleibt die Identität des aggressiven Hundehassers ungewiss. Obwohl Gabriele S. eine detaillierte Beschreibung samt Mütze, Rucksack und Outdoor-Jacke abgeben kann. Doch Kommissar Zufall kommt zur Hilfe. Einige Monate später ist Gabriele S. morgens gerade auf dem Weg zur Arbeit. Da sieht sie den Rentner plötzlich mitten in Bamberg. Sie habe ihn an seinem besonderen Gang erkannt. "Der ist es!". Eine herbeigerufene Polizeistreife kann den 77-jährigen Mann überprüfen. Nun sitzt er auf der Anklagebank und ist sich keiner Schuld bewusst. "Ich weiß genau, dass sie lügt".

Vor Strafrichter Thomas Reitz kann sich der Angeklagte zuerst an gar nichts erinnern. Dann bestreitet er, überhaupt Pfefferspray besessen zu haben. Obwohl er bereits mehrere schlechte Erfahrungen mit diversen Hunden gemacht hätte. Schließlich schildert er einen Vorfall, bei dem er von einem nachgerade riesenhaften Hund angefallen und umgerannt worden sei. Er habe dann die Halterin zur Rede gestellt, sie solle ihren "Mistköter" anleinen. Von völlig widersprüchlichen Angaben des Angeklagten spricht denn auch Michael Lange. Der Rechtsanwalt aus Bamberg vertritt Gabriele S. und ärgert sich besonders über die fehlende Einsicht des Angeklagten.

Am Ende wird der bislang nicht vorbestrafte Rentner nicht mehr nur zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt. Die hatte die Staatsanwaltschaft Bamberg ursprünglich vorgesehen, um das Verfahren auf kurzem Wege ohne Prozess zu erledigen. Nun bekam er von Strafrichter Reitz, der keine Zweifel an der Schuld des 77-jährigen Mannes hatte, sogar eine kurze Freiheitsstrafe, freilich zur Bewährung. Wenn der Rentner in den nächsten beiden Jahren wieder auffällig wird, dann wird er trotz seines hohen Alters die JVA Bamberg wohl von innen kennen lernen dürfen.

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