Bahn soll Titel geben Coburg will, was Sonneberg schon hat

Eine junge Frau auf dem Weg zu einem Zug in Sonneberg. Seit 1952 heißt der Halt in der Spielzeugstadt offiziell „Hauptbahnhof“. Foto: imago/Westend61/imago stock&people

Das kommt selten vor: Die Coburger (Bayern) sind neidisch auf die Sonneberger (Thüringen). Es geht um einen herausgehobenen Titel, den aber nur die Deutsche Bahn vergeben kann. Bis zum Dezember wollen die Coburger gleichziehen.

 
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Sonneberg ist die einzige Stadt zwischen Rennsteig und Landesgrenze, die einen „Haupt-“Bahnhof hat. So etwas wollen die Coburger jetzt auch.

Der Bahnhof Coburger ist nach seiner Renovierung von der Allianz pro Schiene im August 2022 als „Bahnhof des Jahres“ ausgezeichnet worden. Im Dezember dieses Jahres wird er 100 Jahre alt. Die FDP-Stadtratsfraktion stellte nun einen Antrag: Die Vestestadt soll mit der Deutschen Bahn in Verhandlung treten, um zum Jubiläum eine Umbenennung in „Hauptbahnhof Coburg“ feiern zu können. Dies führe  zu einem weiteren, erheblichen Prestigegewinn auch als ICE-Halt, so die Stadträte Michael Zimmermann und Hans-Heinrich Eidt.

Im Gegenzug solle Coburg als „Geschenk“ zum 100. Geburtstag das historische Bahnhofsgebäude verschönern, indem man die vier steinernen Aufsätze über dem Haupteingang wieder in ihre ursprüngliche architektonische Form bringen lässt. Man sei sich bewusst, dass die Zustimmung der Deutschen Bahn erforderlich sei, so die Unterzeichner.

Der Coburger Bahnhof. Foto: dpa

Sonneberg mit vier Bahnhöfen

Sonneberg hat neben seinem Hauptbahnhof auch noch einen Nord-, Ost- und Westbahnhof. Die Coburger punkten mit der gleichen Anzahl: Coburg-Neuses, Coburg Nord und Coburg-Beiersdorf neben dem zentralen Bahnhof.

Am 2. November 1858 wurde der erste Sonneberger Bahnhof als Endstation der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft feierlich eingeweiht. Erst 28 Jahre später folgte am 1. Oktober 1886 mit der Inbetriebnahme der Strecke nach Lauscha der Umbau zum Durchgangsbahnhof. Allerdings zeigte sich spätestens nach der Eröffnung der Bahnlinie nach Stockheim am 1. Juni 1901, dass die vorhandenen Bahnanlagen, die 1895 von der preußischen Staatsbahn übernommen worden waren, dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen waren. Deshalb baute die Königliche Eisenbahndirektion Erfurt ab dem Jahr 1905 südöstlich vom alten Bahnhof einen neuen Bahnhof, der zwei Jahre später im Oktober 1907 in Betrieb genommen wurde. Die gesamte Bahnhofsanlage war nun viermal so groß wie zuvor und kostete ungefähr 2,7 Millionen Mark. Die Bahnsteigüberdachungen wurden erstmals im Netz der preußischen Staatsbahn als Stahlbeton-Konstruktion durch die Bauunternehmung Dyckerhoff & Widmann ausgeführt.

Mit der Einweihung der Hinterlandbahn am 1. April 1910 bekam der Bahnhof seinen vierten Anschluss an eine Bahnstrecke und wurde aufgrund des umfangreichen Güterbahnhofs mit einem Ablaufberg Eisenbahnknotenpunkt und mit 27 Gleisen und 102 Weichen als Bahnhof der Rangklasse 2 eingeordnet. Größere Zerstörungen gab es gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. So wurden von der deutschen Wehrmacht die Stellwerke gesprengt und bei einem Luftangriff durch US-amerikanische Jagdbomber Lagerschuppen und 70 Prozent der Gleis- und Weichenanlagen zerstört. Nach der Besetzung Thüringens durch die Rote Armee im Juli 1945 folgte die Betriebseinstellung auf den Hauptstrecken über die Zonengrenze nach Coburg und Stockheim. Der Bahnhof verlor viel von seiner verkehrlichen Bedeutung. Vier Gütergleise und ein Bahnhofsgleis mussten als Reparationsleistung für die Sowjetunion abgebaut werden.

Im Jahr 1952 wurde der Bahnhofsname auf Hauptbahnhof geändert, 1971 waren die beiden Stellwerke durch Neubauten ersetzt und Lichtsignale eingeführt worden. Der Umschlag auf dem Güterbahnhof gehörte in Südthüringen weiterhin zu dem umfangreichsten, auch wenn der Bahnverkehr nur über die beiden Nebenbahnen nach Ernstthal und Eisfeld mit den Spitzkehrenbahnhöfen in Lauscha bzw. Rauenstein abgewickelt werden konnte.

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