Babyfreundliche Klinik Perfekt für den Start ins Leben

Freude pur: Das Team des Frau-Mutter-Kind-Zentrums freut sich über die Auszeichnung und darüber, Eltern und Babys künftig auch zertifiziert babyfreundlich versorgen zu können. Foto:  

Das Helios-Klinikum Meiningen ist die erste babyfreundliche Perinatalklinik Thüringens. Diese Auszeichnung erhielt jüngst das Frau-Mutter-Kind-Zentrum im Helios Klinikum.

 
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Der Duft nach Geborgenheit, das Spüren von Haut auf Haut, der liebevolle Blickaustausch und das Hören vertrauter Stimmen, die das Ungeborene so lange schon im Mutterleib wahrgenommen hat. Von der ersten Sekunde an. Wie wichtig dieser enge Kontakt von Mutter, Vater und Kind direkt ab der Geburt für eine stabile Eltern-Kind-Bindung ist, ist wissenschaftlich erwiesen. Gelebt wird diese Erkenntnis nur längst noch nicht überall. Umso bedeutungsvoller ist die jüngst erfolgte Auszeichnung für das Team des Frau-Mutter-Kind-Zentrums im Helios Klinikum Meiningen als „Babyfreundliches Krankenhaus“.

Damit ist das Helios Klinikum Meiningen das erste Krankenhaus Thüringens und nur eine von bundesweit insgesamt fünf Kliniken, die sowohl in der Geburtshilfe als auch in der Pädiatrie als babyfreundlich zertifiziert sind. Die Perinatalklinik hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich in der Versorgung Neugeborener an die zehn Schritte zu halten, welche die WHO (World Health Organization) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) innerhalb der gemeinsamen Initiative Babyfreundlich zum erfolgreichen Aufbau einer Eltern-Kind-Beziehung festgelegt haben. Diese richten sich nach international anerkannten wissenschaftlichen Studien, die den Aufbau einer Bindung als wesentlichen Bestandteil für eine stabile Entwicklung von Babys sehen. Insbesondere in den ersten Tagen nach der Geburt ist es demnach für Eltern und Kind wichtig, rund um die Uhr so nahe wie möglich beieinander zu sein und sich kennenzulernen. Die Förderung dieser Bindung ist ein wesentlicher Bestandteil der sogenannten B.E.St.-Kriterien, die für Bindung.Entwicklung.Stillen stehen, und auf die das Team des Frau-Mutter-Kind-Zentrums im Helios Klinikum Meiningen seinen Fokus setzt.

Ein Jahr lang hat das Team unter der Leitung der Chefärzte Dipl.-Med. Maher El Kaissi (Gynäkologie und Geburtshilfe) und Christoph Ehrsam (Kinder- und Jugendheilkunde/Pädiatrie), der Stationsleitung und Stillschwester Stefanie Schmidt sowie der Leitenden Hebamme Karoline Albrecht darauf hingearbeitet, im Helios Klinikum Meiningen das bestmögliche Umfeld für Eltern und Kind zu schaffen, die Mitarbeiter:innen zu schulen, verschiedene Angebote für Eltern zu etablieren, das Stillen intensiv zu fördern und Bindungsmaßnahmen darüber hinaus zu schaffen. Dass ihnen dies voll und ganz gelungen ist, davon konnten sich kürzlich die Prüfer:innen bei einer mehrtägigen Vor-Ort-Begehung überzeugen. „Partiell haben wir schon seit geraumer Zeit nach den Richtlinien des babyfreundlichen Konzeptes gearbeitet. Die Erfüllung aller Auflagen zur Zertifikatserteilung hat trotzdem noch einmal viel Engagement von jedem einzelnen Teammitglied gefordert. Neben den Abteilungen für Geburtshilfe und Pädiatrie haben auch die Kolleg:innen der Anästhesie sowie des Qualitätsmanagements einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Da wurde wirklich Großartiges vollbracht und ich bin stolz, solch eine Mannschaft an Bord zu haben“, betont Klinikgeschäftsführerin Claudia Holland-Jopp.

Bindung zwischen Mutter und Kind

Bereits während der Schwangerschaft entwickelt sich eine innige Bindung zwischen Mutter und Kind. Um diese Bindung auch nach der Geburt nachhaltig zu fördern, werden im Helios Klinikum Meiningen Maßnahmen wie eine aktive Stillberatung, 24-Stunden-Rooming-in und ein ununterbrochener Hautkontakt (Bonding) gefördert. Das Baby wird dabei direkt nach der Geburt auf den nackten Körper der Mutter bzw. des Vaters gelegt und kann sich so mit dem Duft der Eltern ungestört vertraut machen – sofern bei Mutter und Kind keine Komplikationen auftreten. Untersuchungen finden frühestens zwei Stunden nach der Geburt statt.

Dieser Vorgang baut Vertrauen und Geborgenheit auf. „Das 24-Stunden-Rooming-in ist darüber hinaus ebenfalls eine tolle Sache, um die Eltern-Kind-Bindung zu fördern. Dabei wird die junge Familie nach der Geburt, beziehungsweise während des gesamten Klinikaufenthaltes nicht voneinander getrennt. Diese Maßnahmen sind auch für einen positiven Stillbeginn essenziell wichtig“, erklärt Stillschwester Stefanie Schmidt.

