Bad Salzungen Glaube in der Krise

Abendgottesdienst in der Klosterruine Mariengart (von links): Britta Witzel aus Wölferbütt (GKR), Katja Nensel aus Wölferbütt (GKR), Rainer Spiegel aus Völkershausen (Tuba), Diana Engel aus Bad Salzungen (Klinikseelsorgerin), Dietmar August aus Völkershausen (Posaune), Manfed Boullie aus Martinroda (Posaune), Pfarrerin Franziska Freiberg aus Dorndorf, Claudia Walter aus Völkershausen (Trompete), Bernd Wiese aus Wölferbütt (Trompete), Kirchenälteste Renate Enders aus Völkershausen und Klaus Enders aus Völkershausen (Leiter des Posaunenchors Völkershausen). Foto: Julia Otto

Zahlreiche Besucher kamen zum Open-Air- Gottesdienst in und an der Klosterruine Mariengart.

 
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Mariengart - "Wir sind völlig überwältigt und haben nicht mit dieser Resonanz gerechnet", sagte Organisatorin Renate Enders, Kirchenälteste aus Völkershausen. Bevor jedoch die Gäste die Klosterruine betraten, wurden ihre Hände mit Desinfektionsmittel besprüht und die Teilnehmer in einer Liste erfasst sowie auf die Hygieneregeln vor Ort aufmerksam gemacht. Schließlich handelte es sich um einen Gottesdienst in Zeiten der Corona-Pandemie.

Die gastgebenden Gemeinden des Kirchspiels Völkershausen haben in wenigen Wochen die historischen Kirchenbänke aus der St.-Annen-Kirche - die bei dem Gebirgsschlag 1989 in Völkershausen ihr Ende fand - mit viel Aufwand für diesen Tag aufbereitet.

Mit dem Läuten der Glocke, die sich im Altarraum der Ruine befindet, wurde der Gottesdienst von Bernd Wiese aus Wölferbütt eingeleitet. Für Heiterkeit sorgte der Ruf seines Enkels: "Opa, du hast gut geläutet."

Der Posaunenchor aus Völkershausen unter Leitung von Klaus Enders, der den Abendgottesdienst mitgestaltete, begann mit der Intrada von Wolfgang Brödel. Anschließend berichtete Renate Enders vom Dornröschenschlaf der Klosterruine, die seit den 1980er Jahren kaum noch genutzt wurde. "Dies soll sich aber ändern. Zusammen mit Ortsteilbürgermeister Holger Göpfert aus Wölferbütt wollen wir diesen ursprünglichen keltischen Platz für die Zukunft erhalten und den Kirchgemeinden sowie der Öffentlichkeit bei Gottesdiensten und Konzerten zur Verfügung stellen", erklärte sie und lud alle Interessierten zu einer Führung durch die Klosterruine nach dem Gottesdienst ein.

Pfarrerin Franziska Freiberg aus Dorndorf hielt zusammen mit Klinikseelsorgerin Diana Engel aus Bad Salzungen im Gottesdienst eine Dialogpredigt, in der es um den Propheten Habakuk ging, der Gottes Handeln oft einfach nicht versteht und Fragen stellt - ebenso wie sich heute angesichts der Corona-Krise viele Fragen stellen. "Wer hätte gedacht, dass die Menschen, die doch meinten das Leben und den Tod kontrollieren zu können, von einem kleinen Virus aus der Bahn gerissen werden?", so Pfarrerin Franziska Freiberg. "Ist es vielleicht an der Zeit, umzukehren, Abstand zu gewinnen, an das Gute zu glauben und unseren Halt wieder neu im Evangelium zu finden? Rettet uns vor der unterdrückenden und lebensbedrohenden Gewalt in der Welt vielleicht nur das gewaltfreie Vertrauen auf Gott und das Handeln und Entscheiden in seinem Sinne?"

Viele Besucher verweilten nach dem Gottesdienst noch in der Klosterruine, nahmen an der angebotenen Führung teil oder genossen bei Getränken und kleinen Gaumenfreuden den Sonnenuntergang in dieser beeindruckenden Atmosphäre. jlo

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