Sieben Tote bei Autounfall in Thüringen „So viel Leben in Sekunden ausgelöscht“

Von Taylan Gökalp, Christoph Zeiher und , aktualisiert am 02.04.2023 - 17:03 Uhr

Es ist ein Bild der Zerstörung, das sich auf der Bundesstraße 247 in Thüringen bietet. Nur selten fordert ein Verkehrsunfall hierzulande so viele Menschenleben. Wie konnte es dazu kommen?

 
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Bad Langensalza - Verkohlte Fahrzeugtrümmer auf der Straße, ein ausgebranntes Autowrack quer auf der Leitplanke: Ein verheerender Unfall bei Bad Langensalza (Unstrut-Hainich-Kreis) reißt sieben Menschen aus dem Leben, ein achter schwebt am  Tag danach noch immer in Lebensgefahr. Ein Gutachter ist an diesem Sonntagvormittag vor Ort, um die Hintergründe des dramatischen Abends zu beleuchten. Wann Erkenntnisse zur Ursache oder zum genauen Hergang des Unfalls vorliegen, sei derzeit nicht absehbar, sagt eine Polizeisprecherin am Sonntagvormittag. Die  Ermittlungen  zu dem  Fall  liefen erst  noch. Einen  vergleichbaren  Unfall habe es in Nordthüringen  jedenfalls bislang noch nicht gegeben  heißt es. Auch die Rettungskräfte  und die  Zeugen stehen unter Schock.

Mit 19 aus dem Leben gerissen

Fünf der  Opfer sind  junge  Menschen, alle  im Alter von 19 Jahren, die   zusammen in dem  einen  Auto gesessen   haben, das   nach  dem Crash  sofort in Flammen stand – fünf Freunde, die ihr  Leben eigentlich noch vor sich hatten.  In dem  anderen Auto verbrannte  der  60-Jährige  Fahrer, seine 73-jährige   Beifahrerin habe sich noch  aus dem Wagen retten können, heißt es von der Polizei. Auch ein Insasse des dritten Wagens starb noch am Unfallort. Neben den Toten gab es laut Feuerwehr drei Verletzte, über ihren Zustand wurde   am Sonntag nichts weiter  mitgeteilt, einer   soll jedoch weiterhin in Lebensgefahr schweben.   Sie wurden     den Angaben zufolge mit schwersten Verletzungen in umliegenden  Krankenhäuser gebracht. 

Unklar ist nach wie vor, wie es zu dem  verheerenden  Unfall  kommen  konnte  und   weshalb  so viele  Menschen bei dem Zusammenstoß ihr Leben lassen  mussten. Warum standen   die Fahrzeuge    auch so schnell  in Flammen?

Unfallort  ist die  Umgehungsstraße  von Bad Langensalza.  Die Bundesstraße 247, die  hier in   Anstiegen bergauf  eine  Überholspur hat, ist an der Unfallstelle  nur  zweispurig.  Die Stelle   gelte auch nicht als Unfallschwerpunkt, sagte  eine Polizeisprecherin, auch wenn es   auf der  Ortsumgehung   schon mehrere  Unfälle gegeben habe.

Fahrer unter Alkohol?

Nach ersten Erkenntnissen war am späten Samstagnachmittag eines der Autos aus zunächst ungeklärter Ursache in einer langgezogenen Kurve  in den Gegenverkehr geraten und in die beiden entgegenkommenden Fahrzeuge, die in Richtung Mühlhausen  fuhren,  gekracht. Zwei der Wagen, standen  bereits völlig in Flammen, als die   Feuerwehr eintraf und   brannten komplett aus. Die  „Thüringer Allgemeine“ berichtete   am Sonntag unter  Berufung auf die Polizei, dass    der mutmaßliche   Unfallverursacher, der in Richtung  Erfurt unterwegs gewesen   sei, wohl keinen  Führerschein mehr gehabt habe. Zudem  könne   ein  Alkoholkonsum nicht   ausgeschlossen    werden.

Erschütterte Reaktionen 

Wie heftig der Zusammenprall gewesen sein muss, ließ sich an den Trümmern ablesen: Zwei der Fahrzeuge wurden bis zur Unkenntlichkeit zerstört –  eines der verkohlten Wracks lag quer auf der Leitplanke, das andere blieb mit zerfetzter Karosserie auf der Straße stehen. Das dritte Auto lag umgekippt am Straßenrand. Alle Opfer starben in ihren Fahrzeugen. Die Leichen konnten nach Polizeiangaben erst geborgen werden, nachdem die Flammen gelöscht waren. Zeitweise wurden Anwohner  dazu aufgerufen, wegen der giftigen Rauchwolken Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) zeigte sich bestürzt und schrieb auf Twitter: „Ich trauere um die Toten und fühle mit den Angehörigen. So viel Leben in Sekunden ausgelöscht. Es bleibt Fassungslosigkeit.“

Innenminister Georg Maier (SPD) dankte den Hilfskräften für ihren Einsatz unter schwierigen Bedingungen und sprach von Bildern, „die noch lange nachwirken werden“. Er sei tief erschüttert, sagte Maier der „Bild“-Zeitung. „Meine Gedanken sind bei den Schwerverletzten und den Angehörigen der Toten.“

Unterstützung für die Helfer

Auch Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) zeigte sich bestürzt: „Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer und den Verletzten wünsche ich schnelle, vollständige Genesung.“ Die Unfallursachen würden untersucht und die Ergebnisse genau ausgewertet, damit künftig solche schweren Unfälle besser verhindert werden könnten, sagte Karawanskij. Sie kündigte Gespräche mit dem Projektträger der Straße an, „um der Kritik an der Verkehrsraumgestaltung nachzugehen“.

Für alle beteiligten Einsatzkräfte sei es eine besondere Herausforderung gewesen. Ihnen werde psychologische Unterstützung angeboten, hieß es. Die  Bundesstraße  bleibt bis auf weiteres  gesperrt. Wenn der Gutachter seine Arbeit abgeschlossen habe, müsse die Straße zunächst gereinigt werden, hieß es. Anschließend soll überprüft werden, ob der Straßenbelag beschädigt wurde. Davon hängt es den Angaben zufolge ab, wann die Strecke wieder für den Verkehr freigegeben werden kann.

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