Kaltennordheim - Wenn "Tante Irene" ihren 100. Geburtstag heute erleben würde, wäre das sicher eine große Feier geworden. Viele ihrer einstigen Schützlinge hätten einiges darum gegeben, ihr noch einmal die Hand zu halten und Danke zu sagen. Auch Klaus Scheffler. Heute ist er 68 Jahre alt. Doch vergessen hat er nichts aus der Zeit, als er zu "Tante Irene" in den Kindergarten Kaltennordheim kam. Das war 1948. Eigentlich sollte der damals einjährige Junge in ein Kinderheim. Seine Mutter lebte zu dieser Zeit mit ihm allein, musste aber das tägliche Brot verdienen, oft 12 Stunden am Tag arbeiten, um den Lebensunterhalt für sich und ihren kleinen Sohn zu verdienen. Übergangsweise war zunächst ein Unterkommen im Kindergarten und später der Umzug in ein Heim geplant. Dass es so weit nicht kam, ist "Tante Irene" zu verdanken. Sie habe damals mit ihren Kolleginnen entschieden, den kleinen Klaus bei sich aufzunehmen. Im Kindergarten gab es zu dieser Zeit eine Dienstwohnung unter dem Dach. Dort lebte Irene Stöcke, seitdem sie 1946 als Kindergartenleiterin nach Kaltennordheim kam. Für Klaus Scheffler richtete sie ein Zimmer her, in dem er 15 Jahre wohnte - von Montag bis Freitag. Am Wochenende war er dann bei seiner Mutter, die in Kaltennordheim arbeitete und lebte. So verbrachte Klaus Scheffler seine Kindheit und frühe Jugend in einer "modernen Wochenkrippe". So könne das heute gesagt werden. Besonders in dieser Zeit habe Irene Stöcke sein Leben "absolut geprägt", das ohne sie sicherlich ganz anders verlaufen wäre. "Tante Irene hat mich ein Leben lang erzogen." Wurde zur "Ersatzmutter". Sie selbst hatte keine Kinder, war nie verheiratet. Ihre ganze Liebe und Fürsorge gab sie an all ihre Schützlinge weiter, die sie in ihrer fast 30-jährigen Zeit als Kindergartenleiterin in Kaltennordheim mit großer Hingabe betreute.