Geisa - Konventionelle Energie wird immer teurer. Die Stadt Geisa beschäftigt sich deshalb seit drei Jahren mit Alternativ-Lösungen. So entsteht für das Schlossensemble ein Nahwärmenetzwerk, welches mit Holzhackschnitzeln beheizt werden soll. Nun gibt es Überlegungen, für die Unterstadt eine größere Biomasseanlage zu errichten. Zur jüngsten Stadtratssitzung informierte Bürgermeister Martin Henkel (CDU) über den Stand der Planung.

Als Berater holten sich die Geisaer die landeseigene Gesellschaft BIOBETH (Bioenergieberatung Thüringen) ins Boot. "Wir haben verschiedene Heizstoffe untersucht. Hackschnitzel wären am günstigsten", erläuterte der Bürgermeister. Sollte die große Anlage wirklich gebaut werden, würde es sich sogar lohnen, die Hackschnitzel selbst herzustellen, zumal Geisa sehr viel Kommunalwald besitzt. Martin Henkel geht davon aus, dass die Ölpreise wieder auf das alte Niveau steigen, sobald die Wirtschaft wieder anzieht. Hackschnitzel seien hingegen im Preis ziemlich stabil, und die Option der Selbsterzeugung gebe zusätzliche Sicherheit. Bis zu 65 Prozent Fördermittel erhalten Kommunen für solche Anlagen (Privatleute bis zu 35 Prozent). Nun wird geprüft, welche Gebäude an das Wärmenetz angeschlossen werden könnten. Henkel nannte Ärztehaus, "Haus der Vereine", Altenpflegeheim, Kindergarten und die einst städtischen Wohnungen als Möglichkeiten. Auch Anwohner mit Privatgebäuden wolle man fragen, ob sie Interesse haben, sich anzuschließen.

Gespräche gibt es derzeit mit der Agrargenossenschaft. "Bei Geisa steht die große Milchviehanlage mit riesigen Auffangbecken für Gülle, die - wie in Dermbach und Kaltensundheim bereits praktiziert - auch energetisch genutzt werden kann", sagte der Bürgermeister. Biogas sei sinnvoll für Stromerzeugung mit einem Blockheizkraftwerk. Die dabei anfallende Wärme könnte in Geisa für Heizzwecke mitgenutzt werden. "Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft stellte fest, dass die Anforderungen erfüllt und die Biomasseanlage förderfähig wäre", erklärte Henkel. Nun müssten ein Interessenerkundungsverfahren durchgeführt und eine Machbarkeitsstudie angefertigt werden.

Beides kostet Geld. Ein solches Wirtschaftlichkeitskonzept würde mit 80 Prozent gefördert. Von knapp 30 000 Euro Kosten käme ein Eigenanteil von 5900 Euro auf die Stadt zu. Martin Henkel hält es für "hochgradig interessant", auf diesem Gebiet etwas zu tun. Josef Trabert (CDU) sagte, dass es am wichtigsten wäre, festzustellen, wer sich beteiligen würde und was die Anlage kostet, und ob die Stadt das Vorhaben finanzieren kann. "Wir haben kein Geld übrig, können das Projekt nur in Angriff nehmen, wenn etwas dabei herauskommt", antwortete Bürgermeister Henkel. Möglichkeiten wären, einen Partner zu suchen oder aber eine Hundert-Prozent-Finanzierung durchzurechnen. "Es geht nur, wenn wir mit dem Betrieb der Anlage mehr Geld rausholen, als Kosten entstehen. Ansonsten können wir das Projekt einstampfen", sagte Henkel. Aus wirtschaftlicher Sicht sei der Anschluss an die Hackschnitzelanlage auch für Privathaushalte interessant. Nicht nur wegen niedrigerer Kosten als für Öl und Gas, sondern auch, weil die Betriebskosten für eine eigene Heizungsanlage entfallen würden. "Ich würde das Projekt auf jeden Fall angehen", sagte Andreas Kath (CDU). Mit dem großen Stadtwald und den Möglichkeiten, die Agrargenossenschaft einzubeziehen, gebe es ein großes Potenzial.