Bahn-Tagebuch Ad hoc sag’ ich mal, das wird safe der Burner!

Ein Zug der Süd-Thüringen-Bahn am Ilmenauer Bahnhof. Foto: /Danny Scheler-Stöhr

Das Auto stehen lassen und mit dem Deutschlandticket Zug fahren. Unser Autor Danny Scheler-Stöhr ist dazu übergegangen. Dabei lernt er so einiges – diesmal über die Sprache im Wandel der Zeit.

 
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Reisen bildet, heißt es ja immer. Da ist natürlich was dran. Allerdings – und das war neu für mich – muss es dazu keine Reise an fremde, womöglich gar weit entfernte Orte sein. Nein, eine einfache Zugfahrt durch die Region tut es auch.

Und so habe ich bei einer meiner vergangenen Zugfahrten wieder einiges gelernt. Jetzt nicht unbedingt über die Orte, an denen wir da vorbeigefahren sind. Vielmehr habe ich etwas über Sprache im Wandel der Zeit gelernt.

„Yo Diggi! Auf geht’s“, sagte ein junger Mann, vielleicht Anfang 20, zu seinem Kumpel. „Wir fahren jetzt random irgendwo hin. Wird safe der Burner!“.

Sie verstehen nur Bahnhof? Dann lassen Sie mich übersetzen: „Jawohl Kumpan, so beginnt unsere Reise. Wir lassen uns einfach treiben und schauen, wohin es uns verschlägt. Das wird mit Sicherheit ein erquickliches Vergnügen!“

So funktioniert moderner Satzbau heute also. In jeden Halbsatz müssen im Idealfall drei völlig unpassend gewählte Anglizismen rein. Hauptsache, es klingt total fly.

Intelligent statt cool und hip

Aber dass manche Menschen dazu neigen, ihre Sätze mit Fremdwörtern anzureichern, ist doch eigentlich gar nicht neu. Nur der Grund dafür hat sich offenbar geändert: Denn die älteren Semester wollten damit – anders als die Jungspunde heute – nicht ausdrücken, wie cool und hip sie sind, sondern gebildeter wirken, als sie letztendlich vielleicht wirklich waren.

Erst neulich habe ich in einer Gremiensitzung den Satz gehört: „Nun, das kann ich ad hoc gerade nicht verifizieren.“ Und was soll ich sagen: Es klingt tatsächlich intelligenter als „Ey, kein Schimmer, was du da von mir willst.“ Inhaltlich meint es aber vermutlich dasselbe.

Welche der beiden Varianten nun besser ist? Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir unsere Sprache einfach so benutzen, dass möglichst viele unserer Mitmenschen verstehen, was wir von ihnen wollen. Also weder so schwülstig wie einst Goethe und Schiller noch so einen Sprachdurchfall wie die aktuelle Jugendsprache. Ich vermute allerdings, besser wird das nicht mehr. Oder um im Bahnjargon zu bleiben: Der Zug ist abgefahren. Safe Diggi!

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