Stillen trägt nachweislich im positiven Sinne zur körperlichen Entwicklung des Kindes bei, führt zur organischen Entlastung und ist somit wichtiger Baustein der babyfreundlichen Arbeitsweise. Deshalb fördern babyfreundliche Kliniken das Laktieren (Stillen) von Geburt an. Nach Ansicht der Initiative Babyfreundlich und den medizinischen Fachgesellschaften ist die klassische Muttermilch die beste und natürlichste Form von Säuglingsnahrung. Muttermilch ist die Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Immunsystems, da das Baby durch sie mit biologischen Abwehrstoffen versorgt wird. Zudem fördert Muttermilch die Entwicklung eines gesunden Stoffwechsels, was eine Basis für das ganze Leben darstellt. So trägt die Ernährung mit Muttermilch zu Beispiel auch dazu bei, das Risiko für Übergewicht, Allergien oder Infektionen zu reduzieren und senkt letztlich das Risiko eines plötzlichen Säuglingstodes. Babyfreundliche Kliniken sorgen daher dafür, dass Kinder länger und komplikationsloser gestillt werden können. Da dem Thema Stillen im Rahmen der Initiative Babyfreundlich eine enorme Bedeutung zugesprochen wird, bietet das Helios Klinikum Meiningen bereits in der Schwangerschaft eine umfassende Stillberatung an. Wichtig ist dem Team im Frau-Mutter-Kind-Zentrum aber auch, Müttern beizustehen, denen das Stillen nicht möglich ist – insbesondere dann, wenn es wichtige Gründe gibt, die gegen das Stillen sprechen. „Niemand muss und sollte mit Angst in eine babyfreundliche Klinik kommen. Deshalb wollen wir mit den Eltern bestenfalls auch bereits vor der Geburt ins Gespräch kommen, um falsche Vorstellungen und unnötige Ängste frühzeitig zu entdecken sowie Bedenken und Probleme aus dem Weg zu räumen“, erklärt Hebamme Karoline Albrecht.

Eine Herausforderung

Bindungen und das Stillen zu fördern stellt besonders in der Versorgung von Frühgeborenen, aber auch erkrankten Neugeborenen, eine Herausforderung dar. Im Helios Klinikum Meiningen dürfen Babys bereits ab der vollendeten 32. SSW mit einem Geburtsgewicht von 1500 Gramm betreut werden. Auch für diese kleinen Kinder soll das babyfreundliche Konzept aufgehen.

„Die lokalen Strukturen mit der Etablierung einer fachübergreifenden Perinataleinheit in unserem Klinikum ermöglichen uns, auch Frühgeborenen eine enge und andauernde körperliche Bindung zu ihren Eltern angedeihen zu lassen. Und das geht weit über das etablierte Verfahren des intermittierenden Känguruhens hinaus“, erklärt Chefarzt Christoph Ehrsam.

Wie das in der Realität funktioniert, davon konnten sich die beiden Prüfer tatsächlich live überzeugen. Denn kurz vor Beginn der Zertifizierung kam die kleine Aurélie in der 32.+2. Schwangerschaftswoche zur Welt. Nachdem sich ihre Mutter über Nacht von den vorgeburtlichen Schwangerschaftskomplikationen auf der Intensivstation erholen konnte und die kleine Kämpferin Aurélie eine für Frühgeborene nicht untypische initiale Atemschwäche überwunden hatte, konnte der Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind direkt im Familienzimmer der Kinderklinik beginnen und wurde fortan nicht mehr unterbrochen. Wie diese räumlichen Besonderheiten und die vollständige Umsetzung des babyfreundlichen Konzeptes im Helios Klinikum Meiningen zur Genesung beider beitrugen und dass dadurch letztlich auch das Stillen problemlos möglich war, beeindruckte selbst die erfahrenen Prüfer.

Angebote für junge Familien

Mit den einmal monatlich stattfindenden Elterninformationsabenden inklusive Kreißsaalführung ermöglicht das Helios Klinikum Meiningen jungen Familien, sich vor der Geburt selbst einen Überblick von der babyfreundlichen Arbeitsweise im Frau-Mutter-Kind-Zentrum zu verschaffen, Fragen offen stellen zu können und sich so bestmöglich auf die bevorstehende Geburt vorbereiten zu können. Interessierte Eltern können sich über die Hebammen-Hotline unter 03693/90 21084 anmelden. Darüber hinaus bietet das Team der Hebammen jeden Donnerstag eine Hebammensprechstunde an. Über die 24-Stunden-Stillhotline unter 03693/90 21496 stehen auch die Stillberaterinnen rund um die Uhr zur Verfügung. Unter der gleichen Nummer werden zudem Anmeldungen für den monatlich stattfindenden Still-und-Babytreff entgegengenommen. Auch die Mitarbeiter:innen der Kinderklinik stehen bei Fragen jederzeit zur Verfügung. Für darüber hinausgehende Fragen, insbesondere wenn es um die Ernährung geht, können Eltern zudem die Spezial-Sprechstunde des MVZ, Tel. (03693) 90 21 685 nutzen.

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